Joh.
Georg, Holzschneider, geb. 1715 zu Goes bei Pirna,
[* 2] erlernte dort dieBuchdruckerkunst
und später auch die Holzschneidekunst. In
Berlin,
[* 3] wohin er 1740 ging, betrieb er die Holzschneidekunst mit Eifer, wovon fünf
große Landschaften den
Beweis liefern. Er starb 1788. - Sein Sohn
JohannFriedrich geb. 1750 in
Berlin, war
Buchdrucker, Buchhändler,
Form- und Stempelschneider und wurde 1800 zum Professor der Holzschneidekunst an der
Akademie der bildenden
Künste in
Berlin ernannt. Er vervollkommnete die
Schriften, namentlich die
deutsche Schrift
(Fraktur). Die von ihm geschnittene
Frakturschrift
(Ungersche Schrift) hatte einige
Ähnlichkeit
[* 4] mit der
Schwabacher Schrift, ist indessen fast außer Gebrauch
gekommen. Durch Vervollkommnung der
Technik sowohl als durch Ausbildung einer Anzahl guterSchüler leistete
er der Holzschneidekunst große Dienste.
[* 5] Er starb 1804. - Des letztern Gattin, Friederike Helene geb. 1751 zu
Berlin, eine Tochter des preuß.
Generals von Rothenburg,
[* 6] setzte nach dem
Tode ihres Gatten dessen Unternehmungen fort und starb zu
Berlin.
Allgemeinen Beifall fand ihr
Roman «Julchen Grünthal, eine Pensionsgeschichte»
(Berl. 1784); ferner sind zu nennen die «Bekenntnisse
einer schönen Seele» (ebd. 1806) und «Der junge
Franzose und das deutsche Mädchen» (Hamb. 1810) u. a.
Joseph, österr. Jurist und Staatsmann, geb. in
Wien,
[* 7] studierte daselbst die
Rechte und erhielt 1850 eine
Anstellung bei der Universitätsbibliothek. Nachdem er sich 1853 in
Wien als Privatdocent für österr.
Privatrecht habilitiert hatte, wirkte er 1853-55 als außerord. Professor in
Prag,
[* 8] folgte 1855 einem Rufe nach
Wien und wurde 1857 ord.
Professor daselbst.
Beim Wiedererwachen des konstitutionellen Lebens in
Österreich
[* 9] trat in einer mit Fischhof gemeinsam verfaßten
Schrift«Zur Lösung der ungar.
Frage» (anonym,
Wien 1861) für die dualistische
Staatsform ein. 1867 in den niederösterr. Landtag und von diesem in den Reichsrat
gewählt, sah er sich durch eine schwere Erkrankung genötigt, nach kurzer Zeit sein
Mandat niederzulegen, wurde aber 1869 in
das Herrenhaus berufen, in dem er als Wortführer der liberalen Partei hervortrat.
In dem nach dem
Sturze
des
Kabinetts Hohenwart gebildeten Ministerium
Auersperg nahm im Nov. 1871 einen Sitz oder
Portefeuille an und bewies sieb im
Reichsrate als gewandter
¶
mehr
Sprechminister. Nach dem Rücktritt Auerspergs legte er im Febr. 1879 sein Amt nieder und wurde 1881 zum Präsidenten des Reichsgerichts
ernannt. Auf jurist. Gebiete genießt als Systematiker des österr. Privatrechts großen Ruf. Außer seinem großen Werke:
«System des österr. allgemeinen Privatrechts» (Bd. 1 u. 2, 5. Aufl., Lpz. 1892; Bd. 2 in 2 Abteil.,
ebd.; 4. Aufl. 1876; Bd. 6: «Das österr. Erbrecht», ebd.; 3. Aufl. 1879),
sind noch hervorzuheben: «Der Entwurf eines bürgerlichen
Gesetzbuches für das Königreich Sachsen,
[* 11] mit besonderer Rücksicht auf das österr. allgemeine bürgerliche Gesetzbuch besprochen»
(Wien 1853),
der «Revidierte Entwurf eines bürgerlichen
Gesetzbuches für das Königreich Sachsen» (ebd. 1861),
«Die Verlassenschaftsabhandlung in Österreich» (Wien 1862),
«Die Verträge
zu Gunsten Dritter» (Jena
[* 12] 1869). Mit J. Glaser u. a. gab die «Sammlung von civilrechtlichen
Entscheidungen des k. k. obersten Gerichtshofs in Wien», Bd. 1-26 (Wien 1859-92),
William, Radierer, geb. 1837 zu Hannover,
[* 13] machte seine ersten Studien an der durch den Kupferstecher Keller geleiteten
Schule der Akademie zu Düsseldorf
[* 14] und unter Leitung Thäters an der Akademie in München.
[* 15] hat sich, besonders
seit seiner Übersiedelung von München nach Wien, wo er Professor für Radierkunst an der Kunstgewerbeschule und an der Akademie
der Künste ist, als ein überaus fruchtbarer Künstler erwiesen; die Zahl seiner in der Manier der Niederländer des 17. Jahrh.
geschaffenen Blätter umfaßt über 800 Nummern nach Originalen aller Schulen.
Vorzüglich gelingen ihm Radierungen nach Werken von Rembrandt, Ruisdael, Hobbema u. a. Seine
besten Arbeiten sind die Werke aus den Galerien zu Cassel, Braunschweig
[* 16] (zunächst in der «Zeitschrift für bildende Kunst» erschienen),
ferner der Frans-Hals-Galerie, Galerie von Amsterdam
[* 17] (Trippenhuijs),
die Blätter für die Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst in Wien, worunter insbesondere wieder der Altar
[* 18] des heil. Ildefonso, von Rubens, im Hofmuseum. «Die
k. k. Gemäldegalerie in Wien», 175 Blätter, und eine Reihe großer Blätter nach van Dyck, FransHals, Rubens aus der Liechtenstein-Galerie
in Wien sind im Verlag von H. O. Miethke in Wien erschienen. Für einen engl. Verleger radierte er groß
das Selbstbildnis Rembrandts von 1635 in der Liechtenstein-Galerie. Auch nach modernen Meistern (Makart, Lenbach, Knaus) hat
eine große Anzahl vortrefflicher Blätter geschaffen; sie finden sich zumeist in der «Zeitschrift für bildende
Kunst» und in den «Graphischen Künsten». -
Vgl. Graul, William und sein Radierwerk (Wien 1891).