Urämīe
(griech.), die
Vergiftung des
Bluts mit
Urin, resp. dem wichtigsten
Bestandteil desselben, nämlich
Harnstoff,
tritt ein, wenn die Abscheidung des
Harns durch die
Nieren unterbrochen ist und die durch den
Harn ausscheidenden
Stoffe im
Blut
zurückbleiben. Namentlich geschieht dies bei der
Brightschen Nierenkrankheit (vgl.
Nierenentzündung)
und bei akuten Infektionskrankheiten. Außer der verminderten oder gänzlich unterdrückten Ab- und
Ausscheidung des
Harns,
welcher, wenn vorhanden, stets stark eiweißhaltig ist, äußert sich die Urämie
auch noch durch die nach
Harn riechenden
Absonderungen,
namentlich durch den urinösen
Schweiß, welcher, wenn er auf der
Haut
[* 2] eintrocknet, einen pulverförmigen,
weißlichen Belag zurückläßt
(Uridrosis).
Das
Gehirn
[* 3] ist bei der Urämie
stets schwer affiziert, denn Kopfweh,
Schwindel,
Angst und
Unruhe, später
Schlafsucht, lähmungsartige
Zustände, tiefe
Betäubung (sogen. urämisches
Koma) sind konstante
Symptome der Urämie
Gewöhnlich ist auch heftiges
Fieber vorhanden.
Die
Krankheit tritt fast immer ziemlich plötzlich ein in Form von urämischen Krampfanfällen, welche
oft eine große
Ähnlichkeit
[* 4] mit epileptischen Anfällen darbieten können, sich jedoch dadurch unterscheiden, daß sie vorher
gesunde, nicht erblich belastete
oder an
Epilepsie leidende
Personen befallen, daß sie nicht so plötzlich enden, sondern in
längere komatöse
Perioden übergehen, und daß man wohl immer durch den stark eiweißhaltigen
Harn ein
Nierenleiden feststellen kann.
Leichtere
Grade der Urämie
gehen vorüber, können sich aber je nach der zu
Grunde liegenden
Ursache
leicht wiederholen und deuten
auf schwere, nicht selten unheilbare Nierenaffektionen hin. Die urämischen Anfälle, welche bei Schwangern durch den
Druck
des
Uterus auf die
Harnleiter mitunter zu stande kommen, gestatten die günstigste Vorhersage, da mit der
Entfernung des
Kindes auch die
Ursache der Urämie
beseitigt wird.
Tritt Urämie
bei lange bestandenem Nierenleiden ein, wenn etwa schon
Wassersucht und allgemeine
Blutarmut besteht, so ist sie von übelster Bedeutung und geht häufig unmittelbar in den
Tod
über. Die Behandlung fällt zusammen mit der Behandlung der
Nierenkrankheit, besteht vornehmlich in schweißtreibenden
Mitteln,
besonders Einhüllung in wollene
Decken, Dampfbädern, Abführmitteln.
Vgl.
Leube, Die Behandlung der Urämie
(Wiesb. 1883);
Landois,
Die Krampferscheinungen bei Urämie
(Wien
[* 5] 1889).