Turnvereine
,
akademische, die das Turnprincip in erster Linie vertretenden Studentenvereine. Die
Burschenschaft hatte
das unter dem Einflüsse
Jahns aufgenommene
Turnen (s. d.) bald wieder fallen lassen, und erst 1860 gründeten in
Berlin
[* 2] und
Göttingen
[* 3] eine Anzahl
Studenten die ersten akademischen Turnvereine
(A. Turnvereine
V.).
Andere
Universitäten folgten,
doch wirkte das
Kriegsjahr 1870-71 lähmend auf die akademische Turnerei. Erst auf dem allgemeinen
Deutschen
Turnfest zu
Bonn
[* 4] gründeten die
Vereine von
Berlin,
Leipzig
[* 5] und Graz
[* 6] den Kartellverband akademischer Turnvereine
, dem sich rasch andere
anschlossen, so daß auf dem ersten
Turnfeste des
Verbandes (1882 zu
Sangerhausen)
[* 7] bereits 12
Universitäten vertreten waren.
Während anfangs das Turnprincip das einzige dieser Turnvereine
war, machte sich allmählich auch das studentische
Princip geltend, und in den siebziger Jahren legten bereits einige
Vereine zum äußern Zeichen desselben Couleur an. Zugleich
mit der
Entscheidung für unbedingte Satisfaktion (1885) änderte der Kartellverband seinen
Namen und nannte sich nunmehr nach
seiner gesetzgebenden Körperschaft
Vertreter-Convent
(V. C.). Der
V. C., dessen
Vereine sich seit 1897
Turnerschaften nennen,
ist auf allen deutschen
Universitäten vertreten und zählt 33
Vereine mit rund 1300 studierenden Mitgliedern; diese
Vereine
geben unbedingte Satisfaktion, haben eigene Waffen
[* 8] und tragen Couleur.
Sie treten in ihrer Gesamtheit alle zwei Jahre in einem V. C.-Turnfest, das
wechselnd in einer Stadt Mitteldeutschlands abgehalten
wird, auf. Neben dem
V. C. besteht noch ein
Verband
[* 9] nichtfarbentragender akademischer Turnvereine
, der seinen Ausgang von
Jena
[* 10] nahm.
Mit dem Jenenser vereinigten sich die
Vereine in Freiburg,
[* 11]
München
[* 12] und
Aachen
[* 13] (Polytechnikum) zum (nichtfarbentragenden)
Akademischen Turnbund
(A. Turnvereine
B.), dem sich auch der älteste
A. Turnvereine
V. (zu
Berlin) anreihte. Diesem
Bunde gehören 19
Vereine an,
die sich auch auf die
Technischen Hochschulen erstrecken und rund 1100 Mitglieder zählen. Auch der Turnbund
veranstaltet regelmäßige
Turnfeste. Als Organ des
V. C. erscheinen alle 14
Tage die
«Akademische Turnzeitung»
(Leipzig),
als das des Turnbundes die «Akademischen Turnbundsblätter» (Berlin).