Titel
Uhde
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1) Hermann, Schriftsteller, geb. zu Braunschweig, [* 2] ging, nachdem er sich in Hannover [* 3] längere Zeit dem Journalismus gewidmet hatte, 1870 als Spezialkorrespondent der »Hamburger Nachrichten« auf den französischen Kriegsschauplatz und übernahm hierauf das Feuilleton der genannten Zeitung. Seine Berichte veröffentlichte er in einem Sonderabdruck (Hamb. 1871). Seit 1872 lebte er in Weimar, [* 4] seit 1874 aber privatisierend in Veytaux-Chillon am Genfer See, wo er starb.
Seine Thätigkeit betraf meist die äußere Geschichte der deutschen Litteratur und vorwiegend des deutschen Theaters. Unter seinen Publikationen, die fast alle auf bisher unveröffentlichten Aufzeichnungen und Briefen beruhen, sind zu nennen: »Erinnerungen und Leben der Malerin Luise Seidler« (2. Aufl., Berl. 1875);
»Denkwürdigkeiten des Schauspielers, Schauspieldichters und Schauspieldirektors F. L. Schmidt« (Hamb. 1875, 2 Bde.);
»Goethes Briefe an Soret« (Stuttg. 1877);
»Goethe, J. G. v. Quandt und der Sächsische Kunstverein« (das. 1878);
»Das Stadttheater in Hamburg [* 5] 1827-77« (das. 1879).
Außerdem gab er Karl Töpfers ¶
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»Dramatische Werke« (Leipz. 1873) und H. A. O. Reichards »Selbstbiographie« (Stuttg. 1877) heraus.
2) Fritz von, Maler, geb. zu Wolkenburg in Sachsen, [* 7] ging 1866 auf die Kunstakademie in Dresden, [* 8] wendete sich aber, weil ihn der damals auf der Akademie herrschende Geist nicht befriedigte, 1867 der militärischen Laufbahn zu und diente bis 1877, zuletzt als Rittmeister im Gardereiterregiment. Dann quittierte er seinen Dienst und begab sich nach München, [* 9] um sich der Malerei zu widmen, wobei er sich besonders an das Studium der Niederländer hielt. Ein Zusammentreffen mit Munkacsy veranlaßte ihn, sich im Herbst 1879 nach Paris [* 10] zu begeben, wo er einige Wochen im Atelier Munkacsys malte, im übrigen aber seine Studien nach den Niederländern fortsetzte.
Unter ihrem Einfluß stehen seine ersten Bilder: die Sängerin und die gelehrten Hunde, [* 11] sowie die 1881 in München gemalten: das Familienkonzert und die holländische Gaststube. Eine 1882 nach Holland unternommene Reise bestärkte ihn in seinen koloristischen Grundsätzen, in welche er inzwischen auch diejenigen der Pariser Hellmaler aufgenommen hatte. Seine nächsten Bilder: die Ankunft des Leierkastenmanns (Erinnerung aus Zandvoort) und die Trommelübung bayrischer Soldaten, waren jedoch nur die Vorbereitung zu denjenigen Aufgaben, welche er sich als das Hauptziel seiner Kunst gestellt hatte.
Auf Grund seiner neuen koloristischen Anschauung und seiner naturalistischen Formenbildung wollte er die Geschichte des Neuen Testaments in enge Beziehungen zur Gegenwart setzen und mit starker Hervorhebung der untern Volksklassen zu einer neuen, tief und schlicht empfundenen Darstellung bringen. Seine zu diesem Zwecke geschaffenen Hauptbilder, welche durch ihre Neigung für das Gewöhnliche und Häßliche auf großen Widerstand stießen, wegen ihres strengen Anschlusses an die Natur und ihrer koloristischen, bisweilen an Rembrandt erinnernden Haltung aber auch zahlreiche Bewunderer fanden, sind: Christus und die Kinder (1884, im Museum zu Leipzig), [* 12] Komm, Herr Jesu, sei unser Gast (1884, in der Berliner [* 13] Nationalgalerie), Christus und die Jünger von Emmaus (1885), das Abendmahl (1886), die Bergpredigt (1887) und die heilige Nacht (1888). Er lebt als königlicher Professor in München.