Tuberkulīn,
s. Tuberkulose, S. 943.
Seite 18.957 Jahres-Supplement 1890-1891
Tuberkulin
222 Wörter, 1'790 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
s. Tuberkulose, S. 943.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
oder Kochin, ein Stoffwechselprodukt der Tuberkelbacillen, das vermittelst einer 40- bis 50prozentigen Glycerinlösung
aus den Reinkulturen der Tuberkelbacillen extrahiert wird und von Rob.
Koch als Heilmittel gegen Tuberkulose empfohlen wurde. Gelegentlich seiner langjährigen Forschungen über
die Tuberkelbacillen hatte Koch beobachtet, daß man durch fortgesetzte Einspritzungen mit verdünntem Tuberkulin
Meerschweinchen gegen
die Impfung
[* 2] mit Tuberkelbacillen unempfänglich machen und tuberkulöse Tiere heilen könne, und empfahl deshalb 1890, das Tuberkulin
auch
beim tuberkulösen Menschen
¶
anzuwenden. Beim Gesunden bewirkt eine Einspritzung
[* 4] von 0,25 ccm Tuberkulin
vorübergehend heftigen Schüttelfrost, Fieber, Übelkeit
und Atembeschwerden, während Einspritzungen von 0,01 ccm keinerlei Krankheitserscheinungen zur Folge haben. Beim Tuberkulösen
dagegen tritt auf die letztgenannte Dosis des Mittels nicht bloß hohes Fieber mit schweren Allgemeinerscheinungen, sondern
auch eine lebhafte örtliche Reaktion des erkrankten Organs ein, insbesondere eine heftige Entzündung
in der Umgebung der tuberkulösen Herde mit Ausgang in Eiterung und Abstoßung. Über die therapeutische Anwendung des Tuberkulin
am
tuberkulösen Menschen sind die Akten noch nicht geschlossen. Eine sichere Bedeutung besitzt das Tuberkulin
für diagnostische Zwecke.
Nachdem Koch bereits seit mehrern Jahren für Heilzwecke besondere Präparate benutzte, bei welchen die entzündungerregenden Eigenschaften geringer sind, ist es ihm neuerdings gelungen, durch Verreiben frischer Tuberkelbacillenkulturen, Aufschwemmen der gewonnenen Masse und Centrifugieren neue Präparate darzustellen, von denen er sich großen Erfolg verspricht. -