Ulrich
,
Herzog von Württemberg, [* 2] geb. 1487, Sohn des wahnsinnig gewordenen Grafen Heinrich IV., wurde bei seinem Vetter, dem Herzog Eberhard I., mit dem Bart, erzogen und kam schon 1498, nach der Absetzung des Herzogs Eberhard II., zur Regierung, die er selbständig übernahm. Er beteiligte sich 1504 am bayrisch-landshutischen Erbfolgekrieg, vollstreckte im Verein mit Hessen [* 3] die Acht gegen den Pfalzgrafen Philipp und erlangte im Frieden eine bedeutende Gebietsvergrößerung.
Hierauf aber ergab er sich den rauschendsten Vergnügungen, in denen er
Ersatz für seine unglückliche
Ehe mit der
Prinzessin
Sabine von
Bayern,
[* 4] einer Schwestertochter des
Kaisers
Maximilian, suchte, während er die
Regierung treulosen
Räten überließ. Die schon zuvor beträchtlichen
Schulden der
Familie wuchsen bald bis zu 1 Mill.
Gulden heran; schwere
Abgaben
und unfruchtbare Jahre machten die
Unterthanen unzufrieden, und so erhob sich 1514 der
Aufstand des »armen
Konrad«, den Ulrich
nur
dadurch dämpfen konnte, daß er im
Tübinger
Vertrag, worin das Land die Bezahlung der fürstlichen
Schulden
übernahm, dem
Volk außerordentliche
Rechte und
Freiheiten einräumte. Am ermordete der
Herzog auf der
Jagd im
Böblinger
Wald eigenhändig
Hans v.
Hutten, den er in dem
Verdacht allzu großer Vertraulichkeit mit seiner Gemahlin hatte,
und reizte dadurch auch den
Kaiser, das bayrische Herzogshaus, bei welchem die Herzogin
Sabine Zuflucht gesucht, und den
Adel,
an dessen
Spitze sich die
Huttens, vor allen Ulrich
v.
Hutten (s. d.), als Rächer stellten, gegen sich auf. Er wurde daher und
zum zweitenmal im Juli 1518 in die
Acht erklärt und, nachdem er noch gegen seine Feinde grausam gewütet
und die Reichsstadt
Reutlingen
[* 5] erobert
und sie zu einer Landstadt gemacht hatte, im April 1519 vom
Schwäbischen
Bund vertrieben
und floh nach einem mißlungenen
Versuch der Wiedereroberung seines
Landes nach
Mömpelgard.
Das Land verkaufte der
Schwäbische
Bund 1520 für den
Ersatz der
Kriegskosten an
Kaiser
Karl V., der 1530
auf
dem
Reichstag zu
Augsburg
[* 6] seinen
Bruder
Ferdinand damit belehnte. Ulrich
begab sich nach längerm Aufenthalt im
Ausland zum
Landgrafen
Philipp von
Hessen nach
Marburg,
[* 7] wo er für die
Reformation gewonnen wurde. Nachdem sich 1534 der
Schwäbische
Bund aufgelöst
hatte, führte
Philipp von
Hessen Ulrich
an der
Spitze von 20,000 Mann nach
Württemberg zurück, wo der
Sieg bei
Lauffen am
Neckar 13. Mai ihm
sein Herzogtum wieder verschaffte; doch mußte Ulrich
dasselbe in dem am 29. Juni d. J.
zu
Kaaden in
Böhmen
[* 8] mit
Ferdinand zu stande gekommenen
Vergleich als österreichisches
Afterlehen anerkennen.
Bald nachher führte er in seinem Lande das Reformationswerk zu Ende. Als Mitglied des Schmalkaldischen Bundes ließ er 1546 eine beträchtliche Truppenzahl zum Heer der Verbündeten an die Donau vorrücken; nach dem unglücklichen Ausgang des Kriegs mußte er nach dem Vertrag von Heilbronn [* 9] eine ansehnliche Summe zahlen, dem Kaiser mehrere Schlösser einräumen und in Ulm [* 10] vor diesem einen Fußfall thun. Auch dem Augsburger Interim unterwarf er sich, ward aber dennoch von einem kaiserlichen Gericht mit Absetzung bedroht, als er starb.
Vgl.
Heyd,
Herzog Ulrich
von
Württemberg
(Tübing. 1841-43, 3 Bde.);
Kugler,
Ulrich
,
Herzog zu
Württemberg (Stuttg. 1865);
Ulmann,
Fünf Jahre württembergischer Geschichte unter
Herzog
Ulrich
, 1515-19 (Leipz. 1867).