Überlingen
,
Bezirksamtsstadt im bad. Kreis [* 3] Konstanz, [* 4] am Überlinger See, der nordwestlichen Bucht des Bodensees, in schöner wein- und obstreicher Gegend, 410 m ü. M., hat 4 kath. Kirchen, darunter die herrliche fünfschiffige gotische Münsterkirche mit bedeutenden Kunstwerken und der 88,5 Doppelzentner schweren Glocke Osanna, eine neue evang. Kirche, ein altes Rathaus mit prächtigen Holzschnitzereien von 1494, eine alte Stadtkanzlei (eine Perle deutscher Renaissance von 1598), die sogen. Burg des Alemannenherzogs Gunzo mit dem Bild Gunzos und der Jahreszahl 641, mehrere Patrizierhöfe, darunter besonders derjenige der Herren Reichlin v. Meldegg (von 1462) mit der sogen. Luciuskapelle und schönem, reichem Bankettsaal, alte Festungstürme und Thore und in Felsen gehauene Stadtgräben (jetzt in schöne Promenaden umgewandelt), ein Denkmal des um die Stadt hochverdienten Pfarrers Wocheler, eine über der Stadt gelegene Johanniter- und Malteserkommende St. Johann, einen Hafen, eine erdig-salinische Mineralquelle von 14° C. mit Bad, [* 5] Seebäder und (1885) 4006 meist kath. Einwohner. In industrieller Beziehung sind zu nennen: Eisengießerei, [* 6] Glockengießerei, Fabrikation von Feuerspritzen [* 7] und Brauereieinrichtungen, mechanische Werkstätten, Orgelbau, Ateliers für kirchliche Kunst, Mühlen [* 8] etc.;
sonst hat die Stadt Weinbau, große Fruchtmärkte,
Obsthandel und
Dampfschiffahrt. N. ist Sitz eines Amtsgerichts, eines
Hauptzollamtes und einer Bezirksforstei, auch befindet
sich dort eine
höhere Bürgerschule, ein Waisenhaus, ein großes
Hospital, eine Stadtbibliothek (30,000
Bände), ein ethnographisch-kunstgewerbliches
Museum, ein Naturalienkabinett etc. In der nächsten Umgebung der Stadt zahlreiche
Punkte mit herrlicher Aussicht. - Überlingen
, im
Altertum Iburinga, wird schon 1155 urkundlich erwähnt und erhielt 1275 von
Rudolf von
Habsburg ausgedehnte Privilegien, wurde
jedoch erst 1397 völlig reichsunmittelbar. Es trat dem
Schwäbischen Städtebund bei und nahm 1377 am Städtekrieg
teil. Im Dreißigjährigen
Krieg wurde die Stadt 1632 von
Bernhard von
Weimar
[* 9] erobert, 1634 von den
Schweden
[* 10] unter
Horn vergebens
belagert, 1643 von den
Schweden geplündert, von den
Bayern
[* 11] nach viermonatlicher Belagerung genommen und 1647 an
die
Schweden übergeben, die sie nach dem
Westfälischen
Frieden wieder räumten. 1803 fiel Überlingen
an
Baden.
[* 12]