Unsterblic
hkeit
(Unsterblic
hkeit der
Seele), die Fortdauer der Persönlichkeit nach dem
Tode des Leibes, auf der
Stufe der
Naturreligion
fast überall in Gestalt des
Geister und Gespensterglaubens, in den
Religionen des
Altertums entweder in der
Form der
Seelenwanderung
(Indien), oder in derjenigen eines Schattenlebens im
Hades (Griechen) oder im
Scheol
(Hebräer) u. dgl.
auftretend, dagegen im spätern
Judentum, im
Christentum und
Islam fast unablösbar verbunden mit der
Vorstellung der
Auferstehung
(s. d.). In schulmäßiger Form wurde der
Begriff der Unsterblic
hkeit zuerst entwickelt und begründet von
Platon,
Cicero
und andern
Philosophen des
Altertums. Im Anschluß an ihre
Methode hat die spätere
Metaphysik die Unsterblic
hkeit auf verschiedene Art zu
beweisen gesucht.
Der ontologische (metaphysische) Beweis leitet sie ab von dem Begriff der Immaterialität, Einfachheit und Unteilbarkeit der Seele, der teleologische dagegen aus der Bestimmung des Menschen, sich von den äußerlichen, räumlich zeitlichen Bedingungen seines Geisteslebens immer unabhängiger zu machen und sämtliche Anlagen zur Entwickelung zu bringen, eine Aufgabe, zu deren Lösung die Verhältnisse dieser Erde unzulänglich befunden werden. Der theologische Beweis stützt sich auf die Weisheit, Gerechtigkeit und Güte Gottes, die es mit sich bringen, daß den Absichten, mit welchen er persönliche Geschöpfe ins Dasein gerufen, auch ihre Realisierung verbürgt sein müsse, was auf dieser Erde keineswegs der Fall. Der moralische Beweis kommt auf das in diesem Leben niemals befriedigte, aber mit unverjährbaren Rechten ausgestattete Bedürfnis nach einer Ausgleichung von innerm Wert und äußerm Befinden zurück.
Der analogische
Beweis ist aus den
Erscheinungen der irdischen
Natur entnommen, indem sich hier aus dem
Tod immer wieder neues
Leben entwickele. Der kosmische
Beweis nimmt seine
Gründe aus dem Vorhandensein unendlich vieler
Welten, welche miteinander
in
Verbindung stehen und zahllose Übungsplätze für die fortgehende
Entwickelung der Weltwesen darbieten.
Der historische
Beweis rekurriert auf die Allgemeinheit des
Glaubens an Unsterblic
hkeit, sucht zugleich nach
Thatsachen der
Erfahrung für
die
Gewißheit der Unsterblic
hkeit
(Auferstehung
Christi) und beruft sich zumeist auf die
Aussprüche der
Offenbarung.
Zuletzt gehen alle diese
Beweise auf das echt menschliche
Bewußtsein zurück, als sittliche Persönlichkeit
der materiellen
Natur überlegen zu sein, in einer
Welt der
Freiheit höhern
Gesetzen des Daseins zu folgen als die materielle
Natur. Der diesen Anspruch als eine Täuschung der
Eigenliebe bekämpfende
Materialismus ist daher in alter und neuer Zeit der
erfolgreichste Gegner auch jeglichen
Glaubens an Unsterblic
hkeit gewesen. Aber auch vom idealistischen Standpunkt aus
ist derselbe bekämpft worden.
Lehrbegriff - Lehrerin
![Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert] Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/61/61_0037.jpeg)
* 3
Lehre.
Als ein Lieblingskind der Aufklärungszeit und des
Rationalismus fand er besonders innerhalb der
Schule
Hegels Beanstandung,
indem die pantheistische
Richtung derselben die Fortdauer des
Individuums aufheben zu müssen und
nur für eine Rückkehr des
individuellen
Geistes in das Allgemeine Platz zu haben schien. Ausdrücklich wurde diese Meinung ausgesprochen
von
Richter
(»Lehre
[* 3] von den letzten
Dingen«, Berl. 1833). Dagegen suchte
Göschel in den
Schriften: »Von den
Beweisen für die
Unsterblic
hkeit der menschlichen
Seele im
Lichte der
spekulativen
Philosophie« (Berl. 1835) und »Die siebenfältige
Osterfrage« (das. 1836) die Hegelsche
Philosophie gegen diesen Vorwurf zu verteidigen. Eine tiefere Begründung
fand die
Idee der Unsterblichkeit
bei den Anhängern des sogen. spekulativen
Theismus, insonderheit bei
Weiße (»Die philosophische
Geheimlehre
von der Unsterblichkeit
des
Individuums«,
Dresd. 1834) und I. H.
^[Immanuel
Hermann]
Fichte
[* 4] (»Die
Idee der Persönlichkeit und der individuellen
Fortdauer«, Elberf. 1834; 2. Aufl., Leipz.
1855; »Die Seelenfortdauer und die Weltstellung des
Menschen«, das. 1867). Vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus besprach
die
Sache
Fechner in seinem »Büchlein vom
Leben nach dem
Tod« (Leipz. 1836, 2. Aufl. 1866) und im 3. Teil seines
»Zendavesta« (das. 1851).
Vgl. ferner
Ritter, Unsterblichkeit
(2. Aufl., Leipz. 1866);
Arnold, Die Unsterblichkeit
der
Seele, betrachtet nach den vorzüglichsten
Ansichten des
Altertums (Landsh. 1870);
Teichmüller, Über die Unsterblichkeit
der
Seele (Leipz.
1874);
Spieß, Entwickelungsgeschichte [* 5] der Vorstellungen vom Zustand nach dem Tod (Jena [* 6] 1877);
Henne-Am Rhyn, Das Jenseits (Leipz. 1880).