Urfé
(spr. ür-), Honoré d', franz. Romanschriftsteller, geb. zu Marseille, [* 2] ist hauptsächlich bekannt durch seinen Roman »Astrée«, der erst nach seinem Tod von seinem Sekretär [* 3] Baro beendigt wurde. Dieser allegorische Schäferroman, wahrscheinlich nach Tassos »Aminta« gearbeitet, spielt in einer Art von idealer Welt, in der als Schäfer und Schäferinnen verkleidete Personen der guten ¶
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Gesellschaft in gefühlvollen, zierlichen Tiraden lange Unterhaltungen pflegen über alles, was die damalige Zeit bewegte.
Wahrheit ist mit Dichtung gemischt; Handlung aber fehlt vollständig, dafür treten Galanterien und Liebesgeschichten ein. Dies
Buch hatte einen außerordentlichen Erfolg weit über Frankreichs Grenzen
[* 5] hinaus; erst die Meisterwerke der klassischen Zeit
vermochten seinen Einfluß zu verdrängen. Doch blieb es noch die Lieblingslektüre Lafontaines, und der
gestrenge Boileau, wenn er auch die laxe, weichliche Moral tadelt, lobt die glänzende, geistreiche Darstellung und die fein
erdachten und gut durchgeführten Charaktere. Urfé
starb Von den Ausgaben der »Astrée« nennen wir die von 1637, 5 Bde.,
und 1647, 5 Bde.; eine verkürzte Ausgabe erschien 1713 als »Nouvelle Astrée«. Die übrigen Schriften Urfés
sind unwichtig.
Vgl. Bonafous, Études sur l'Astrée et sur Honoré d'U. (Par. 1847);
Chantelauze, Étude sur les d'U. (1860).