Urinsäure
,
s. v. w. Harnsäure oder Hippursäure.
Urinsäure
13 Wörter, 119 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Urinsäure,
s. v. w. Harnsäure oder Hippursäure.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Urinsäure,
soviel wie Harnsäure (s. d.) ^[= Blasensteinsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung C5H4N4O3, die sich im Muskelsafte, ...] und Hippursäure (s. d.).
C5H4N4O3 findet sich frei oder an Basen gebunden im Harn des Menschen, der fleischfressenden Säugetiere, der noch saugenden Kälber und der Vögel [* 3] (daher im Guano), in den Exkrementen der Reptilien und vieler Insekten, [* 4] ferner in Harnsteinen, Gichtknoten, auch im Blut, in der Milz, Lunge, [* 5] Leber etc. Zur Darstellung behandelt man Guano zweimal mit warmer verdünnter Salzsäure, um Ammoniak, phosphorsaure, kohlensaure und oxalsaure Salze zu entfernen, wäscht den unlöslichen Rückstand aus, behandelt ihn mit verdünnter siedender Natronlauge, welche die Harnsäure löst, fällt Verunreinigungen durch Kalkmilch und dann aus dem Filtrat die Harnsäure mit Salzsäure.
Zur Reinigung löst man die Harnsäure in Kalilauge, setzt 5 Proz. chromsaures Kali zu, filtriert durch Tierkohle, fällt die Harnsäure mit Salzsäure und kocht sie mit konzentrierter Salzsäure, bis sie farblos geworden ist. Harnsäure bildet ein farb-, geruch- und geschmackloses kristallinisches Pulver, löst sich sehr schwer in Wasser, nicht in Alkohol und Äther, leicht in konzentrierter Schwefelsäure [* 6] (und daraus durch Wasser unverändert fällbar), auch in kohlensauren, phosphor- und milchsauren Alkalien, reagiert sauer und gibt bei Einwirkung chemischer Agenzien zahlreiche Umwandlungsprodukte.
Beim Erhitzen zersetzt sie sich in Blausäure, Harnstoff etc. Unter dem Einfluß oxydierender Stoffe, wie Salpetersäure etc., liefert sie Harnstoff und Alloxan. Letzteres gibt mit Ammoniak Murexid, und wenn man daher eine kleine Menge Harnsäure mit einigen Tropfen Salpetersäure befeuchtet und erhitzt, so färbt sich der trockne Rückstand mit Ammoniak purpurrot. Die Harnsäure bildet im allgemeinen nicht leicht lösliche Salze (Urate), aus den Lösungen der neutralen fällt Kohlensäure saure Salze.
Saures harnsaures Ammoniak C5H3N4O3.NH4 ^[C5H3N4O3.NH4] ist der Hauptbestandteil der Schlangenexkremente und findet sich auch in Fiebersedimenten, der saure harnsaure Kalk (C5H3N4O3)2Ca ^[(C5H3N4O3)2Ca] in Harnsteinen, Harnsedimenten, besonders in Gichtknoten. Auch das saure harnsaure Natron C5H3N4O3Na kommt in Fiebersedimenten vor. Harnsaures Lithium ist in Wasser leicht löslich, und deshalb trinkt man lithiumhaltige Mineralwässer, um gichtische Ablagerungen von Harnsäuresalzen zu lösen.
Die Harnsäure ist eins der letzten Produkte, in welche die stickstoffhaltigen Substanzen durch den Stoffwechsel im tierischen Körper zerfallen; der größte Teil der im Organismus gebildeten Harnsäure wird aber alsbald weiter zersetzt, und ihr Stickstoff verläßt schließlich den Körper in der Form von Harnstoff. Jede Anhäufung von Harnsäure im Harn ist als ein Symptom der Störung des normalen Stoffwechsels zu betrachten. Technisch benutzt man die Harnsäure zur Darstellung von Murexid, welches aber durch die Anilinfarben in den Hintergrund gedrängt ist.