Turmschwalbe
9 Wörter, 84 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Turmschwalbe,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Turmschwalbe,
s. Mauerschwalbe und Langhänder.
(Macrochires), Ordnung der Vögel, [* 3] ausgezeichnet durch die langen Flügel, an denen der Oberarm viel kürzer als Vorderarm und Hand [* 4] ist, und durch die schwachen, kaum zum Gehen tauglichen Füße. Man unterscheidet vier Familien mit über 130 Gattungen und gegen 550 Arten:
1) Guacharos (Steatornithidae) mit der einzigen Art Steathornis caripensis, in Venezuela, [* 5] Fruchtfresser (s. Guacharo).
2) Ziegenmelker oder Nachtschwalben (Caprimulgidae), fast kosmopolitische, in der Dämmerung fliegende Insektenfresser [* 6] mit sehr kurzem, breitem Schnabel; gegen 20 Gattungen mit 90 Arten; fehlen nur auf Neuseeland und den polynesischen Inseln (s. Ziegenmelker).
3) Segler im engern Sinn (Cypselidae), fast kosmopolitische, schwalbenähnliche Insektenfresser mit kurzem Schnabel; 8 Gattungen mit über 40 Arten; fehlen nur auf Neuseeland. Hierher der Segler (s. d.) und die Salangane (s. d.); letztere liefert die sogen. eßbaren Vogelnester.
4) Kolibris [* 7] (Trochilidae), in Amerika [* 8] heimische Insektenfresser und Nektarsauger mit prächtigem Gefieder, langem, dünnem Schnabel u. langer, gespaltener Zunge; 120 Gattungen mit gegen 400 Arten (s. Kolibris).
(Cypselus Ill.), Vogelgattung aus der Ordnung der Segler und der Familie der eigentlichen S. (Cypselidae), kleine, kräftig gebaute Vögel mit gestrecktem Leib, kurzem Hals, breitem Kopf, sehr kurzem, schwachem, deprimiertem, am Grund breitem, nach der Spitze hin zusammengedrücktem, etwas gebogenem Schnabel, tief gespaltenem Rachen, sehr langen, schmalen, säbelförmig gebogenen Flügeln, kurzem oder mäßig langem, seicht ausgeschnittenem oder schwach gegabeltem Schwanz, kurzem, befiedertem Lauf und kurzen Zehen mit sehr spitzigen Krallen.
Der Mauersegler (Turmsegler, Mauer-, Turmschwalbe, Cypselus apus Illig.), 18 cm lang, 40 cm breit, schwarz, metallisch schwarzgrün schimmernd, an der Kehle weiß, mit dunkelbraunen Augen, schwarzem Schnabel und hellbräunlichen Füßen, findet sich in ganz Europa, [* 9] Nord- und Mittelasien, bei uns von Anfang Mai bis August und durchstreift im Winter ganz Afrika [* 10] und Indien. Ursprünglich Felsbewohner, ist er gegenwärtig in Städten und Dörfern in immer zunehmender Zahl zu finden und sucht auch im Wald in Baumlöchern unterkommen. Er ist sehr lebendig und flüchtig, fliegt ungemein kräftig, schnell und mit größter Ausdauer, gewöhnlich in bedeutender Höhe, ist aber auf dem Boden fast unfähig, sich zu bewegen; er schreit schneidend und gellend, zeigt sich herrschsüchtig und zänkisch und greift mit seinen scharf bekrallten Zehen an. Er nährt sich von kleinen Insekten, [* 11] die er im Flug erbeutet, kann aber im Notfall sehr lange hungern; er nistet in Spalten und Höhlungen von Felswänden, Kirchtürmen etc., vertreibt Stare und Sperlinge aus Brutkasten, baut das Nest aus Halmen, Lappen, Federn etc., welche mit dem klebrigen, erhärtenden Speichel überzogen werden, und legt Ende Mai 2-3 weiße Eier [* 12] (s. Tafel »Eier I«),
welche das Weibchen allein ausbrütet. In Italien [* 13] werden die noch nicht ganz flüggen Jungen gegessen, und man richtet auf Türmen etc. Brutlöcher für sie her, welche man von innen untersuchen und ausheben kann. Der Alpensegler (C. Melba L.), 22 cm lang, 56 cm breit, ist düster graubraun, sehr fein bräunlich gezeichnet, an Kehle und Unterleib weiß, mit brauner Brustbinde, das Auge [* 14] ist dunkelbraun, Schnabel und Fuß schwarz; er lebt in Südeuropa bis zu den Alpen, [* 15] in Nordafrika und Vorderasien, gelangt bisweilen auch nach Norddeutschland, Dänemark [* 16] und England und geht im Winter bis Südafrika. [* 17] In seiner Lebensweise gleicht er wesentlich dem vorigen.