Urnen
(lat.), Gefäße von gebranntem Thon, die in prähistor. Gräbern, gefüllt mit der Asche von Toten, gefunden werden. (S. Prähistorische Thongefäße.) Sie sind teils noch mit der Hand [* 2] gearbeitet, teils schon auf der Töpferscheibe gedreht und gehören sonach, wie die Gräber, sehr verschiedenen Zeiten vor und nach der christl. Zeitrechnung an. Verziert sind sie meist noch sehr roh mit Punkten, kleinen ¶
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Kreisen, Wellen- und Zickzacklinien. Besonders beachtenswert sind die sog. Gesichtsurnen, auf denen am Halse primitiv ein menschliches
Gesicht
[* 4] mit Augen, Nase,
[* 5] Mund und Ohren dargestellt ist. (S. Tafel: Urgeschichte IV,
[* 3]
Fig. 11 u. 12.) Solche Gefäße, die als Graburnen
für die vom Leichenbrand herrührenden Knochenreste dienten, werden hauptsächlich in Westpreußen,
[* 6] Hinterpommern und Posen,
[* 7] dann auch in Schlesien
[* 8] gefunden; sie gehören der mittlern german. Zeit an, etwa den letzten Jahrhunderten
v. Chr.
Ähnliche Gesichtsurnen, wenn auch von anderm Typus, hat Schliemann in Troja [* 9] gefunden; oft sehen die Gesichter hier einer Eule ähnlicher als einem Menschen, so daß manche sie für Idole der Athena Glaukopis (s. Athena) gehalten haben. Dann werden Gesichtsurnen auch in Italien [* 10] in altetrusk. Gräbern und im Rheinlande gefunden; die letztern sind röm. Arbeit aus der Kaiserzeit. Ein Zusammenhang zwischen diesen verschiedenen, sowohl in chronol. wie in geogr. Hinsicht so weit voneinander stehenden Gruppen wird kaum zu entdecken sein, finden sich doch auch Gesichtsurnen in den Kulturländern Centralamerikas.