Tyndall
(spr. tinnděl), John, Physiker, geb. zu Leighlin Bridge bei Carlow in Irland, war mehrere Jahre bei der trigonometr. Aufnahme des Vereinigten [* 3] Königreichs beschäftigt und wurde 1844 von einer Manchester [* 4] Firma zur Ausführung von Eisenbahnvermessungen angestellt. 1847 nahm er eine Lehrstelle am Queenwood College in Hampshire an, wo er mit dem Chemiker Frankland (s. d.) bekannt wurde; mit diesem ging er 1848 nach Deutschland, [* 5] um zuerst in Marburg [* 6] unter Bunsen zu studieren und später in dem Laboratorium [* 7] von Magnus in Berlin [* 8] zu arbeiten.
Nach seiner Rückkehr nach England lehrte Tyndall
am Queenwood College und wurde 1853 als Professor der Physik an der
Royal Institution in
London
[* 9] angestellt. 1856 unternahm er mit Professor
Huxley eine
Reise in die
Schweiz
[* 10] zur Untersuchung der
Gletscher, deren Resultate er mit
Huxley in einer
Abhandlung niederlegte. Forschungen über denselben Gegenstand
führten Tyndall
von neuem während der J. 1857, 1858 und 1859 in die
Schweiz. 1859 ging er mitten im Winter nach
Chamonix, hielt
mehrere
Tage unter Schnee
[* 11] und
Eis
[* 12] auf dem Montanvert aus und stellte durch seine
Beobachtungen das winterliche
Vorrücken der Mer de
Glace fest.
Seine übrigen Untersuchungen erstrecken sich auf Diamagnetismus,
[* 13] Polarisation,
[* 14]
strahlende Wärme und Fortpflanzung des
Schalls
durch die
atmosphärische Luft. In allen seinen
Schriften bringt er den
Satz von der
Erhaltung der Energie zur
Geltung. Tyndall
starb, nachdem er 1887 in den
Ruhestand getreten war, auf seinem Landsitze Hind Head bei Haslemere infolge
einer zu starken
Dosis
Chloral. Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: «The glaciers of the
Alps» (Lond. 1800; deutsch: «In
den
Alpen»,
[* 15] 2. Ausg., Braunschw. 1875),
«Contributions to molecular physics» (Lond. 1872),
«Lectures on sound» (1867; deutsch, 3. Aufl., Braunschw. 1897),
«On Light» (Lond. 1873 u. ö.; deutsch, 2. Aufl., Braunschw. 1895),
«Heat as a mode of motion» (Lond. 1863 u. ö.; deutsch, 3. Aufl., Braunschw. 1875),
«Forms of water in clouds and rivers, ice and glaciers» (1873; 11. Aufl. 1894; deutsch, 2. Aufl., Lpz. 1879),
«On radiation» (Lond. 1865),
«On diamagnetism» (ebd. 1870; neue Aufl. 1888),
«Notes of a course of seven lectures on electrical phenomena» (ebd. 1870),
«Lectures on electricity» (ebd. 1870; beide deutsch von Rosthorn, 1884),
und «Lessons of electricity» (ebd. 1876),
«Fragments of science» (ebd. 1871; deutsch Braunschw. 1874; die darin enthaltene Vorlesung «Dust and disease» [«Staub und Krankheit»] rief eine lebhafte Kontroverse hervor),
«New fragments» (Lond. 1891; deutsch Braunschw. 1895),
«Natural philosophy in easy lessons» (Lond. 1869),
«Faraday
as a discoverer» (ebd. 1868; 4. Aufl. 1884; deutsch Braunschw.
1870). Tyndall
hat auch in der
British
Association zu
Belfast einen Vortrag über den «Materialismus in England»
gehalten (deutsch von
Lehmann, 6. Aufl., Berl. 1876).