Untertasna
(Kt. Graubünden). Bündnerischer Verwaltungs- und Gerichtskreis des Bezirkes Inn im Unter Engadin. Er liegt zu beiden Seiten des Inn, der ihn in nö. Richtung durchfliesst. Im O. wird er auf der linken Thalseite begrenzt durch das ihn vom Kreis Remüs trennende Val Sinestra, auf der rechten Thalseite durch einen zwischen Val d'Uina und Val d'Assa sich erhebenden Bergrücken, der ihn z. T. wieder vom Kreis Remüs, in seinem weitern Verlauf aber von Tirol trennt;
im S. trennt ihn die Ofenbergkette vom Bezirk Münsterthal;
im W. grenzt er an den Kreis Obtasna, und zwar verläuft hier die Grenze auf der rechten Thalseite im allgemeinen in der Richtung des Scarlthales, auf der linken Seite in derjenigen des Val Tasna;
im N. trennt ein östl. Ausläufer des Silvrettagebietes den Kreis Untertasna
von Tirol. Er umfasst die drei
Gemeinden
Fetan,
Schuls und
Sent, die alle am linken Thalgehänge gelegen sind:
Fetan auf hohem und aussichtsreichem
Plateau (1648
m),
Sent 200 m tiefer (1433 m) und
Schuls wieder 200 m tiefer (1228 m).
Der unterste Teil des Dorfes Schuls reicht beinahe bis an das Ufer des Inn hinab. Auf der rechten Seite des Flusses und zwar in der Tiefe des Thales liegt nur der zur Gemeinde Sent gehörende Weiler Sur En. Die Thalstrasse durchzieht den Kreis, berührt aber direkt nur Schuls, von wo aus auch Kunststrassen abzweigen, die Fetan und Sent mit der Hauptverkehrsader verbinden. Von Schuls nach Samaden einerseits und nach Nauders im Tirol andrerseits fahren täglich mehrere Posten.
Eine Eisenbahn von
Bevers nach
Schuls wird nächstens gebaut werden. Alle drei Gemeinden des Kreises Untertasna
, unter denen
der berühmte Kurort
Schuls die führende Stelle einnimmt, besitzen Telegraphen- und Telephonbureau. 564
Häuser, 2486 Ew.
(2145 Reformierte, 341 Katholiken; 2016 romanisch, 323 deutsch, 144 italienisch und 3 französisch Sprechende).
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner aller drei Gemeinden ist die Landwirtschaft und zwar vornehmlich Alpwirtschaft, Wiesenbau
und Viehzucht, welche den früher hier einheimischen Getreidebau fast ganz verdrängt haben.
Der Kreis zählt 126 Pferde, 1468 Stück Rindvieh, 507 Schweine, 1454 Schafe, 1455 Ziegen und 258 Mienenstöcke.
In
Schuls ist das Hotelwesen mit Fremdenverkehr sehr bedeutend. Ausser den bekannten
Mineralquellen von
Schuls entspringt auf
dem Gebiet des Kreises in dem zu
Sent gehörenden
Val Sinestra eine arsenhaltige Quelle, die in neuerer Zeit sehr vielfach
zu Kurzwecken (und zwar zum
Baden sowohl als zum Trinken) verwendet wird. Bürger aller drei Gemeinden
sind heute noch vielfach Besitzer von Droguerien, Kaffeewirtschaften und Konditoreien im Ausland, besonders Italien. Dort
bringen sie einen grossen Teil ihres Lebens zu, kehren aber von Zeit zu Zeit in die Heimat zurück, und wenn sie alt werden,
ziehen sie sich, ihr Geschäft einer jüngern Generation überlassend, gänzlich in ihr heimatliches
Dorf zurück. Während
Fetan früher zum Zivilgericht Obvaltasna gehörte, bildeten die beiden Gemeinden
Schuls und
Sent zusammen
das Zivilgericht Untervaltasna. Seit 1852 sind sie zum Kreis Untertasna
vereinigt.