Turmair
214 Wörter, 1'554 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Turmair,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Turmair,
Johannes, auch Thurmayr, bayr. Geschichtschreiber, geb. zu Abensberg, weshalb er sich gewöhnlich
Aventinus nannte, studierte zu Ingolstadt,
[* 2] dann in Wien,
[* 3] Krakau
[* 4] und Paris,
[* 5] kehrte dann nach Ingolstadt zurück und wurde 1508 Lehrer
der jüngern Brüder des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern.
[* 6] 1517 zum bayr. Historiographen ernannt, sammelte
Turmair
mit Eifer Geschichtsquellen, von denen sich sehr wichtige nur in seinen Abschriften erhalten haben. Nach manchen harten
Schicksalen, indem man ihn namentlich auch in den Verdacht der Ketzerei gebracht hatte, starb er zu Regensburg.
[* 7]
Obgleich humanistisch gebildet, hat er doch die Vorzeit phantastisch ausgemalt, dagegen für das Mittelalter seine reichen Quellensammlungen kritisch verarbeitet und seinen Haß gegen die Übergriffe der Hierarchie in lebendiger Sprache [* 8] zum Ausdruck gebracht. Seine Hauptwerke sind die hochwichtigen «Annales Bojorum» (Ingolst. 1554 u. ö.) und ein Auszug daraus die «Bayr. Chronik» (Frankf. 1566),
das erste hervorragende Geschichtswerk in deutscher Sprache. Durch die «Rudimenta grammaticae latinae» (1512) machte er sich auch um die Philologie verdient. Die Münchener Akademie der Wissenschaften veranstaltete eine neue authentische Gesamtausgabe seiner Werke (5 Bde., Münch. 1880-86). -
Vgl. die Biographien von Wiedemann (Freising [* 9] 1858), Dittmar (Nördl. 1862) und Wegele (Bamb. 1890);
ferner Döllinger, Aventin und seine Zeit (Münch. 1877);
W. Meyer, Philol. Bemerkungen zu Aventins Annalen (ebd. 1886).