die im nördlichsten
Asien
[* 2] und
Europa
[* 3] jenseit der Baumgrenze gelegenen weiten Landstrecken mit
kümmerlichem Pflanzenwuchs, der hauptsächlich aus
Moosen und
Flechten
[* 4] besteht.
Bedingt wird diese mangelhafte, mit einem Vorwiegen
der Kryptogamenflora und einem Zurücktreten der
Phanerogamen verbundene
Entwickelung der
Vegetation einerseits durch die
Bodenform und Höhenlage der betreffenden Gebiete, anderseits durch das
Klima
[* 5] und die mangelhafte
Wirkung der Sonnenstrahlen.
Letztere vermögen den
Boden nur bis zu sehr geringer Tiefe aufzutauen, die
Luft nur dicht am
Boden zu erwärmen, so daß die
Existenz tiefwurzelnder und hochstämmiger
Pflanzen unmöglich wird. In neuester Zeit wird der
NameTundra auch
auf die gleichartigen
Barren Grounds von
Nordamerika
[* 6] angewandt.
(finn. Tuntur, d. h. moosbedeckte Sümpfe, Sumpfsteppen), Name der ungeheuren Ebenen, die im nördl. Sibirien und
westwärts vom Ural bis gegen das WeißeMeer und die Dwina hin auch im nördl. Europa das Eismeer begrenzen,
ebensowohl aber auch in Nordamerika auftreten (s. Karte: Pflanzengeographie I). Auf diese Weise werden die nördl. Weltteile
nördlich der Baumgrenze von einem Tundragürtel eingefaßt. Die Tundra bestehen teils aus trocknern, teils aus im Sommer nassen
Flechten- und Moosbeständen mit eingestreutem Ried und Wollgräsern und wenig Blumen.
Für die schweifenden Nomaden werden die Tundra durch Renntier und Haushund bewohnbar; Jägerhorden werden durch teilweise
individuenreichen Wildbestand angelockt. An Arten ist die Tierwelt der Tundra natürlich arm. Es findet sich in der Nähe der Küste
der Eisbär, weiter landeinwärts noch der Eisfuchs; Wolf, Renntier, Schneehühner, der Kolkrabe,
[* 7] Lemminge
und Eishase geht bis zum 75.° nördl. Br., 1 Spitz- und 2 Wühlmäuse bis zum 71.°, der Frosch
[* 8] bis zum 68.°, die Kreuzotter
[* 9] bis zum 67.°, vielleicht ebensoweit die gelbbäuchige Eidechse (Lacerta viviparaJacquin).
Die Insektenwelt ist äußerst arm, ärmer als in Grönland, nur Mücken sind äußerst zahlreich und
eine große Last. Bis zum 70.° geht ein Schwimmkäfer (Dyticus marginalisL.), der Kiefenfuß (ApusproductusL.), der Blattfuß
(Branchipus stagnalisL.), der Flohkrebs (GammaruspulexL.) und die Bernsteinschnecke. Die süßen Gewässer sind durchaus
nicht arm an Fischen und belebt durch Schwäne, Gänse und Taucher. Im kurzen Sommer verwandelt sich die
in unwegsamen Morast. (S. Große Tundra.) –
Vgl. Schrenck, Reise nach dem Nordosten des europ. Rußlands durch die Tundra der
Samojeden 1837 (Dorpat
[* 10] 1848);
F. von Wrangel, Reise längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeer in den J.1820–24
(Berl. 1839);
Gilder, IcepackandTundra (deutsch: In Eis
[* 11] und Schnee,
[* 12] Lpz. 1884).