Tuch
,
Tuch (Joh. Christian F

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Seite 65.1045. allgemeine Bezeichnung für breite Gewebe,
[* 2] z. B. Leintuch
, Segeltuch, Packtuch,
Haartuch,
Nesseltuch u. s. w. Sodann bezeichnet man mit Tuch
solche
¶
mehr
Gewebe, welche in quadratischen oder rechteckigen Stücken zum Gebrauche gelangen, wie Schnupftücher, Halstücher, Umschlagetücher
u. s. w. Auch hier ist der Stoff ohne Einfluß auf den Namen, und man webt solche Tuch
entweder einzeln, wie große Shawls, Umschlagetücher
und Tischdecken, oder dergestalt im fortlaufenden Stücke, daß nur durch das Muster oder eingewebte Streifen
das Abranden erfolgt, d. h. die Stellen bezeichnet werden, an denen man durchschneiden soll, um das Stück in einzelne Tuch
zu
zerlegen.
Deck - Decke

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Decke. Im engsten Sinne ist Tuch
der Name eines rein wollenen, aus Streichgarn erzeugten Gewebes, zwischen dessen Fäden durch Walken
eine Verfilzung bewirkt wird und dessen Oberfläche durch Rauhen, d. h. Aufkratzen der obersten Schicht,
Scheren,
[* 4] Bürsten, Dekatieren u. s. w. so hergerichtet wird, daß das eigentliche Gewebe unter der glatten
Haardecke vollständig verdeckt und nicht eher wieder sichtbar wird, als bis diese Decke
[* 5] durch den Gebrauch abgenutzt ist
oder, wie man sagt, das Tuch
fadenscheinig geworden ist.
Die eigentlichen Tuch
, Kerntuch aus der feinsten Rückenwolle der Schafe,
[* 6] sowie Dreivierteltuch
oder Brasil,
Halbtuch oder Damentuch
sind zwar meist im Gewebe leinwandbindig, man hat aber auch geköperte Tuch
(Buckskins). Eine dünne
leichte Sorte Tuch
wird neuerdings mit baumwollener Kette gewebt, so daß in demselben nur der Einschuß aus Schafwolle besteht.
Nebst dem eigentlichen Tuch werden aus Streichwolle mancherlei Stoffe fabriziert, welche die eigentümliche
gefilzte Decke mit demselben gemein haben, wiewohl diese meist durch schwächeres Walken weniger entwickelt und durch geringeres
Rauhen und Scheren weniger zugerichtet ist. Man faßt diese Stoffe oft unter dem Namen tuchartige Wollenzeuge zusammen, und
es gehören dazu Kasimir, Fries, Flanell, Circassienne u. s. w. Zu den
geringwertigsten Tuch gehören die durch Anwalken von Scherhaaren verdichteten und die aus Kunstwolle (s. d.)
erzeugten Gewebe, die eine weit geringere Festigkeit
[* 7] und Zähigkeit besitzen als Naturtuche. - Über carcassonische s. Carcassonnes.
Geschichtskarten von D

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Deutschland.Das sog. Filztuch, welches nicht aus Garn gewebt, sondern aus Krempelvließen, also ungesponnener Wolle auf Maschinen zusammengefilzt wird, ist neuerdings vielfach an die Stelle des Tuch getreten, dessen Festigkeit und Dehnbarkeit es unter Umständen erreicht. Über die Herstellung der s. Tuchfabrikation. Allein an wollenen unbedruckten Tuch- und Zeugwaren führte 1896 Deutschland [* 8] für 154 Mill. M. aus. Die Hauptplätze sind die preuß. Niederlausitz, Königreich Sachsen [* 9] (Großenhain, [* 10] Bischofswerda), Rheinland (Aachen), [* 11] Elsaß. Die Einfuhr belief sich auf nur 13 Mill. M. Hervorragendes leisten in der Herstellung von Tuch auch England, Belgien, [* 12] Frankreich und Österreich. [* 13]