Titel
Udine.
1)
Provinz im Königreich
Italien,
[* 2] in der Landschaft
Venetien, grenzt im N. und O. an
Österreich
[* 3] (Kärnten, Görz
[* 4] und
Gradisca), im
S. an das
Adriatische Meer und die
Provinz
Venedig,
[* 5] im
W. an die
Provinzen
Treviso und
Belluno, hat 6515 (nach Strelbitskij
6619) qkm mit (1881) 501 745, nach einer Berechnung 532 359 E.,
d. i. 82 E. auf 1 qkm und zerfällt in die 17 Distrikte
Ampezzo,
Cividale del Friuli, Codroipo, Gemona, Latisana, Maniago, Moggio Udinese
,
Palmanova,
Pordenone, Sacile,
San
Daniele del
Friuli,
San Pietro al Natisone,
San Vito al
Tagliamento, Spilimbergo, Tarcento,
Tolmezzo und mit zusammen 179 Gemeinden.
Die Provinz ist in der nördl. Hälfte gebirgig; die Grenze gegen Kärnten bilden im N. die Karnischen Alpen [* 6] (Monte-Paralba 2694 m), südlich davon ziehen sich die Venetianer Alpen (Monte-Cridola 2583 m, Monte-Cavallo 2247 m) und ihre östl. Fortsetzung, die Julischen Alpen (Monte-Canin 2582 m) hin, die nach S. zu der Ebene von Friaul abfallen; in der Nähe des Meeres sind Sümpfe, die in die Lagunen von Marano übergehen. Die Hauptflüsse sind Livenza (Westgrenze) mit Meduna und Monticano, Tagliamento, Stella, Cormor, Aussa sowie Natisone und Judrio (Ostgrenze), die zum Isonzo [* 7] gehen. Das fruchtbare Land liefert Weizen, Mais, Reis, Hanf, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Kastanien, Wein und Seide; [* 8] bedeutend ist die Viehzucht [* 9] (Rinder, [* 10] Schafe, [* 11] Ziegen), auch besteht Fischerei. [* 12] Die Industrie umfaßt Seiden- und ¶
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36 Baumwollwaren-, Papier- und Metallwarenfabrikation, Gerberei, Brauerei und Töpferei. Die zahlreichen Eisenbahnlinien berühren meist die Hauptstadt. Über die Geschichte s. Friaul. –
2) Hauptstadt der Provinz und des Distrikts in fruchtbarer, weinreicher Gegend, am Kanal
[* 14] Roja, der vom Torre abzweigt, an den
Linien Venedig-Cormons und Udine
-Pontebba (70 km) des Adriatischen Netzes und an den Anschlußbahnen Udine
-Portogruaro
(61 km) und Udine
-Cividale, mit Dampfstraßenbahn nach San Daniele (27 km), ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, einer Handels-
und Gewerbekammer sowie der Infanteriebrigade «Bergamo» und hat (1881) 23254, als Gemeinde 32020, nach einer Berechnung
37200 E., in Garnison ein Bataillon des 26. Infanterieregiments und das 15. Kavallerieregiment
«Lodi», ein Standbild der Friedensgöttin und bronzenes Reiterstandbild Victor Emanuels II. von Crippu (1883),
zwei riesige Marmorstatuen (Hercules und Cacus) und zwei hohe Säulen,
[* 15] ein Standbild der Justitia und ein Denkmal Garibaldis
(1886). Die Stadt zerfällt in die innere und die äußere, die durch Mauern und Gräben getrennt sind.
Die Straßen sind eng und krumm. Im Mittelpunkte liegt auf einem Hügel das 1517 von Giovanni Fontana erbaute Kastell, jetzt
Kaserne. Der roman. Dom mit sechseckigem Glockenturm hat im Innern das Reiterstandbild des Grafen Antonini und ein Standbild des
Erzbischofs Zacharias Bricito von Millisini. Die größte Merkwürdigkeit in ist der Campo santo, einer
der schönsten Friedhöfe Europas.
Der erzbischöfl. Palast besitzt im Thronsaal die Bildnisse sämtlicher Patriarchen von Aquileja sowie der Erzbischöfe und
Bischöfe von ferner Fresken von Tiepolo und Giovanni da Udine.
Der Palazzo del Municipio, 1457 im Stil des
venet. Dogenpalastes erbaut und nach dem Brande von 1876 durch den Mailänder Architekten Scala wiederhergestellt, enthält
einen riesigen Ajax aus Marmor und Gemälde von Pomponio Amalfio und Grassi, der Palazzo Bartolini die an Werken über Friaul
reiche Bibliothek und das städtische Museum mit röm. Altertümern, Gemälden von Giovanni da Udine
, Palma
Giovane und Tiepolo sowie eine Münzsammlung. hat eine theol.
Lehranstalt, zwei Gymnasien, ein technisches Institut, Akademie, Theater, [* 16] Findelhaus; bedeutende Seidenindustrie und starken Handel, besonders mit Flachs und Hanf. – das alte Utina oder Utinum, kommt erst im 10. Jahrh. vor, wurde 1238 durch den Patriarchen von Aquileja, Berthold, zur Hauptstadt des Friauls erhoben und kam 1420 an Venedig. 1750 wurde es Sitz eines Erzbischofs. Während der franz. Herrschaft war Hauptstadt des Depart. Passariano. kam 1814 an Österreich und war 1848 die erste Stadt, die nach dem Aufstand in Venedig von Österreich abfiel und 23. März die Besatzung zum Abzug zwang; 23. April, nach mehrstündiger Beschießung, unterwarf sie sich wieder. 1866 kam mit Venetien an Italien.