Urethrītis
(griech.), Harnröhrenentzündung, s. Tripper.
Urethritis
5 Wörter, 59 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane
(griech.), Harnröhrenentzündung, s. Tripper.
(Gonorrhöa), eine mit Eiterabsonderung verbundene virulente Entzündung der Harnröhrenschleimhaut und die häufigste durch einen unreinen Beischlaf entstehende Krankheit. Der Tripper ist zwar nicht eine im engern Sinn venerische, d. h. syphilitische, aber doch eine in hohem Grad ansteckende Krankheit; der Ansteckungsstoff, ein Mikrokokkus (Gonococcus), als dessen Träger [* 3] der von der Harnröhren- und Scheidenschleimhaut abgesonderte Eiter anzusehen ist, haftet indes nur auf der Schleimhaut der Harnröhre, der weiblichen Scheide und der Bindehaut des Auges (Augentripper).
Der Tripper kommt sowohl beim männlichen als beim weiblichen Geschlecht vor und verläuft bald akut, bald chronisch. Der Tripper des männlichen Geschlechts kündigt sich gewöhnlich durch ein Kitzeln in der Eichel an, deren Mündung leicht verklebt. Bald rötet sich letztere, schwillt etwas an, und es treten schneidend-stechende Schmerzen, namentlich beim Urinlassen, auf. Es stellt sich dann ein mißfarbiger, später rein eiteriger Ausfluß [* 4] aus der Harnröhre ein. Die genannten Erscheinungen erreichen in der Regel den höchsten Grad am Ende der ersten acht Tage.
In der Nacht stören sehr schmerzhafte Erektionen den Schlaf. Die Schmerzen verbreiten sich in den Hodensack, machen sogar den Stuhlgang und das Sitzen lästig. Beim Urinlassen sind sie ganz besonders heftig. In der zweiten Woche lassen die Entzündungserscheinungen in der Regel etwas nach, aber der Ausfluß bleibt noch bestehen; doch ändert sich später sein Aussehen, er wird mehr schleimig, hört entweder ganz auf, oder wird chronisch: Nachtripper (gonorrhoea chronica, goutte militaire).
Dieser Verlauf ist der gewöhnliche. Zuweilen aber schreitet die Entzündung der Harnröhrenschleimhaut auf das Zellgewebe, das unter ihr liegt, fort, und es entstehen dann schmerzhafte Verdickungen, wodurch das Glied [* 5] bei den Erektionen eine Krümmung macht, die sehr schmerzhaft ist und, wenn sie auszugleichen versucht wird, kleine Blutungen veranlaßt, welche von Einrissen der Schleimhaut herrühren. Schreitet die Entzündung bis zum Blasenhals fort, so entsteht ein heftiger Urinzwang, ja unter Umständen Harnverhaltung.
Entzündet sich die Vorsteherdrüse, so klagen die Kranken über heftige Schmerzen am Damm; die geschwollene Drüse ist vom Mastdarm aus fühlbar, Harnlassen und Stuhlgang sind beschwert und äußerst schmerzhaft. Die Kranken können weder gehen, noch sitzen, sondern sind zu liegen genötigt. Auch die Lymphdrüsen in der Leistengegend sind angeschwollen, können sich entzünden und vereitern. Bei dem Nachtripper sind die Erscheinungen weniger heftig, die Schmerzen fehlen oder sind ganz unbedeutend; aber der schleimige Ausfluß kann wochen- und monatelang fortbestehen.
Die Mündung der Harnröhre verklebt, namentlich gern über Nacht. Als Folgen des Trippers sind vornehmlich Verengerungen der Harnröhre, die meist tief nach hinten sitzen, hervorzuheben (s. Striktur). Die Behandlung des Trippers erfordert vor allem Ruhe und gleichmäßige Wärme, [* 6] gegen heftige Entzündungserscheinungen und Hodenschwellung Kälte, Blutegel [* 7] oder feucht-warme Bähungen, innerlich kühlende Salze und beruhigende Mittel, fleißiges Wassertrinken und schmale, reizlose Diät.
Vor allen Dingen hat sich der Kranke des Biergenusses gänzlich zu enthalten, beim Gehen ein Suspensorium zu tragen. Als spezifische Mittel gelten der Kopaivabalsam und der Kubebenpfeffer, doch kommt man in den allermeisten Fällen bei richtigem Allgemeinverhalten auch ohne sie ans Ziel. Später, wenn die Schmerzen nachlassen, wende man leicht zusammenziehende Einspritzungen (schwache Lösungen von Zinksulfat) in die Harnröhre an, gegen die schmerzhaften Erektionen Opium, Lupulin. Der Tripper beim weiblichen Geschlecht beschränkt sich fast niemals auf die Harnröhre, er ist vielmehr nur eine Teilerscheinung des bösartigen weißen Flusses (s. d.). Bei beiden Geschlechtern kann der Tripper mit Syphilis kompliziert sein (s. Syphilis). - Über Eicheltripper s. Eichelentzündung.