Uhren
,
[* 2] elektrische
, können eingeteilt werden in solche, in denen statt einer gespannten
Feder
oder eines sinkenden
Gewichts die
Elektrizität
[* 3] als bewegende
Kraft
[* 4] benutzt wird, und in solche, bei welchen die
Elektrizität
zum Aufziehen dient. Außer diesen eigentlichen elektrischen Uhren
gibt es noch andre, welche durch eine Normaluhr mit
Hilfe
der
Elektrizität getrieben werden; auch gehören hierher die sogen. Signaluhren
, welche zu
bestimmten
Zeiten durch Stromschluß
Signale geben.
Von den neuern Uhren
, in welchen die
Elektrizität unmittelbar als bewegende
Kraft auftritt, ist jene von Jos. Kirpal in
Wiesbaden
[* 5] zu nennen. Das mittels einer Pendelfeder bei d
[* 1]
(Fig. 1 und 1a) aufgehängte
Pendel
[* 6] P trägt nahe seinem obern Ende zwei
Arme
AA in Lyraform, welche an ihrem obern Ende mit aufgelegten Platinplättchen versehen sind und dazu
dienen, bei jeder
Schwingung
[* 7] des
Pendels einen Stromschluß zu bewirken. Das
Pendel schwingt vor den
Elektromagneten K K. Auf
einem
Träger
[* 8]
L ist ein Gewichtshebel B angebracht, der im
Punkte a drehbar ist und an seinen beiden
Enden die
Laufgewichte D und E trägt.
In der Mitte dieses Hebels befindet sich die Stellschraube C und in entsprechender Entfernung der Kontaktarm F; derselbe ist winkelförmig nach vorn gebogen, so daß er während der Ruhelage des Pendels nahe über dem obern Ende des Arms A steht und bei einer Pendelschwingung nach rechts von dem Arm A getroffen wird. An der Berührungsstelle ist sowohl F als A mit Platinplättchen belegt. Der Gewichtshebel B ist vermittelst der beiden Laufgewichte so abgewogen, daß der längere Arm mit dem Gewichte E den kürzern Arm mit dem Gewichte D überlastet und folglich die Stellschraube C mit ihrem untern Ende stets auf dem Anker [* 9] G aufsteht.
Der
Druck von C auf G vermag jedoch nicht G aus seiner Ruhelage zu bringen, indem
der
Anker G durch das
Laufgewicht H in entsprechender
Weise ausbalanciert ist. Der elektrische
Strom geht von der
Batterie bei d durch die Pendelaufhängung nach
A. Findet bei d
Kontakt statt (was bei jeder Rechtsschwingung des
Pendels stattfindet), so fließt der
Strom weiter durch die
Elektromagnete K und zur
Batterie zurück; der
Anker G wird nunmehr angezogen, der
Hebel
[* 10] B drückt mit dem Übergewicht seines
längern
Arms a E bei b auf den
Arm A des
Pendels und erteilt diesem somit einen Antrieb nach links. Sobald
das
Pendel sich etwas nach links bewegt hat, wird der
Strom bei b unterbrochen, der
Anker kehrt in seine frühere
Lage zurück,
bis bei der Rechtsbewegung der
Strom bei b wieder geschlossen wird und in gleicher
Weise ein neuer Antrieb
erfolgt.
Von Uhren
, bei welchen das Aufziehen auf elektrischem
Wege vollzogen wird, ist jene von
Alois Winbauer in
Baden
[* 11] bei
Wien
[* 12] von
Interesse, namentlich, da sie sich bereits in der
Praxis bewährt hat. Die Einrichtung ist kurz die folgende. An der
Welle des
Minutenrades M
[* 1]
(Fig. 2) sitzt lose drehbar eine
Scheibe S, welche den
Hebel L nebst dem
Gewicht G trägt,
welches schwer genug ist, um die
Uhr
[* 13] im
Gange zu erhalten. An der
Scheibe S sitzt ein Sperrkegel s, welcher in die
Zähne
[* 14] des
lose aufgesetzten Sperrrades C eingreift und dadurch die durch das
Gewicht G eingeleitete Drehung auf
das Federgehäuse E überträgt.
Die Feder des Gehäuses überträgt den Zug auf die Welle des Minutenrades und verursacht eine Drehung, welche durch eine Hemmung K gleichmäßig gemacht wird. Das Gewicht ist nach einer gewissen Zeit so weit gesunken, daß es nahezu auf die in dem zweiarmigen Hebel H eingesetzte Rolle W zu liegen kommt; gleichzeitig hat ein an der Rückseite der Scheibe S sitzender Stift die Feder F durch den Druck auf deren rechten Schenkel f so weit nach links bewegt, daß der Stift t, welcher bisher auf f¹ ruhte, nunmehr vermöge des Eigengewichts des Hebels h und unterstützt durch die Federkraft der Spirale i in den Ausschnitt der Feder F gleitet und mit q in leitende Berüh-
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Kirpals elektrische
Uhr.]
^[Abb.: Fig. 1a. Kontakteinrichtung.]
[* 1]
^[Abb.: Fig. 2. Winbauers elektrische
Uhr.]
¶
mehr
rung kommt. Ist nun der eine Pol einer Batterie mit dem Hebel H (bei X) verbunden und der andre durch die Elektromagnetwindungen mit q, so ist im Augenblick, wo H auf q aufliegt, der Strom geschlossen, der Anker A wird angezogen, der Hebelarm W bewegt sich kräftig nach oben und erteilt dem gesunkenen Gewicht G einen Anstoß, daß es nach oben geschnellt wird. Der Sperrkegel s verhindert ein Zurückfallen. Es ist somit die Uhr wieder für einige Zeit (5-7 Minuten) aufgezogen. Das gleiche Spiel wiederholt sich, sobald das Gewicht G wieder so weit gesunken ist, daß H den Kontakt q berührt. Um für den Augenblick, wo das Gewicht nach aufwärts geschnellt wird, einen Rückstoß zu verhindern und einen gleichmäßigen Gang [* 16] der Uhr zu erzielen, ist an der Welle des Minutenrades innerhalb des Gehäuses E eine entgegenwirkende Sperrfeder angebracht.
Eine äußerst sinnreiche elektrische
Signaluhr ist von Kont in Budapest
[* 17] hergestellt worden. Während die
meisten Signaluhren
nur auf ein oder mitunter auf mehrere Zeichen für den Zeitraum von nur 12 Stunden eingestellt werden
können, lassen sich bei dieser neuen Signaluhr für sämtliche Viertelstunden der Tage und Nächte einer ganzen Woche Alarmzeichen
im voraus festsetzen. Die Signalgebung für die einzelnen Zeiten geschieht durch Kontakte, welche die einzelnen
Räder (Wochen-, Tages-, Stundenräder etc.) geben, falls man in einem eigenartig konstruierten Stöpselsystem durch Einschieben
von Stöpseln leitende Verbindungen herstellt. Das Uhrsystem gestattet jedoch selbstverständlich auch eine Signalgebung für
größere Zeiträume (Monate) und ebenso eine solche innerhalb einer Viertelstunde, z. B. von 5 zu 5 Minuten. Zur
Litteratur: Fiedler, Die Zeittelegraphen und die elektrischen Uhren
(Wien 1890).