Unruh
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Hans Viktor von, namhafter Techniker und Politiker, geb. zu Tilsit, [* 2] bezog die Bauakademie in Berlin, [* 3] wurde 1828 Straßenbauinspektor in Breslau, [* 4] 1839 Regierungs- und Baurat in Gumbinnen, [* 5] 1843 nach Potsdam [* 6] versetzt und 1844 beurlaubt, um die Leitung des Baues der Eisenbahn von Potsdam nach Magdeburg [* 7] zu übernehmen; von 1846 bis 1851 baute er dann die Magdeburg-Wittenberger Bahn. Später baute er die Gasanstalt in Magdeburg, gründete die Deutsche [* 8] Kontinentalgasgesellschaft zu Dessau [* 9] und stand 1857-74 an der Spitze der Fabrik für Eisenbahnbedarf in Berlin.
Infolge seiner Schrift »Skizzen aus Preußens [* 10] neuerer Geschichte« (1848) für Magdeburg in die preußische Nationalversammlung gewählt, schloß er sich erst dem linken, dann dem rechten Zentrum an. Kurz vor der Auflösung der Versammlung im November ward er zum Präsidenten gewählt, 1849 wurde er Mitglied der Zweiten Kammer, zog sich aber 1850 vom politischen Leben zurück. Seine 1851 erschienene Broschüre »Erfahrungen aus den letzten drei Jahren« enthielt eine scharfe Kritik des konstitutionellen Systems.
Bei Begründung des Nationalvereins 1859 ward er in dessen Ausschuß und 1863 von Magdeburg in das Abgeordnetenhaus gewählt, welchem er als eins der hervorragendsten Mitglieder der Fortschrittspartei, dann der nationalliberalen Partei angehörte, und dessen Vizepräsident er 1863-67 war. Im Februar 1867 vom Wahlbezirk Magdeburg in den Reichstag gewählt, zählte er hier zu den Führern der nationalliberalen Fraktion; doch legte er 1879 auch sein Reichstagsmandat nieder und starb in Dessau. Noch ist sein »Volkswirtschaftlicher Katechismus« (Berl. 1876) zu erwähnen.