Turtmanthal
,
französisch Vallée de Tourtemagne (Kt. Wallis, Bez. Leuk). 2181-630 m. Linksseitiges Nebenthal zum Rhonethal, zu dem es hinter dem Dorf Turtman über eine hohe Stufe ausmündet. Es beginnt am Fuss des grossen und schönen Turtmangletschers, der sich zu beiden Seiten des N.-Ausläufers des Weisshorns zu Thal senkt, und verläuft nordwärts auf eine Länge von 16 km. Die das Thal beidseitig begleitenden, S.-N. ziehenden Ketten zweigen vom mächtigen Weisshorn (4512 m) aus und bilden ostwärts die Scheide gegen das Nikolai- oder Zermatterthal, westwärts gegen das Eifischthal.
Die W.-Kette zieht sich über die
Crête de Millon (3698 m), die
Diablons (3612 m), das Frilihorn (3101 m) und den
Roc de Budri
bis zur
Bella Tola (3028 m), deren N.-Ausläufer dann mit dem
Emshorn (2625 m) das Turtmanthal
vom kleinen
Meretschigraben südl.
Agaren trennt. Die gletscherreiche O.-Kette zieht sich vom
Weisshorn über das
Brunnegghorn (3846 m)
bis zum
Dreizehnenhorn (3056 m), dessen Fortsetzung über das
Ergischhorn (2495 m) die Grenze gegen das
Ginanzthal bildet.
Aus dem Turtmanthal
führen westwärts: nach
Zinal der
Col des Diablons (oder
Col de Tracuit; 3252 m), nach
Ayer der
Pas de la
Forcletta (2886 m), nach
Saint Luc und
Vissoye der Z'Meidenpass (2772 m);
ostwärts: nach Randa und Zermatt das Biesjoch (3549 m) und Brunneggjoch (3383 m), nach St. Niklaus der Jungpass (2994 m) und der Augstbordpass (2893 m).
Wie
viele andre Alpenthäler zeigt auch das Turtmanthal
im Längsprofil zwei deutlich voneinander geschiedene Abschnitte: einen
breiten und nahezu flachen obern Thalboden und eine tief eingeschnittene und enge Mündungsschlucht. Der Thalboden trägt
in einer
Höhe von über 1800 m die
Maiensässe, Alpweiden und
Hütten von
Gruben,
Meiden, Im Zehnten, Blumatt,
Pipi etc. Von
Unter Tschafel und Niggelingen an abwärts schneidet sich der
Turtmanbach immer tiefer ein, bis er zuletzt in
enger
Schlucht den Höhenunterschied von mehr als 1100 m bis zur
Sohle des
Rhonethales überwindet.
Dabei hat er freilich die unterste Stufe noch nicht bis zum Niveau seiner Erosionsbasis durchzuschneiden
vermocht, so dass er sich heute mit 26 m hohem
Wasserfall über eine Felswand zur
Rhone hinunter stürzt.
Oben liegen im Thalboden
und an den Thalflanken fluvioglaziale Schotter und Moränenmaterial des das Thal einst überdeckenden Gletschers, dessen
Zunge heute bis in eine
Höhe von 2181 m zurückgeschmolzen ist. Der Eingang des Turtmanthales
liegt in
Trias und Karbon, der ganze übrige Verlauf dagegen in den kristallinen Schiefern der Zone des Grossen
St. Bernhard. Westl.
vom Dorf
Turtman und wenig über der
Sohle des
Rhonethales bricht man seit einigen Jahren einen kristallinen
und grobkörnigen weissen Marmor mit leicht violetter Färbung. Es ist dies eine in die Schiefer eingelagerte Schicht Triaskalk,
den in einem höhern Niveau auch Quarzite begleiten. Zu oberst
im Thal finden sich am Weg über den
Pas de la
Forcletta die
sog. Kaltbergminen (in mehr als 2400 m
Höhe) auf Kobalt- und Nickelerz, die seit 1899 verlassen sind.
Das Turtmanthal
wird nicht ständig bewohnt. Dagegen umschliesst es eine grosse Anzahl von
Maiensässen
(Meiden,
Gruben etc.)
und nicht weniger als 26 Alpweiden, die von Korporationen aus
Turtman,
Ems und
Ergisch bewirtschaftet werden. Viele braune
Holzhäuser
und Alphütten. Die einander benachbarten
Maiensässe von
Gruben und
Meiden
(Kapelle und zwei Gasthöfe)
haben sich zu einer beliebten Sommerfrische und zum gut besuchten Exkursionszentrum entwickelt. Den Untern Thalabschnitt
deckt der grosse und dichte Taubenwald (mit
Kapelle aus dem Jahr 1708 an dem von
Turtman
aus ins Thal hineinführenden Weg).
In treuer Befolgung eines Gelübdes teilen die Hirten auf
Blumattalp einmal im Jahr jedem Armen, der sich
einfindet, ein Stück
Käse, sowie
Zieger und Milch genug aus. Vergl. Wolf.
F. O. Die
Thäler von
Turtman und Eifisch (Europ.
Wanderbilder. 108-110). Zürich
1885.