Uffizĭen
(Palazzo degli Uffizi), ein Palast in Florenz (s. d.).
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(Palazzo degli Uffizi), ein Palast in Florenz (s. d.).
[* 2] (ital. Firenze, lat. Florentia), ital. Provinz in der Landschaft Toscana, wird im N. von den Provinzen Modena, Bologna und Ravenna, im O. von Forli, Pesaro und Arezzo, im W. von Pisa und Lucca, im S. von Siena und Arezzo begrenzt und hat ein Areal von 5873 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 5799 qkm = 105 QM.). Das Gebiet umfaßt das mittlere Thal des Arno und dessen Nebenthäler (Val di Sieve, Val di Bisenzio, dell' Ombrone, del Pesa, dell' Elsa) und wird im N. von der Hauptkette des Zentralapennin durchzogen, die im Montoggioli 1268, im Sasso di Castro 1253 und im Monte Pollajo 1187 m Höhe erreicht. Im allgemeinen aber ist die Provinz eine höchst liebliche, fruchtbare und wasserreiche Landschaft, überall wohl angebaut (besonders in der Umgegend der Hauptstadt) und reich bevölkert. 1881 betrug die Bevölkerung 790,776 Seelen. Die Getreideernte genügt dem Bedürfnis nicht, daher man zu Kastanien seine Zuflucht nimmt. Beträchtlich ist der Ertrag an Wein, Öl, Seide. Auch die Schafzucht ist von großer Bedeutung. Die Provinz enthält mehrere Mineralquellen, wird von den aus der Hauptstadt auslaufenden Eisenbahnen sowie von einer großen Zahl guter Straßen durchzogen und zerfällt in vier Kreise: Florenz, Pistoja, Rocca San Casciano und San Miniato.
Die gleichnamige Hauptstadt, bis 1859 Hauptstadt des Großherzogtums Toscana und 1865-71 provisorische Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Italien (75 m ü. M., 43° 46' nördl. Br. und 11° 14' östl. L. v. Gr.), ist reizend im weiten, von Berghöhen umkränzten Thal des gelben, 120-160 m breiten, von Kais eingefaßten Arno (zum größern Teil an dessen Nordufer) gelegen, eine der herrlichsten und interessantesten Städte Italiens, die den Beinamen la bella (»die Schöne«) führt u. wegen ihrer hohen geistigen Bedeutsamkeit, namentlich für die Kunst, auch das »italienische Athen« genannt wird.
Die Stadt ist seit jüngster Zeit durch Niederreißung der alten Mauer, welche sie in einem Umkreis von 10 km umschloß, und Errichtung neuer Stadtviertel bedeutend vergrößert worden und bietet infolge ihrer reizenden Lage, weithin von Vorstädten, Landhäusern, Gärten, Schlössern und Kirchen umgeben, von allen Seiten her überreiche malerische Ansichten dar. Über der Masse der 12,000 Häuser ragen majestätische Kuppeln, schlanke, hohe und seltsam geformte Türme, altertümliche Mauerkronen imposant hervor. Die Hügel ringsum tragen freundliche, weiß schimmernde Ortschaften; dahinter erhebt sich das duftige hohe Gebirge. Die Straßen sind in dem alten Stadtteil meist eng und altertümlich winkelig,
[* 2] ^[Abb.: Wappen von Florenz.]
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aber sehr reinlich, mit großen Steinplatten gepflastert. Neben den zahlreichen freundlichen, modernen Gebäuden gibt es noch finstere Denkmäler der blutigen Fehdezeit. Besonders charakteristisch sind die zwischen den gewöhnlichen italienischen Häusern sich erhebenden massiven und festungsartigen Paläste der Florentiner Großen von schwerfälliger Architektur. Quadern, oft 5-6 m lang und 2 m dick, bilden die Massen dieser Gebäude, welche ohne alle weitere Verzierung sind und mit ihrer vom Alter schwarzen Farbe einen mächtigen Eindruck machen.
Türme von 32 und mehr Meter Höhe, welche einst auf diesen mit Zinnen versehenen Palästen standen, sind schon von den Medici zu Hunderten abgebrochen worden und gaben das Material zur Stadtmauer ab. Die Stadt ist in vier Quartiere: San Giovanni, Santa Croce, Santa Maria Novella und Santo Spirito, abgeteilt;
der größere nördliche Stadtteil ist mit dem südlichen durch vier schöne steinerne Brücken und außerdem an beiden Endpunkten der Stadt durch Kettenbrücken über den Arno verbunden, längs dessen Ufern der prächtige, mit großartigen Gebäuden besetzte Lungarno führt, der mit den Brücken den Hauptspaziergang der Bewohner bildet.
Die erste Brücke ist Ponte alle Grazie (1236 erbaut); dann folgt Ponte Vecchio (1345 erbaut), die belebteste, mit den Goldschmiedeläden und einem Verbindungsgang zwischen den Palästen Pitti und Uffizi; dann Ponte della Santa Trinitá, die schönste (1570 erbaut), und Ponte alla Caraja, die unterste. Florenz hat 8 Thore und 2 Citadellen, die kleinere (Belvedere) südlich am höchsten Punkte, die größere (Forte di San Giovanni Battista) am entgegengesetzten Nordende.
Unter den 23 größern Plätzen sind die bedeutendsten: die Piazza della Signoria (das eigentliche Forum von Florenz), der Domplatz, die Piazza di Santa Croce (mit Statue Dantes), die Piazza dell' Annunziata (mit der Reiterstatue Ferdinands I. von Giovanni Bologna und zwei Brunnen), der Mercato Vecchio, der Lebensmittelmarkt und älteste Platz der Stadt, und der Mercato Nuovo, einst das Zentrum des Seiden- und Goldwarenhandels; der modernste ist die Piazza dell' Indipendenza im neuern Stadtteil.
Inmitten des Domplatzes erhebt sich die prachtvolle Kirche Santa Maria del Fiore oder der Dom (1296 von Arnolfo di Cambio begonnen, aber erst nach 176 Jahren durch Brunellesco mit der berühmten Kuppel versehen), in Form eines lateinischen Kreuzes erbaut, 170 m lang, 114 m breit und von der imposanten, 107 m hohen achteckigen Kuppel gekrönt. Von außen sind die Wände mit einem Tafelwerk wechselnden dunkeln und hellen Marmors überzogen; die unvollendet gebliebene Fassade wurde erst 1875-84 nach dem Plan von de' Fabris mit Berücksichtigung des ursprünglichen Plans ausgeführt; die Portale sind mit Marmorbekleidung, Basreliefs und Mosaiken von Andrea Pisano, Ghirlandajo etc. ausgestattet.
Das in den kühnsten Verhältnissen angelegte Innere besteht aus dem dreischiffigen Langhaus und dem achteckigen Kuppelraum, an den sich drei große aus dem Achteck gebildete Räume als Querhaus und Chorschluß legen. Der schöne Fußboden ist in einfachen geometrischen Figuren aus Marmor gefertigt. Die Kirche enthält Meisterwerke der Skulptur von Ghiberti, Luca della Robbia, Michelangelo, Jac. Sansovino, Baccio Bandinelli u. a., Fresken und Glasmalereien.
Hier wurden Konzile 1055, 1104 und 1439 abgehalten. Rechts an der Vorderseite des Doms erhebt sich der 84 m hohe, schlanke, viereckige Glockenturm (Campanile) von Giotto, ein überaus zierliches Bauwerk, das, 1334 bis 1357 erbaut, ebenfalls mit verschiedenartigem Marmor bekleidet sowie mit Reliefs und Statuen geschmückt ist und von der Plattform aus eine herrliche Aussicht gewährt. Dem Dom gegenüber steht das Battisterio oder die Taufkapelle, ein sehr alter, achteckiger Kuppelbau (er war bis 1128 Kathedrale von Florenz), mit Bronzearbeiten von Donatello und Andrea Sansovino und Mosaiken aus dem 13. Jahrh. geziert. Berühmt sind die drei Bronzethüren (eine von Andrea Pisano, zwei von Lorenzo Ghiberti, s. Tafel »Bildhauerkunst V«, [* ] Fig. 11).
Auch von den übrigen großen Kirchen, deren man im ganzen 87 zählt, gehören viele zu den vorzüglichsten Italiens; so die ehemalige Dominikanerkirche Santa Maria Novella (1278-1360 erbaut) mit der von Alberti 1450-70 fortgesetzten Fassade und fein ornamentiertem Portal, weitem, leichtem Innenraum mit wertvollen Gemälden (Madonna von Cimabue, 1270). Fresken von Orcagna (1350), Filippino Lippi und Domenico Ghirlandajo, Kruzifix von Brunellesco und der im anstoßenden Klosterhof gelegenen Cappella degli Spagnuoli, ehedem Kapitelsaal des Klosters, 1566 den Spaniern eingeräumt; ferner die Kirche Santa Croce am gleichnamigen Platz (1294 von Arnolfo di Cambio erbaut), ursprünglich Klosterkirche, später Panthéon ausgezeichneter Florentiner, mit den Grabmälern von Michelangelo, Galilei, Machiavelli, Leon.
Bruni, Alfieri, Cherubini, Marzuppini u. a., einem Ehrendenkmal Dantes schöner Kapelle von Brunellesco (Cappella dei Pazzi), Marmorkanzel von Benedetto da Maiano, Fresken von Giotto, Taddeo Gaddi u. a.; die Kirche dell' Annunziata, schon 1300 geweiht, mit zierlicher 1601 erbauter Vorhalle, einem 1453 erbauten Vorhof mit berühmten Fresken (insbesondere von Andrea del Sarto) und Kreuzgang mit herrlichem Freskobild von demselben Meister (Madonna del Sacco); die Kirche San Marco, 1436 erbaut, 1580 von Giov. Bologna im Innern restauriert, und das anstoßende ehemalige Kloster, jetzt Museo Fiorentino di San Marco, in welchem seinerzeit Fra Giov. Angelico da Fiesole, Fra Girolamo Savonarola und Fra Bartolommeo della Porta als Mönche lebten, mit den herrlichen religiösen Fresken des Fiesole und Bibliothek; die Kirche Santa Maria del Carmine mit der beim Brand von 1771 verschont gebliebenen Cappella Brancacci, welche die für die Entwickelungsgeschichte der italienischen Malerei bedeutenden Fresken von Masaccio und Filippino Lippi enthält; die Kirche di Santo Spirito, nach Brunellescos Entwurf gebaut, eine dreischiffige lichte Säulenbasilika von reicher perspektivischer Wirkung, um welche sich ringsum ein Kranz von nischenartigen Kapellen herumzieht, mit niedriger Kuppel, schöner Sakristei, Glockenturm, Gemälden von Filippino Lippi u. a. und Skulpturen von Andrea Sansovino; die Kirche San Lorenzo, um 1425 von Brunellesco ausgeführt, eine flach gedeckte Säulenbasilika mit gewölbten Seitenschiffen und einer kleinen Kuppel, zwei Kanzeln mit Bronzereliefs von Donatello, alter Sakristei mit Stuckdekoration von demselben und einer berühmten Bibliothek (Laurentiana, 1524-71 nach Michelangelos Entwurf ausgeführt), in der sich ca. 7000 Handschriften, darunter der älteste Vergil (aus dem 5. Jahrh.), befinden. Zu dieser Kirche gehören zwei Kapellen: die Cappella dei Depositi oder neue Sakristei, welche im Auftrag Leos X. von Michelangelo erbaut wurde und die Grabmäler des
Giuliano und Lorenzo de' Medici, geschmückt mit den allegorischen Gestalten des Tags und der Nacht, des Morgens und des Abends, berühmten Werken von Michelangelo, sowie dessen unvollendete Madonna mit dem Kind enthält; dann die Cappella dei Principi oder alte Sakristei, 1604 angelegt, mit kostbarem Marmor und Florentiner Mosaik bekleidet und mehrere Grabmäler der Mediceer enthaltend. Nennenswert sind noch die Kirchen Or San Michele, 1837-59, mit Statuen von Donatello, Lorenzo Ghiberti, Andrea Verrocchio u. a. in den Nischen der Außenseite, im Innern mit dem prachtvollen Tabernakel von Andrea Orcagna;
Badia, mit Skulpturen von Mino da Fiesole und ausgezeichnetem Altarbild von Filippino Lippi;
Santa Maria Maddalena dei Pazzi, mit Kapitelsaal, enthaltend ein schönes Freskobild von Pietro Perugino;
Santi Apostoli, mit schönem Tabernakel von Luca della Robbia;
Santa Trinità, gotische Kirche von 1250, mit Fresken von Dom. Ghirlandajo, und die Kirche Ognissanti.
Auf der Piazza della Signoria erhebt sich der Palazzo Vecchio oder della Signoria, ein ernster, kastellartiger Palast, 1298 von Arnolfo di Cambio als Residenz der Signoria begonnen und mehrmals erweitert, mit einem schlanken, 94 m hohen Zinnenturm, welcher seit 1354 die Stadtuhr trägt. Der schöne achteckige Säulenhof wurde von Michelozzo 1434 erneuert und enthält einen (von Vasari gezeichneten, von Tadda 1557 skulptierten) Brunnen mit Schale, dessen Spitze ein Knabe mit Delphin von Andrea Verrocchio ziert.
Unter den Sälen des Palastes verdient besonders der Saal del Consiglio Erwähnung, der 1495 auf Vorschlag Savonarolas für den einzusetzenden Rat der Tausend erbaut, später durch G. Vasari umgestaltet und mit Malereien geschmückt ward. Vor dem Palast befindet sich die Gruppe des Herkules und Cacus von Baccio Bandinelli. Auf demselben Platz steht die Loggia dei Lanzi, eine offene, aus Rundbogen gebildete Halle von schönen Verhältnissen, seit 1376 nach dem Plan des Andrea Orcagna erbaut; sie erhielt ihren Namen als Standort der deutschen Wache der Landsknechte, diente aber dann als Festhalle der Signoria.
Die Halle enthält ausgezeichnete Skulpturwerke: die Bronzestatue des Perseus mit dem Haupte der Medusa von Benvenuto Cellini;
den Raub der Sabinerinnen (Marmorgruppe) von Giov. Bologna;
die antike Gruppe des Aias und Achilleus;
die Bronzegruppe der Judith und des Holofernes von Donatello etc. Auf der Piazza della Signoria stehen der Neptunsbrunnen von Bart.
Ammanati (1565) und die bronzene Reiterstatue Cosimos I. von Giov. Bologna (1594). Auf diesem Platz wurde Savonarola verbrannt.
In unmittelbarer Nähe, zwischen dem Palazzo Vecchio und dem Arno, liegt der Palazzo degli Uffizi, ein 1560 von Vasari für die Verwaltungsbehörden aufgeführtes Gebäude von drei Geschossen, mit offener Erdgeschoßhalle, welche seit 1846 mit Marmorstatuen berühmter Toscaner geschmückt ist. Das Gebäude enthält das reichhaltige und wertvolle Staatsarchiv, die berühmte Magliabecchianische Bibliothek, welche in neuerer Zeit mit der königlichen Bibliothek des Palazzo Pitti (der sogen. palatinischen) zur Nationalbibliothek vereinigt wurde, die nun gegen 200,000 Bände (darunter wertvolle Inkunabeln) und 10,000 Manuskripte zählt, ferner die berühmte Gemälde und Skulpturengalerie der Uffizien, welche den Mediceern und den Großherzögen ihren Reichtum verdankt.
Sie nimmt zwei Vestibüle, zwei 150 m lange Korridore, einen kürzern Querkorridor und 24 Säle ein. Die Korridore enthalten Bildnisse berühmter Männer, eine große Zahl antiker Skulpturen, darunter Büsten römischer Kaiser u. a., Sarkophage, Reliefs, die berühmten Statuen der Niobegruppe, den Kopf des sterbenden Alexander, die Mediceische Marmorvase, etruskische Skulpturwerke, Bronzen, Inschriften, ferner Skulpturen der Renaissancezeit, so von Luca della Robbia (Marmorreliefs), Donatello (desgl. und Statuen), Michelangelo (Bacchus, Apollo, Adonis, Brutus, Madonna), Jac.
Sansovino (Bacchus), Giov. Bologna (Merkur) u. a., endlich wie die 24 Säle Gemälde aller Schulen. Von den einzelnen hier vertretenen Meistern der italienischen Schulen und ihren Werken seien erwähnt: Fiesole (Tabernakelbild der Madonna mit musizierenden Engeln), P. Uccello (Reiterkampf), Sandro Botticelli (Venus, Verleumdung des Apelles u. a.), Piero degli Franceschi (Herzogspaar Montefeltre), Leonardo da Vinci (Anbetung der Könige), Soddoma (heil. Sebastian), Fra Bartolommeo (die Schutzheiligen von Florenz), Mariotto Albertinelli (Heimsuchung), Giorgione (Moses, Salomo), Tizian (Flora u. a.). Auch die niederländischen, deutschen und französischen Maler sind in der Sammlung gut vertreten.
Ein kleiner, achteckiger Saal, die Tribuna, enthält eine Auswahl vortrefflicher antiker Skulpturen (die Mediceische Venus von Kleomenes, Apollino, den Schleifer, die Ringer, den Satyr) und Gemälde ersten Ranges, als: Andrea Mantegna (Triptychon: Anbetung der Könige, Darstellung im Tempel und Auferstehung), Pietro Perugino (Madonna), Michelangelo (heilige Familie), Sebastiano del Piombo (Fornarina), Andrea del Sarto (Madonna), Raffael (Madonna mit dem Stieglitz, Johannes in der Wüste), Correggio (Ruhe auf der Flucht, Madonna das Jesuskind anbetend), Tizian (zwei Darstellungen der Venus auf dem Ruhelager), Albrecht Dürer (Anbetung der Könige), van Dyck (Karl V.). Zwei Säle enthalten eine Sammlung von (400) Künstlerbildnissen, meist Selbstporträte. Außerdem befinden sich in der Galerie der Uffizien eine Sammlung von Arbeiten in Pietra dura, Bergkristall und Lapislazuli (über 400, sämtlich aus der Mediceerzeit), eine Sammlung antiker Kameen und geschnittener Steine, eine solche von Holzschnitten und Kupferstichen, dann von Handzeichnungen (ca. 33,000 Stück).
Auf dem linken Arno-Ufer liegt der herrliche Palast Pitti. Derselbe wurde 1440 nach Zeichnungen von Brunellesco für den reichen Luca Pitti erbaut, später von der Familie Medici gekauft und war seit 1549 Residenz der Großherzöge von Toscana (jetzt königliches Schloß). Der Palast hat den einfachen, ernsten Burgcharakter und ist im Rustikastil aufgeführt, er bildet ein Muster für den florentinischen Palaststil, das an majestätischer Wirkung nicht wieder erreicht worden ist.
Die Fassade des Mittelbaues ist 200 m lang und 37 m hoch; insgesamt deckt er eine Fläche von 32,000 qm. Im linken Flügel befindet sich die berühmte Gemäldesammlung (Galleria Pitti), welche in 15 Sälen ca. 500 Gemälde umfaßt. Sie enthält unter andern Meisterwerken aller Kunstschulen von Pietro Perugino eine Kreuzabnahme und Madonna das Jesuskind anbetend;
von Sebastiano del Piombo die Marter der heil. Agatha;
von Fra Bartolommeo Madonna mit der Verlobung der heil. Katharina, den auferstandenen Christus mit den Evangelisten und einen St. Markus;
von Andrea del Sarto mehrere Bilder;
von Raffael Madonna del Granduca, Madonna del Baldachino, Madonna della
Sedia, heilige Familie dell' Impannata, Vision des Hesekiel, Papst Julius II. und Leo X. mit zwei Kardinälen;
von Giorgione das Konzert;
von Tizian eine Magdalena, Bildnis des Pietro Aretino und Frauenbildnis (»la Bella di Tiziano«);
von Crist. Allori eine Judith;
von Murillo zwei Madonnen;
von Rubens eine Odysseuslandschaft, eine niederländische Landschaft und die Folgen des Kriegs;
von van Dyck den Kardinal Bentivoglio etc. Hinter dem Pittipalast dehnt sich der große königliche Garten, Giardino Boboli, 1550 angelegt, aus, welcher mit vielen Statuen und Fontänen geziert ist und herrliche Aussichtspunkte bietet.
Hervorragende Paläste sind außerdem: der Palast Riccardi (von 1430), ehemals Palast der Medici, Meisterwerk Michelozzos, mit der alten Hauskapelle der Mediceer (Fresken von Benozzo Gozzoli) und Bibliothek;
der Palast Bargello (von 1250), sonst Residenz des Podesta, bis auf die neuere Zeit Gefängnis, seit 1859 wiederhergestellt und Sitz des Nationalmuseums für Gegenstände der Renaissance, insbesondere Skulpturwerke von Michelangelo, Lor. Ghiberti, Brunellesco, Donatello, Luca della Robbia u. a. enthaltend;
der Palast Strozzi (s. Tafel »Baukunst XII«, [* ] Fig. 1), 1489 von Benedetto da Maiano entworfen, den Höhepunkt des Palastbaues der Frührenaissance bezeichnend, mit imposantem Hauptgesims von Cronaca von 1533;
das Rathaus (früher Palazzo Spini);
die Paläste Rucellai (von L. Alberti, 1460), Nencini (sonst Pandolfini, nach Raffaels Entwurf erbaut), Corsini (mit Gemäldesammlung), Buonarroti (von Michelangelo gekauft, seit 1858 durch Testament des letzten Stammgliedes Eigentum der Stadt, mit Galerie, enthaltend Reliefs, Zeichnungen, Modellierungen von Michelangelo u. a.), Uguccioni (von 1550), Guadagni (1490 von Cronaca aufgeführt), Capponi (mit Gemäldegalerie), Gondi (von 1499, mit schönem Säulenhof) und Torrigiani (mit Gemäldesammlung).
Die Bevölkerung beträgt (1881) 169,001 Seelen. Florenz, im Mittelalter eine der ersten Manufaktur- und Handelsstädte, zeichnet sich heute noch durch die Pflege einiger Industriezweige, besonders im Kunsthandwerk, aus. In größerm Maßstab werden betrieben die Industrie in Seide, Schafwolle, Tapeten, Borten, Strohhüten, Wachspräparaten, in Gold, Mosaik (aus harten Steinen, pietra dura), Alabaster, Marmor und Intarsia, endlich die Buchdruckerei.
In der Nähe (La Doccia) befindet sich eine hervorragende Porzellanfabrik. Der Handel von Florenz ist zwar nur Landhandel, doch ist die Stadt der Mittelpunkt desselben in der Landschaft Toscana und unterhält bedeutenden Verkehr mit Livorno. Die hauptsächlichste Einnahmequelle von Florenz ist der Handel mit Kunstgegenständen. Mehrere Institute zur Förderung des Handels und Verkehrs haben in Florenz ihren Sitz, so die Toscanische Nationalbank, die Allgemeine italienische Mobiliarkreditgesellschaft u. a. Die drei von Florenz auslaufenden Eisenbahnen Florenz-Livorno, Florenz-Pistoja-Bologna und Florenz-Arezzo-Rom haben im nördlichen Teil der Stadt einen gemeinsamen Zentralbahnhof.
Der Arno ist bei Florenz nur im Winter und zur Regenzeit für Barken fahrbar. Unter den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten verdienen besondere Erwähnung: das Hospital von Santa Maria Nuova (von 1388, für 2000 Kranke eingerichtet) mit einer Galerie sehenswerter Gemälde, darunter das Weltgericht, Fresko von Fra Bartolommeo, das Findelhaus (1444 von Brunellesco entworfen, mit schöner Säulenhalle), das Irrenhaus, das neue Arbeitshaus, das Leihhaus, die Sparkasse und die 1336 gegründete, sehr verdienstvolle Compagnia della misericordia.
Auch an höhern Bildungsanstalten ist Florenz reich. Es befinden sich daselbst: ein königliches höheres Studieninstitut (Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamento), mehrere Lyceen, Gymnasien und technische Schulen;
eine Akademie der bildenden Künste mit einer sehr bedeutenden Galerie von Skulpturen (darunter der David von Michelangelo) und Gemälden (Kreuzabnahme, Leben Jesu u. a. von Fiesole, Madonnen von Cimabue und Giotto, Anbetung der Könige von Gentile da Fabriano, dann Werke von Fra Filippo Lippi, Fra Bartolommeo u. a.), Handzeichnungen und einer Bibliothek;
die 1582 gegründete Accademia della Crusca, die bestimmt war, die italienische Sprache von der Kleie (crusca) zu sondern, ferner die Accademia de' Georgofili zur Beförderung des Ackerbaues;
ein Konservatorium der Künste und Handwerke;
ein musikalisches Konservatorium;
ein zoologischer und ein botanischer Garten;
ein Historischer Verein;
das Ateneo italiano;
ein 1735 gestifteter Verein für Vaterlandskunde;
ein ägyptisches und etruskisches Museum;
ein Museum der Naturwissenschaften, welches unter anderm eine Sammlung anatomischer Wachspräparate enthält und mit einem astronomischen und meteorologischen Observatorium versehen ist;
endlich mehrere reiche Archive und sieben Bibliotheken, worunter die oben erwähnte National- und die Laurentianische Bibliothek, die Biblioteca Marucelliana und die Riccardiana die bedeutendsten sind.
Unter den zehn Theatern sind die Pergola für Oper und Ballett (für 2000 Zuschauer) und das Teatro Niccolini für das Schauspiel die vorzüglichsten. Für die Musik ist die Philharmonische Gesellschaft von großer Bedeutung.
Florenz ist der Sitz der Präfektur, eines Erzbistums (seit 1420), eines Appell- und Assisenhofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, eines Divisions-Generalkommandos, einer Handels- und Gewerbekammer etc. und eines deutschen Konsuls. Von 1865 bis 1871 war hier außerdem der Sitz der Hofämter, des Senats und der Deputiertenkammer, des Staatsrats, des diplomatischen Korps, des Kassationshofs, sämtlicher Ministerien und andrer Zentralbehörden, welche dann nach Rom verlegt wurden.
In der Umgebung von Florenz sind besonders anziehend die vielen, zum Teil prachtvollen Villen des florentinischen Adels;
die Cascinen, der eigentliche große, vom Arno und Mugnone eingeschlossene Stadtpark, wo allabendlich die Korsofahrten stattfinden;
der herrliche Viale dei Colli, eine 1¼ Stunde lange, neu angelegte Kunststraße mit den prachtvollsten Ausblicken, insbesondere vom Piazzale Michelangelo, und schönen Anlagen;
weiterhin die Certosa, ein ehemaliges Kartäuserkloster, festungsartig auf einer Anhöhe thronend;
ferner südöstlich von Florenz San Miniato (s. d.), nordöstlich Fiesole (s. d.) mit seinen Klöstern, östlich das Kloster San Salvi mit berühmtem Fresko des Abendmahls von Andrea del Sarto im Refektorium etc. Obwohl das Klima von Florenz nicht ganz günstig genannt werden kann, da rasche Temperaturwechsel stattfinden, im Sommer drückende Hitze, im Winter empfindliche Kälte herrscht, obwohl die hygieinischen Verhältnisse der Stadt auch jetzt noch manches zu wünschen übriglassen (im Mittelalter war Florenz den Verheerungen der Pest in besonderm Grad ausgesetzt), so bringen doch viele Fremde, namentlich Engländer, einen Teil des Jahrs (Herbst und Spätfrühling sind die schönste Zeit) in und seiner Umgebung zu.
Florenz, das alte Florentia, wurde als römische Militärkolonie von Sulla angelegt und blühte so rasch auf, daß es schon im 4. Jahrh. n. Chr. Hauptstadt der Provinz Tuscia und Sitz eines Bischofs war. Von dem Ostgotenkönig Totilas zerstört, erhob es sich allmählich wieder aus seinen Trümmern und hatte unter der Herrschaft der Langobarden und Franken eigne Grafen. In den Kämpfen zwischen Guelfen und Ghibellinen stand Florenz gewöhnlich auf seiten der erstern. Daher erklärte Kaiser Friedrich I. alle Edelleute, deren Herrschaften dem florentinischen Gebiet einverleibt worden waren, wieder für reichsfrei und entzog auch der Stadt manches andre usurpierte Recht.
In dem Bund, welchen die toscanischen Städte 1198 gegen Philipp von Schwaben schlossen, stand Florenz schon als Republik an der Spitze. Die von diesem Bund 1199 beschlossene Podestatenregierung scheint in Florenz erst 1207 bleibend eingeführt worden zu sein, auch übertrug man hier dem Podesta bloß die Rechtspflege; die Administration der Stadt nebst der politischen Gewalt behielten die sechs Konsuln und ein städtischer Rat von 100 angesehenen Bürgern. Nun erhob sich Florenz trotz des Zwiespalts unter den Adelsfaktionen ^[richtig: Adelsfraktionen] immer mächtiger und unterwarf sich während der Abwesenheit der deutschen Könige wieder einen Teil des benachbarten Landadels.
Auch ging es aus wiederholten Fehden mit Pisa, Siena, Pistoja u. a. siegreich hervor. Als Kaiser Friedrich II. die Ghibellinen, besonders die Uberti, in Florenz gegen die Guelfen unterstützte, beteiligte sich zum erstenmal auch das niedere Volk an den Fehden des Adels. Im Oktober 1250 erhoben sich die Einwohner von Florenz, erklärten die Gewalt des Podesta und der andern Behörden für erloschen und konstituierten sich als eine militärisch eingerichtete Eidgenossenschaft des Volkes (popolo).
An der Spitze stand ein Hauptmann des Volkes (capitano del popolo), ihm zur Seite als beratendes Kollegium 12 Volksälteste (anziani del popolo), je 2 aus jedem der 6 Quartiere (sestieri), in welche die Stadt geteilt wurde. Die ganze Eidgenossenschaft ward in 20 Kriegshaufen oder Fahnen (gonfaloni), mit je einem Bannerherrn (gonfaloniere) an der Spitze, und die Einwohner des Gebiets in 96 Kirchspiele (pivieri) geteilt, die ebenfalls bewaffnete Haufen zu stellen hatten.
Den Adel nannte man nun im Gegensatz zur Eidgenossenschaft des Volkes »die Großen« (i grandi). Wiewohl man dieselben im übrigen unangefochten ließ, meinten sie sich doch durch Zusammenwohnen in förmlich befestigten Quartieren sichern zu müssen. Nach Friedrichs II. Tode (Dezember 1250) gestand der Popolo den Guelfen die Rückkehr zu, die im Januar 1251 erfolgte, und Volksregiment und Adel erkannten nun wieder einen Podesta als gemeinschaftliche höhere Behörde an. Die Guelfen gewannen jetzt das Übergewicht, so daß die vertriebenen Ghibellinen 1260 von Siena aus sich an Manfred, Friedrichs II. Sohn, um Hilfe wandten.
Mit Hilfe einer von demselben gesandten deutschen Söldnerschar wurden die Guelfen bei Montaperto geschlagen, worauf die Ghibellinen wieder das Regiment in Florenz erhielten. Sie erkannten Manfred als König an und nahmen den Grafen von San Severino als seinen Statthalter auf; zugleich schloß Florenz mit Pisa und Siena einen Bund gegen die Guelfen. Aber 1266 errangen letztere durch Karl von Anjous Sieg über Manfred wieder die Oberhand, und die Ghibellinen wurden abermals vertrieben (1267), erhielten indes 1278 die Erlaubnis zur Rückkehr.
Statt der 12 Männer, welche während der zehn Jahre von König Karls von Anjou Signorie dem Vikar desselben als nächste Räte beigeordnet waren, wurden nun deren 14, nämlich 8 Guelfen und 6 Ghibellinen, erwählt, deren Regiment je zwei Monate dauerte; doch wurde dies Regiment vom Volk schon 1282 wieder beseitigt, indem die innern Angelegenheiten so geordnet wurden, daß alle Gewalt den 7 höhern Zünften (dem sogen. popolo grasso gegenüber dem popolo minuto, den 5 niedern Zünften) zufiel, die nun 3 Prioren der 3 vornehmsten Zünfte an die Spitze des Staats stellten; der Adel behielt aber seine Macht, indem er sich in die obern Zünfte aufnehmen ließ.
Eine weitere Verfassungsreform in demokratischem Sinn versuchte Giano della Bella, der, obwohl Sprößling eines altadligen Geschlechts, doch den frevelhaften Egoismus verabscheute, mit welchem die großen Adelsfraktionen in gegenseitigen wütenden Kämpfen ohne Rücksicht auf das Wohl des Gemeinwesens nach der Herrschaft über die Stadt, dem Besitz der höchsten Ämter und der Exemtion von allen bürgerlichen Lasten strebten. Seine Bestrebungen gingen auf eine gleichmäßige Verteilung der Rechte und Pflichten nach dem Muster antiker Timokratien hinaus. Zu diesem Zweck erließ er 1292 die Ordonnanzen der Gerechtigkeit, deren Ausführung ein Gonfaloniere della Giustizia mit außerordentlichen Vollmachten zu überwachen hatte.
Unter seiner Leitung blühte Florenz auf, dehnte seine Herrschaft über ein weites Gebiet aus und wurde um so mächtiger, je mehr die adligen Territorien und kleinen Munizipien ihre Hoheitsrechte und Regalien dem Vorort abtreten mußten. Dies bildete zugleich eine zweite reiche Einkommensauelle für das Gemeinwesen, die von einem aus der Mitte der Popolanen (Patrizier und Zünfte) erwählten besondern Capitano trefflich ausgenutzt wurde. Der Einfluß des dem Adel tödlich verhaßten Giano begann indes zu wanken, als die reichen Popolanen, neidisch auf des Mannes Macht und Ansehen, sich mit den ihre Fehden vertagenden Adelsfraktionen zu seinem Sturz verbanden.
Vermittelst falscher Anklagen wußten sie seine Verbannung zu erwirken, und Giano verließ 1294 heimlich und gegen den Willen des ihm mit Leib und Seele ergebenen niedern Volkes, um neuen Unruhen vorzubeugen, die Stadt. Hierdurch kühner gemacht, erschienen plötzlich die Edelleute mit den bewaffneten Scharen ihrer Hintersassen vom Land und ihrer Hausgenossen aus der Stadt und forderten die Aufhebung der gegen den Adel gerichteten Gesetze. Da aber sofort alles Volk unter die Waffen trat, stand der Adel von seinen Forderungen ab. Die meisten ärmern adligen Geschlechter und Linien trieben seitdem bürgerliche Gewerbe und traten in die Zünfte des Popolo grasso, dessen einflußreichste Familien, wie die Mancini, Magalotti, Altoviti, Peruzzi, Acciajuoli, Cerretani etc., von nun an eine faktische Nobilität in der Stadt erlangten, während die Granden ohne Einfluß blieben.
Nun erhoben sich wieder zwei mächtige Parteien gegeneinander, die der Neri (Schwarzen) und Bianchi (Weißen); an der Spitze jener, die guelfisch gesinnt waren, standen die Donati und an der der letztern die Cerchi, welche die ghibellinische Sache vertraten. Beide Parteien bekämpften sich bis aufs Blut. Um dem Zwist eine Ende zu machen, verbannten die Prioren einige hervorragende Parteihäupter aus der Stadt. Bald aber riefen die Neri unter dem Vorwand, daß einem Haupte der Bianchi die Rückkehr verstattet worden sei, den Grafen Karl von Valois, den Bruder des Königs Philipp IV.
von Frankreich, der eben für das folgende Jahr mit Karl II. von Neapel eine gemeinsame Unternehmung gegen Sizilien plante, von Anagni aus zu Hilfe und kehrten mit ihm in die Stadt zurück Treulos seinem beim Einzug geleisteten Eid, sich jedes Eingriffs in die Verfassung zu enthalten, gab Valois den Neri das Heft wieder in die Hände. Der nach seinem Abzug eintretenden Reaktion, die mit einer Verbannung aller hervorragenden Weißen begann, erlag auch 1302 Dante, der, den Bianchi zugethan, gleich seinen Parteigenossen fortan »darbend die Welt durchwandern« mußte.
Die hierauf von den Schwarzen vorgenommene Verfassungsrevision führte zur Einrichtung einer neuen obersten Exekutivbehörde mit guelfischer Färbung. An die Spitze der Signori (der Prioren) trat neben dem Podesta und dem Gonfaloniere della Giustizia, der sich aus einem Führer des Volkes gegen den Adel ganz in einen Vorsitzenden der Prioren, d. h. in den Leiter der Politik, Gesetzgebung und Verwaltung der Stadt, verwandelt hatte, ein neuer Beamter, der, meist aus den Reihen der Schwarzen hervorgehend, so in parteiisch modifizierter Weise den ursprünglichen Beruf des Bannerherrn der Justiz unter dem Namen eines Executore degli Ordini della giustizia wahrnehmen sollte (1307). Die Hoffnung der Ghibellinen (Weißen) wuchs wieder mit dem Erscheinen des Kaisers Heinrich VII. in Italien. Diesem verweigerte Florenz, das inzwischen das Haupt der guelfischen Partei Mittelitaliens geworden war, natürlich den Gehorsam, wofür es zwar vom Kaiser mit den schärfsten Ausdrücken in Bann und Acht des Reichs gethan wurde (1312); doch starb Heinrich im folgenden Jahr, als er sich eben zur Bezwingung des Hauptes der Rebellen anschickte.
Mittlerweile hatte sich die Stadt, durch die drohende Gefahr geschreckt, in den Schutz König Roberts von Neapel begeben (1313), der sie zunächst als »Rektor, Befehlshaber und Herr von Florenz« durch einen Vikar bis 1321 verwalten ließ. Durch den Ghibellinen Castruccio Castracani hart bedrängt, übertrugen sodann die Florentiner die Signorie ihrer Stadt dem Herzog Karl von Kalabrien, König Roberts Sohn, auf zehn Jahre. Derselbe nahm sie an, starb aber schon worauf ihm sein bisheriger Stellvertreter, Walther von Brienne, Herzog von Athen, folgte, welcher seinen ständigen Sitz nach Florenz verlegte und deutlich seine dynastischen Absichten kundgab.
Die großen Vorteile, welche die Familien des Popolo grasso aus dem Bund mit Neapel zogen, entschädigten für den Verlust der Freiheit. Walther benutzte aber geschickt den Haß der niedern Zünfte und die Eifersucht des Adels gegen den Popolo grasso, um seine Popularität zu vermehren. Wirklich wurde er 1342 auf Lebenszeit zum Oberherrn gewählt. Doch rief sein tyrannisches Regiment bald einen Aufstand hervor, der ihn zur Flucht nötigte (Juli 1343). Durch diese innern Unruhen ermutigt, erhoben sich die Florenz unterworfenen Städte Toscanas: Arezzo, Castiglione, Pistoja, Volterra, Colle, San Gimignano etc., und Florenz, machtlos, sie mit bewaffneter Hand wieder zu unterwerfen, sah sich genötigt, ihre Selbständigkeit anzuerkennen. Doch kehrten sie alle bald darauf freiwillig in das vorige wenig drückende Abhängigkeitsverhältnis zu Florenz zurück. Auch den deutschen Kaisern gegenüber behauptete die Stadt fortan so gut wie völlige Unabhängigkeit; dieselben mußten sich mit der Leistung des Lehnseides und der Zahlung einer Jahresquote in barem Geld begnügen und erkannten im übrigen die Autonomie der Kommune bereitwillig an.
Florenz hätte sich seitdem völlig ungestört und frei entwickeln können, wenn diese Entwickelung nicht noch einigermaßen durch die überschüssige Kraft einzelner Adelsfraktionen einer, das Streben des niedern Volkes nach größerer Teilnahme am Regiment anderseits beeinträchtigt worden wäre. Zunächst errang der Popolo minuto durch einen Volksaufstand im September 1343 einen Anteil an der Regierung, während die mächtigsten Geschlechter verbannt und der Adel ganz aus dem Regiment verdrängt wurde; doch allmählich bekamen die reichen guelfischen Familien wieder die Oberhand und bildeten eine Oligarchie, die sich durch die Vertreibung der ghibellinisch Gesinnten und ein durchgebildetes Denunziationssystem, das sogen. »Ammonieren« oder Verwarnen mißliebiger Bürger, in ihrer Stellung behauptete.
Eine von Bartolommeo de' Medici 1360 angestiftete Verschwörung wurde unterdrückt, andern Bewegungen durch Ammonieren vorgebeugt. Erst 1378 brach trotz der Ammonitionen oder vielmehr wegen des damit getriebenen Mißbrauchs, der vom Volk durchschaut wurde, eine Revolution der Ciompi (des Popolo minuto) aus, welche, geführt von einem der Ihrigen, Michele Lando, eine demokratische Verfassungsreform erzwangen. Doch bald ward das Volk des tyrannisch-eifersüchtigen Regiments seines frühern Leiters überdrüssig, der durch sein unkluges Verhalten der guelfischen Oligarchenpartei die Restauration der alten Verfassung selbst erleichterte und 1382 seinen Übermut mit der Verbannung büßte.
Nach außen hatte Florenz um diese Zeit mehrfache Gefahren zu bestehen. Ein gefährlicher Feind war der Herzog Galeazzo Visconti von Mailand, von welchem es zum Glück 1402 durch dessen Tod befreit wurde. Galeazzos Nachfolger Gabriele Visconti verkaufte 1405 die unter seiner Herrschaft stehende Stadt Pisa an die Florentiner um 200,000 Goldgulden, doch mußte die Stadt 1406 erst mit Gewalt unterworfen werden. Gegen den König Wladislaw von Ungarn und Neapel war Florenz ebenfalls glücklich, und einige Verluste im Kampf mit Mailand und Genua waren nicht erheblich.
Unter den Adelsfamilien, welche durch Popularität und Einfluß beim niedern Volk mächtig waren, trat mehr und mehr die der Medici hervor. Zwar wurde diese durch die Oligarchie wiederholt verdrängt; allein Giovanni de' Medici, welcher als glücklicher Bankier zur Zeit des Konstanzer Konzils sich großen Reichtum erwarb und in den innern Angelegenheiten, besonders bei der gerechtern Ordnung der Besteuerung, großen Einfluß ausübte, erhob sein Geschlecht zum unbestrittenen Prinzipat.
Damit beginnt für Florenz das sogen. Mediceische Zeitalter, eine Zeit hoher Blüte und großen Glanze. Im Gegensatz zu der bisher oft erobernden Politik des Freistaats verfolgten die Medici eine friedliche Politik; sie waren zwar auf Erhaltung der Hegemonie über die toscanischen Städte bedacht, vor allem aber pflegten sie Handel und Industrie, Kunst und Wissenschaft, um Florenz zum Mittelpunkt der italienischen Kultur zu erheben. Nach dem Tod Giovannis de' Medici 1429 vollendete sein Sohn Cosimo dessen Werk; er sprengte die bestehende Oligarchie, erweiterte den Kreis der regierenden Familien und schuf so eine breitere demokratische Basis. Er veränderte zu diesem Zweck die Wahlart der Beamten und führte statt des bisherigen Loses eine Wahl-Balie ein, d. h. einen zur Vornahme der Wahlen mit diktatorischer Gewalt bekleideten Ausschuß. Eine Verschwörung gegen Cosimos Sohn Pietro de' Medici (1464-69) unter Luca Pitti wurde entdeckt und unterdrückt.
Auch Pietros Sohn Lorenzo der Prächtige (il Magnifico, 1469-92), zugleich mit seinem Bruder Giuliano in einer Versammlung der vornehmsten Bürger als Principe dello stato anerkannt, teilte die künstlerischen und wissenschaftlichen Bestrebungen seines Vaters und Großvaters, entfaltete immer größern Luxus, verschönerte die Stadt, verschaffte dem Volk Genuß und Zerstreuung und eröffnete den aus Konstantinopel fliehenden und in Italien verfolgten Gelehrten in ein Asyl.
Zugleich aber ward auch durch ihn die Verfassung der Republik immer mehr in eine monarchische umgewandelt, und er übte, wenn auch noch ohne Titel, doch faktisch die Macht eines Herrschers aus. Am brach eine Verschwörung gegen die Medici aus, an deren Spitze der vom Papst Sixtus IV., einem Gegner der Medici, beeinflußte Francesco de' Pazzi und sein Oheim Jacopo de' Pazzi sowie der Erzbischof Francesco de' Salviati von Pisa und dessen Bruder Jacopo de' Salviati standen.
Giuliano wurde ermordet, Lorenzo aber gerettet; der Erzbischof, sein Bruder und Francesco de' Pazzi (der Mörder Giulianos) wurden auf Befehl der Signoria, an deren Spitze der Gonfaloniere Cesare Petruzzi stand, vor dem Fenster aufgehängt, und das Volk tötete eine große Anzahl Verschworner, darunter Jacopo de' Pazzi. Der Papst Sixtus IV. that Florenz wegen des an dem Erzbischof vollstreckten Urteils in den Bann und führte, mit Ferdinand I., König von Neapel, verbunden, Krieg gegen die Stadt, bis 1480 ein Friede geschlossen wurde, in welchem Florenz die Ausrüstung von 15 Galeeren gegen die Osmanen übernahm. Lorenzo setzte 1480 eine neue Balie durch und ließ durch dieselbe eine »permanente Ratsversammlung« von 70 Bürgern einrichten, welche die Besetzung aller öffentlichen Ämter und die höchste Entscheidung über alle öffentlichen Angelegenheiten haben sollte, wobei übrigens Lorenzo das entscheidende Wort sprach.
Sein Sohn Pietro II. (1492-94) verfeindete sich mit Ludwig Moro, dem Herzog von Mailand, und rief durch die Verbindung mit Alfons von Neapel zur Herstellung einer förmlichen Monarchie in Florenz große Unzufriedenheit hervor, welche in den Predigten Savonarolas ihren Ausdruck fand. Durch sein unentschlossenes und unwürdiges Benehmen gegen den in Italien einrückenden König Karl VIII. von Frankreich veranlaßte er eine Revolution und die erste Vertreibung der Mediceer aus Florenz Karl VIII. zog zwar in ein, entfernte sich aber bald wieder, nachdem er mit Geld abgefunden worden war.
Eine neue Verfassung, deren wesentlichstes Element der aus 800 Bürgern gebildete Große Rat, daneben der Kleine Rat der Achtzig und die Signoria war, ward hierauf geschaffen. Mehrere Verschwörungen, welche Pietros Zurückberufung zum Zweck hatten (1496, 1497 und 1498), mißlangen, ebenso eine von Cesare Borgia geleitete (1501). Inzwischen war der bei dem Volk in hohem Ansehen stehende Hieronymus Savonarola (s. d.) die einflußreichste Person in Florenz geworden; aber dadurch, daß er das Bündnis mit Frankreich auch dann noch aufrecht hielt, als ganz Italien sich gegen diese Macht verbündet hatte, sowie durch seinen Streit mit Papst Alexander VI., der ihn mit dem Bann belegte, verlor er die Gunst des Volkes, was die Ursache seines Unterganges wurde (1498). Unter Pietro Soderini, der 1502 als lebenslänglicher Gonfaloniere an die Spitze der Republik gestellt wurde, herrschte große Verwirrung.
Der wenn auch glücklich geführte und 1509 beendigte Krieg mit Pisa erschöpfte die Kräfte der Republik, welche durch ihr Bündnis mit Frankreich auch in ein feindseliges Verhältnis zum Papst und zum Kaiser geriet, so daß sie nicht im stande war, den Eroberungsplänen des Herzogs von der Romagna, Cesare Borgia, erfolgreichen Widerstand entgegenzusetzen. Papst Julius II. forderte von Florenz die Restitution der Medici und den Beitritt der Republik zur Liga gegen Frankreich und ließ, als Florenz nicht willfahrte, seinen Feldherrn Raimund von Cardona in das florentinische Gebiet einrücken; derselbe schlug die Florentiner und eroberte Prato (August 1512). Infolge davon sah sich Soderini 1512 gezwungen, abzudanken, und die Mediceer kehrten zurück, worauf wieder eine der frühern ähnliche Oligarchie eingeführt wurde.
Alle seit der Vertreibung der Mediceer gegebenen Gesetze wurden annulliert, und an die Stelle des Großen Rats trat ein Rat von 200, lauter entschiedenen Anhängern der Mediceer. Die demokratischen Einrichtungen wurden aufgehoben, und an die Spitze der öffentlichen Gewalt trat der Kardinal Giovanni de' Medici, Lorenzos Sohn, und, als derselbe 1513 als Leo X. Papst wurde, sein Bruder Giuliano. Durch die Hilfe des Papstes gelang es der Familie der Medici trotz des Hasses der demokratischen Partei gegen sie, die Regierung zu behaupten. Florenz nahm nun teil an den Kämpfen der päpstlich-kaiserlichen Liga gegen Frankreich.
Nach Giulianos Abdankung (1513) folgte sein Neffe Lorenzo II. (schon früher Giulianos Mitregent), der seine Herrschaft mehr auf die päpstliche Protektion als auf die Liebe der Florentiner stützte (starb 1519). Sein Nachfolger Giulio, Kardinal und Erzbischof von Florenz, überließ, nachdem er 1523 als Clemens VII. Papst geworden war, die Verwaltung von Florenz seinem Vetter, dem Kardinal Ippolito de' Medici, und Lorenzos II. unehelichem Sohn Alessandro Je mehr die päpstliche heilige Liga von dem Kaiser bedrängt wurde, desto mehr wuchs die Macht der republikanischen Partei in an deren Spitze die Familie Strozzi stand, und als 1527 Rom von den Truppen Kaiser Karls V. erobert ward, brach in ein allgemeiner Aufstand gegen die Mediceer aus.
Die demokratische Verfassung ward wiederhergestellt und die Mediceische Familie zum zweitenmal verbannt; Ippolito und Alessandro de' Medici verließen 17. Mai die Stadt. Indes in dem Frieden von Barcelona, welchen der Papst 1529 mit dem Kaiser schloß, wurde die Rückkehr der Mediceer mit bedungen, und nach der Vermählung der natürlichen Tochter des Kaisers, Margarete, mit Alessandro ließ der Kaiser ein Heer unter Philibert von Oranien gegen Florenz aufbrechen, um seinen Schwiegersohn wieder einzusetzen.
Elf Monate lang verteidigten sich die Florentiner gegen das 18,000 Mann starke Belagerungsheer, mußten sich aber ergeben und dem Kaiser das Recht einräumen, ihnen eine neue Regierungsform vorzuschreiben; doch sollte die Verfassung eine freie bleiben. Der Kaiser bestätigte nun die alten Freiheiten und Rechte der Stadt Florenz unter der Bedingung, daß Alessandro erblicher Herzog von Florenz werden sollte. Zugleich wurde das Oberhoheitsrecht des Kaisers über Florenz erneuert.
Die Gewalt Alessandros war bei der maßvollen Politik Karls V. zunächst eine beschränkte; erst infolge einer von den eifrigsten Anhängern der Medici mit Hilfe des Papstes Clemens VII. durchgeführten Verfassungsreform erlangte der Herzog 1532 eine förmlich monarchische Gewalt, indem er als lebenslänglicher, erblicher Herzog an die Spitze des Staats gestellt ward, obwohl zur Wahrung der republikanischen Form noch
eine Signoria von 48 und ein Rat von 200 Mitgliedern fortbestanden. Alessandro benahm sich ganz als souveräner Herr, errichtete eine Leibwache von 1000 Mann, entwaffnete die Bürger, ließ eine neue Citadelle anlegen und trat überhaupt jede Schranke des Herkommens und der Sitte nieder, rief aber dadurch die Unzufriedenheit der großen florentinischen Familien Salviati, Strozzi, Ridolfi etc. hervor und wurde durch seinen Vetter Lorenzino de' Medici (1537) ermordet.
Hierauf wurde, da Lorenzino nach Venedig flüchtete, durch den Einfluß des Kardinals Cibo der einzige noch übrige Sprößling der Medici, der 18jährige Cosimo, zum Oberhaupt des Staats ernannt und ihm ein Staatsrat von 48 Mitgliedern beigegeben. Der Kaiser erteilte ihm den Herzogstitel, schloß Lorenzino nebst seinen Nachkommen von der Erbfolge aus und ließ die Citadelle von Florenz durch kaiserliche Truppen besetzen. Die Ausgewanderten, an deren Spitze Filippo de' Strozzi stand, sammelten zwar ein Heer gegen Cosimo, wurden aber von diesem überlistet und zum Teil gefangen genommen.
Von da an wurde das Regiment des Herzogs eine Schreckensherrschaft: er führte eine politische und religiöse Inquisition ein, machte den Handel zum Regierungsmonopol, riß alle Wechselgeschäfte an sich und verwendete die dadurch gewonnenen Summen zur Erbauung von Festungen und Palästen, Sammlung von Kunstschätzen etc. Er eroberte im April 1555 Siena scheinbar für den Kaiser, ließ es sich aber 1557 mit allen Souveränitätsrechten von demselben abtreten, wogegen er Piombino, Elba (bis auf Porto Ferrajo) und einige Ortschaften an der mailändischen Grenze aufgab. 1562 stiftete er den Stephansorden zum Schutz des levantischen Handels; 1564 trat er zwar die Regierung seinem Sohn Francesco Maria ab, griff aber immer noch in dieselbe ein. Durch die Vereinigung Sienas mit Florenz gründete er den neuen Staat Toscana (s. d.), dessen Hauptstadt Florenz wurde.
Die Blüte der Künste und Wissenschaften schwand in den Zeiten der politischen und kirchlichen Reaktion in Italien auch in Florenz dahin. Ein geistiges Leben erwachte erst wieder unter der Herrschaft der Lothringer, namentlich des Großherzogs Leopold I. (1765-90). Trotz deren Fürsorge für das Wohl der Stadt wurde auch in Florenz der Drang nach nationaler Einheit und politischer Freiheit so mächtig, daß der Großherzog 1849 auf kurze Zeit und 1859 für immer flüchten mußte. Nach der Septemberkonvention wurde die Residenz des neuen Königreichs Italien nach Florenz verlegt, und Viktor Emanuel siedelte im Februar 1865 dahin über, wo er im Palazzo Pitti residierte.
Obwohl Florenz nur vorübergehend Hauptstadt Italiens sein konnte, da Regierung und Volk Rom dazu bestimmt hatten, so unternahmen die städtischen Behörden doch großartige Bauten und Anlagen für Erweiterung und Verschönerung der Stadt, welche dadurch mit einer Schuld von 160 Mill. belastet wurde. Als schon nach sechs Jahren (1871) Rom zur Hauptstadt erklärt ward, geriet Florenz, dessen Einwohnerzahl und Einkünfte sich beträchtlich verminderten, in große finanzielle Bedrängnis. Da das jährliche Defizit endlich auf 5 Mill. stieg, erklärte sich die Stadt 1878 bankrott, worauf der Staat von den Schulden 49 Mill. übernahm.
In der Geschichte des Handels nimmt Florenz eine wichtige Stelle ein. Schon im 13. Jahrh. beteiligte es sich mit seinen Industrieerzeugnissen an dem Handel nach den überseeischen Ländern und zwar durch die Vermittelung von Genua. Nachdem es später (1421) den Hafen von Livorno von den Genuesen für 100,000 Goldflorens erworben hatte, ließ es selbst Seeschiffe bauen, gründete ein Arsenal und nahm besonders an dem levantischen Handel thätigen Anteil. Florenz besaß schon 1338 mehr als 200 Tuchfabriken, die jährlich 70-80,000 Stück lieferten.
Für diese Tuche und andre Wollzeuge tauschten die Florentiner zu Brussa Spezereien, Baumwolle und andre orientalische Waren ein. Gegen das Ende des 15. Jahrh. wurden zu Florenz auch viel Seidenstoffe, Gold- und Silberbrokate verfertigt. Bis 1480 gehörten sämtliche unter dem Befehl eines Admirals stehende Galeeren dem Staate, der sie gegen ein gewisses Entgelt den Kaufleuten überließ. Für die erwähnten Wolltransporte waren Assekuranzgesellschaften eingerichtet. Im 13. und 14. Jahrh. hielten die Florentiner Banken, zu denen häufig Fürsten ihre Zuflucht nahmen.
Obgleich sie wegen ihrer wucherischen Habsucht in schlechtem Ruf standen (sie nahmen 20, oft sogar 30., ja 40 Proz.), so benutzten dennoch selbst die venezianischen Kaufleute bei ihren levantischen Spekulationen die florentinischen Bankiers, weil dieselben sehr zuverlässig in ihren Geschäften waren. Namentlich machten die Bankhäuser der Peruzzi und der Bardi große Geschäfte, sowohl in Europa als in der Levante. Dieselben besaßen auch bedeutende Handelsprivilegien in Cypern und Armenien, deren Vorteile sie ihre Mitbürger genießen ließen. Überhaupt war es vorzüglich der florentinische Handelsstand, der im Mittelalter die Ausbildung des Handelswesens förderte.
Florenz ist Geburtsort einer solchen Anzahl großer Männer, wie wohl wenig andre Städte sie aufweisen können. Wir nennen darunter die Dichter Dante, Boccaccio;
die Maler Cimabue, Gaddi, Orcagna, Masaccio, Ghirlandajo, Filippo und Filippino Lippi, Andrea del Sarto, Bronzino, Carlo Dolci;
die Bildhauer Luca della Robbia, Donatello, Lor. Ghiberti, Bandinelli, den Goldschmied und Bildhauer Benv. Cellini;
den Architekten Brunellesco;
die Tonkünstler Lully und Cherubini;
den Historiker Guicciardini;
den Seefahrer Amerigo Vespucci;
die Staatsmänner und Regenten aus dem Haus Medici;
den Staatsmann und Geschichtschreiber Machiavelli etc. Seiner geistigen Bedeutung verdankt es auch Florenz, daß sein Dialekt und nicht der römische als maßgebende Sprachweise von ganz Italien acceptiert wurde.
Vgl. Villani, Annali; Machiavelli, Florentinische Geschichten (deutsch von A. v. Reumont, Leipz. 1846, 2 Bde.);
Guicciardini, Storia d'Italia, Bd. 1 (1561 u. öfter; deutsch, Darmst. 1843);
A. v. Reumont, Tavole cronologiche e sincron. della storia fiorentina (Flor. 1841);
Capponi, Storia della repubblica di Firenze (das. 1875, 2 Bde.; deutsch von Dütschke, Leipz. 1877);
Ad. Trollope, History of the commonwealth of Florence (Lond. 1865, 4 Bde.);
Perrens, Histoire de FIorence (Par. 1877-79, 4 Bde.);
Scheffer-Boichorst, Florentinische Studien (Leipz. 1874);
Hartwig, Quellen und Forschungen zur ältesten Geschichte der Stadt Florenz (Marb. und Halle 1875-81, 2 Bde.);
Yriarte, Florence (Par. 1880, Prachtwerk);
Byers, Florenz (Beschreibung, Zür. 1881);
Kleinpaul, in Wort u. Bild (Leipz. 1886).