Tsing
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die seit 1644 in China (s. d., Geschichte) herrschende Dynastie.
Tsing
23 Wörter, 159 Zeichen
Tsing,
die seit 1644 in China (s. d., Geschichte) herrschende Dynastie.
Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.
[* 4] (hierzu Karte »China und Japan«),
das zweitgrößte Reich in Asien, [* 5] das in seinen Anfängen als Einheitsstaat wahrscheinlich in das 3. Jahrh. v. Chr. zurückreicht.
Übersicht des Inhalts: | |
---|---|
Lage und Grenzen | S. 1 |
Bodengestaltung | 2 |
Bewässerung | 2 |
Klima | 2 |
Naturprodukte | 3 |
Bevölkerung, Kultur | 5 |
Auswanderung | 8 |
Religionen | 8 |
Unterrichtswesen | 9 |
Landwirtschaft, Industrie | 10 |
Handel und Verkehr | 12 |
Staatsverfassung | 13 |
Heerwesen | 15 |
Geschichte | 16 |
China umfaßt das Hochland Zentralasiens und seine östlichen Stufenländer, indem es sich durch 56 Längengrade (79-134° östl. L. v. Gr.) vom Westende des Karakorum bis zum Japanischen Meer, 5000 km weit, und durch 34 Breitengrade (18° 9' bis 52° nördl. Br.) vom Südende der Insel Hainan bis zur russischen Grenze im N., 3700 km weit, erstreckt. Der Flächeninhalt dieses ungeheuern Ländergebiets wird zu 11,574,356 qkm (210,266 QM.), die Zahl der Einwohner auf 371 Mill. berechnet; doch soll letztere auf Grund neuester Nachforschungen nur 250 Mill. betragen.
Die Grenzen [* 6] des Reichs lassen sich nur im allgemeinen angeben. Die Nordgrenze gegen Sibirien wird im O. (seit dem Vertrag von 1858) durch den Ussuri und den Amur bezeichnet; weiter westlich sind deutliche Grenzlinien der Argun und Onon, zwischen welchen die Grenze etwas südlich vom 50. Breitengrad unterm Tarai-Nor hinzieht; westlich der Selenga sind das Sajanische Gebirge, einige Zweige des Altai und des Alatau als Grenze zu betrachten. Früher zog von hier die Grenze zuerst in südwestlicher, dann südlicher Richtung bis zum 38.° nördl. Br. weiter.
Jetzt bildet etwa vom 82.° östl. L. v. Gr. und 43.° nördl. Br. an der Thianschan die Südgrenze, wendet sich dann östlich vom 92.° östl. L. südlich und wieder westlich, so daß die Kuku-Nor-Mongolen und Tibet zu China, Turkistan aber außerhalb desselben fallen. Im S. ist der Himalaja die Grenze gegen Britisch-Indien, Nepal und Bhutan; sie senkt sich südlicher gegen Birma, Siam und Anam, doch hat nur gegen das letzte infolge des mit Frankreich abgeschlossenen Vertrags eine Grenzregulierung stattgefunden. Die ganze übrige Grenze bildet das Meer: zunächst das Südchinesische (Nanhai) mit dem Busen von Tongking, [* 7] dann das Ostchinesische Meer (Tunghai), weiter nördlich das Gelbe Meer (Wanghai) mit dem Golf von Petschili und der Koreabai. Die gesamte Länge der Küstenlinie schätzt man auf 5570 km. Die Bestandteile des chinesischen Reichs in diesem Umfang sind:
Landesteile | QKilom. | QMeilen | Bewohner |
---|---|---|---|
Eigentliches China | 4,024,690 | 73092 | 350,000,000 |
Mandschurei | 982,472 | 17,899 | 12,000,000 |
Mongolei | 3,377,283 | 61,335 | 2,000,000 |
Tibet | 1,687,898 | 30,654 | 6,000,000 |
Dsungarei | 383,300 | 6,969 | 600,000 |
Ostturkistan | 1,118,713 | 20,317 | 580,000 |
Zusammen: | 11,574,356 | 210,266 | 371,180,000 |
Das seit dem 17. Jahrh. bestehende Vasallenverhältnis von Korea (s. d.) ist seit 1876 sehr gelockert worden. Da das eigentliche China und die Nebenländer Chinas nach Naturbeschaffenheit und Nationalität ungemein verschieden sind, auch in der lokalen und Provinzverwaltung vielfach Selbständigkeit bewahrt haben, so werden sie am zweckmäßigsten in besondern Artikeln besprochen, und wir beschäftigen uns hier nur mit dem eigentlichen China.
Der Name China ist vermutlich aus dem Namen der alten Dynastie Thsin (255-209 v. Chr.) gebildet, der sich bei uns nach dem Vorbild der Portugiesen in der Schreibweise China eingebürgert hat; die chinesische Bezeichnung für China als Staat ist Tschungkuo (»Reich der Mitte«). Das eigentliche China umfaßt den südöstlichen Teil des gesamten chinesischen Reichs, der sich östlich von den Alpen [* 8] Tibets zwischen dem südlichen Abfall der mongolischen Hochebene im N. und den Grenzen Hinterindiens im S. bis an das Meer im O. und S. ausdehnt und ein gegliedertes, aber von Natur geschlossenes Ganze bildet.
Hierzu kommen noch zwei weitere Stücke Landes, die, teils im S. der Mandschurei und am Südrand des mongolischen Hochlandes (jenseit der Chinesischen Mauer) gelegen, teils keilförmig in die westlichen Nebenländer hineingreifend, von der Regierung dem unmittelbar regierten Reichsgebiet einverleibt wurden, sowie außerdem auch die beiden Inseln Hainan und Formosa. Die Landmasse des eigentlichen China, abgesehen von jenem keilförmigen Anhängsel, hat demnach ihre Ausdehnung [* 9] zwischen 20 und 41° nördl. Br. und zwischen 98 und 125° östl. L. v. Gr.; sie ist von N. nach S. wie von O. nach W. etwa 2200 km lang und ¶
Maßstab [* 11] 1:18.500.000.
Die den Europäern und Amerikanern geöffneten Handelhäfen sind unterstrichen. Die Abkürzung: ts. bedeutet in China: tschou. Jap. S. = franz. j.
Dampferlinien
(E.) = Englische, [* 12] (D.) = Deutsche, [* 13] (F.) = Französ., (A.) = Amerikan. (J.) = Japan.
umfaßt mit der zu Kuangtung gehörigen Insel Hainan (36,195 qkm) und dem zu Fukian gehörigen Formosa (38,803 qkm) ein Areal von 4,024,690 qkm mit 350 Mill. Einw., welche sich auf die 18 Provinzen des Reichs wie folgt verteilen:
Provinzen | QKil. | Bewohner |
---|---|---|
Petschili | 148357 | 28000000 |
Schantung | 139282 | 29000000 |
Schansi | 170853 | 14000000 |
Honan | 173350 | 23000000 |
Kiangsu | 103959 | 37800000 |
Nganhui | 139875 | 34200000 |
Kiangsi | 177656 | 23000000 |
Fukian | 157320 | 14800000 |
Tschekiang | 92383 | 8100000 |
Hupei | 179946 | 27400000 |
Hunan | 215555 | 18700000 |
Schensi | 210340 | 10200000 |
Kansu | 674923 | 9285377 |
Setschuan | 479268 | 35000000 |
Kuangtung | 269923 | 19200000 |
Kuangsi | 201640 | 7300000 |
Jünnan | 317162 | 5600000 |
Kueitschou | 172898 | 5300000 |
Die Bevölkerungszahlen beziehen sich, mit Ausnahme der für Tschekiang und Setschuan auf v. Richthofens Schätzungen fußenden, auf den Zensus von 1812. Schätzungen der Bevölkerung [* 15] wurden schon in den allerfrühsten Zeiten vorgenommen, als Grundlage diente die Zahl der Familien, der Steuerpflichtigen u. a.; die erste Zählung nach Individuen geschah auf Anregung der französischen Missionäre 1749 und ergab 177 Mill. Einw., es folgten noch acht, deren letzte (1794) 333 Mill. Seelen ergab.
Bis 1852 sollte die Bevölkerung auf 420 Mill. angewachsen sein, danach haben aber Hungersnot und die Taiping-Rebellion viele Millionen dahingerafft. Da die Bevölkerungsstatistik hauptsächlich von solchen Beamten beeinflußt wird, die von ihren Unterbeamten eine nach der Einwohnerzahl der Distrikte bemessene Steuer erheben, da ferner in den sehr häufigen Fällen der Unterstützungsbedürftigkeit notleidender Provinzen die von der Zentralregierung auszusetzenden Fonds nach der Bevölkerungszahl bemessen werden, so liegt es im Interesse gewisser Parteien, die Bevölkerung größer zu machen, als sie in Wirklichkeit ist. China ist noch immer unvollkommen bekannt; die Ufer des Jantsekiangflusses und die Küstenprovinzen sind allein ausführlicher beschrieben. v. Richthofen ist 1868-71 allerdings bis tief in das Innere vorgedrungen, und die Ergebnisse seiner Reisen liegen bis jetzt in vier Bänden vor, die eine außerordentliche Bereicherung unsrer Kenntnis Chinas enthalten, die aber auch durch die Anregung unzähliger neuer Fragen und Einführung neuer Gesichtspunkte beweisen, wie gering unser jetziges Wissen ist.
Der Oberflächengestaltung nach zerfällt das Reich in ein Hochgebirgsland (im W. und NW.) und in ein Stufen- und Tiefland (im SO. und O.). Man nimmt an, daß das südliche Gebirge mit dem Himalaja zusammenhänge. Diese Südkette (Nanling, Nantschang) streicht unterm 26.° nördl. Br. und trennt die südlichen Provinzen von den nördlichen. In der Mitte von Kueitschou sollen noch Gipfel von Schnee [* 16] und Gletscher sein; das Gebirge, das nur von wenigen Pässen durchschnitten wird, bildet die Sprachgrenze zwischen den nördlichen und südlichen Dialekten. Das zweite Parallelgebirge, von Richthofen unter dem Namen Funiuschan (statt Peling) eingeführt, scheint der östliche Ausläufer des mächtigen Kuenlün in Zentralasien [* 17] zu sein und erhebt sich 1220-1520 m Höhe, während die Pässe in 300 und 450 m Höhe liegen. Zwei Dritteile der ganzen Fläche des eigentlichen China sind Bergland. Nach den Verhältnissen der Höhe können wir drei große Regionen unterscheiden:
1) Das Alpenland im W. und NW. begreift die Provinzen Schensi, Kansu, Schansi, Setschuan, Jünnan und Kueitschou.
2) Die Stufenländer der Südkette (Nanling, Nantschang) fallen nach S. dem Meer zu terrassenförmig ab und ebenso nördlich. Dieser oft kahlen und unfruchtbaren Region gehören an die Provinzen Kuangsi, Kuangtung, Fukian, Tschekiang; die Binnenprovinzen Honan, Kiangsi und Nganhui, welche zum Teil den zweiten innern Terrassenabfall bilden, nehmen am Bergcharakter teil, gehören aber der größern Fläche nach zur nächsten Abteilung.
3) Das Tiefland, die große Alluvialebene zu beiden Seiten des untern Jantsekiang, des Huangho und Peihoflusses, nach O. dem Meer zu sich öffnend, auf den übrigen Seiten von den Abhängen des Alpenlandes begrenzt, ist ein weites seenreiches, oft sumpfiges Kulturland, meist aus Löß bestehend, auf welchem die Dichtigkeit der Bevölkerung und die sorgfältige Bodenbearbeitung eine Höhe erreicht haben wie wohl nirgends sonst. Zu dieser Region gehören die Hauptproduktionsgebiete von China, die Provinzen Hupei, Teile von Hunan, Kiangsi und Nganhui, Kiangsu, Schantung und Petschili.
Die Bewässerung ist in China reichlicher, sowohl durch Flüsse [* 18] wie durch Kanäle, als wohl in irgend einem andern Lande; die Kanäle fangen aber bei der schlechten Wirtschaft der Regierung zu verfallen an und sind teilweise schon unbenutzbar. China hat zwei große Flußsysteme, das des Huangho und des Jantsekiang. Der Huangho (»gelber Fluß«) mündet in den Golf von Petschili, etwas südlich des 38.° nördl. Br. Seine Länge wird auf 4000-4200 km geschätzt, sein Stromgebiet auf 1,850,000 qkm (33,600 QM.). Mit Dampfern kann er nur stellenweise im Mittellauf befahren werden, vom Meer aus ist er nicht schiffbar. An einer Stelle an seinem Ausfluß [* 19] setzt der Strom über eine seichte Barre.
Sein Wasser dient vor allem der Bewässerung; weithin verheerend wirkt er durch seine Überschwemmungen, gegen welche riesige Erdwerke angelegt sind (vgl. Huangho). Der zweite große Strom Chinas, der Jantsekiang (von den Chinesen auch Takiang, »großer Fluß«, oder Tschangkiang, »langer Fluß«, genannt), hat eine Länge von etwa 5300 km (mit den Krümmungen) und ein Stromgebiet von über 1,870,000 qkm (34,000 QM.). Er vereinigt sich mit dem Jalungkiang unter 26° 30' nördl. Br. und 101° 52' östl. L. v. Gr.; die Quellen beider Flüsse liegen in Tibet.
Der Strom ist für Dampfer kaum über Itschang (Provinz Hupei) hinaus schiffbar, für Barken noch über Sutschou in Setschuan hinaus. Er ist die Hauptverkehrsader mit dem Innern des Landes; die größten Handelsstädte liegen an ihm, und die Hauptsumme des chinesischen Kapitals ist hier aufgehäuft. Zerstörend wirkt er durch den außerordentlich starken Wechsel im Wasserstand. Von Itschang ab beträgt sein Gefälle 17 cm auf 1000 m, d. h. es ist fast doppelt so stark als das des Nils und Amazonenstroms, dreimal so groß als das des Ganges.
Auch er überschwemmt und verheert im Sommer große Strecken der obern Provinzen, insbesondere von Hupei und Nganhui. Um einen Begriff von den riesigen Dimensionen zu ermöglichen, in welchen sein Steigen stattfindet, sei erwähnt, daß in Hankeou die Differenz zwischen dem damaligen und dem mittlern Wasserstand während des Winters 11,6 m betrug; 103 Tage lang (bis 4. Okt.) war die europäische Ansiedelung der Überschwemmung preisgegeben, über 40,000 Einwohner der Chinesenstadt flüchteten sich nach den Hügeln. Der Strom wird seit Eröffnung des Hafens Itschang an der Grenze von Setschuan 1877 bis zu diesem Punkt ¶
Dampfschiffen befahren. Die Mündung des Flusses bildet jetzt einen einzigen großen Arm, etwas südlich vom 32.° nördl. Br.; früher waren es drei Arme, von denen einer sich in die Hangtschoubai ergoß. Er erfährt auch in Tiefe und Fahrwasser so große Veränderungen, daß sich die 1842 für das Delta [* 21] aufgenommenen englischen Admiralitätskarten bereits 1858 unbrauchbar erwiesen (vgl. Jantsekiang). Von den übrigen Flüssen ist der längste der Sikiang, der im südöstlichen Jünnan entspringt und südlich von Kanton [* 22] mündet; seine Länge beträgt einschließlich der Krümmungen 1700 km und läßt sich mit der des Don und Tigris vergleichen.
Für größere Fahrzeuge schiffbar ist er nur bis zur Grenze von Kuangsi, sein Oberlauf ist selbst kleinen Schiffen unzugänglich. Schiffbar ist dagegen bis über Nanning hinaus ein südlicher Nebenfluß, der Jükiang (beschrieben von Moß, Narrative, etc., of an exploration of the West River, Hongkong 1870). Der Peiho oder Nordfluß, welcher an Peking [* 23] vorbei strömt, hat seinen Ursprung im südlichen Randgebirge der Mongolei;
er hat bei Tiëntsin, dem Hafenort von Peking, 54-73 m Breite; [* 24]
seine durchschnittliche Tiefe zwischen hier und Taku beträgt 3,6-5,5 m. Der Fluß wird mit Barken bis Tungtscheu befahren;
das Einlaufen in seine Mündung erschwert eine Barre.
Mit Landseen ist die Ebene übersäet;
der größte, der Tungting, liegt südlich am Jantsekiang;
der zweitgrößte, ebendort, ist der Pojangsee;
im N. des Flusses liegt der Kaojusee.
Ein Netz von Kanälen, das an Ausdehnung und vielfachster Verzweigung seinesgleichen nicht hat, bedeckt das Tiefland; sie dienen statt der sehr seltenen Kunststraßen in ergiebiger Weise dem Transport von Personen wie Waren und sind zugleich für die Bewässerung von höchster Wichtigkeit. Der größte und wichtigste, zu dem sich die andern wie Äste und Zweige verhalten, ist der 1100 km lange und 80-330 m breite Kaiserkanal (meist Jünho, »Beförderungsfluß«, genannt), der, seit dem 7. Jahrh. n. Chr. nicht durch Ausgrabung, sondern durch Aufdämmung angelegt, aber erst unter der Mongolenherrschaft vollendet, mit dem Peiho in Verbindung steht, den Huangho wie Jantsekiang quer durchschneidet und bis vor kurzem die große Kommunikationslinie des Reichs bildete; jetzt gibt dieser Riesenbau nur noch Zeugnis von einstiger Größe und gegenwärtigem Verfall.
Der veränderte Lauf, den der Huangho nahm, verursachte den ersten großen Schaden am Kanalbau; da Reparaturen unterblieben, so befindet sich der Teil nordwärts vom alten Bette des Stroms in einem ganz verwahrlosten Zustand. Der südliche Teil hat bisher noch einen regelmäßigen Verkehr gestattet; aber wenn der Erhaltung dieses Werkes von seiten der Regierung keine Aufmerksamkeit geschenkt wird und die Vorschläge der fremden Ingenieure wie bisher mit Geringschätzung zurückgewiesen werden, so ist nicht nur der Einsturz eines Teils des Dammes, der den Kanal [* 25] vom Kaojusee trennt, in Bälde zu befürchten, sondern auch einer der fruchtbarsten Landstriche Chinas der Überschwemmung preisgegeben. Einen großen Teil seiner Wichtigkeit wird der Kaiserkanal durch die projektierte Eisenbahn von Schanghai [* 26] nach Tiëntsin verlieren.
Die Küste ist durch eine Menge von Buchten und Baien, von Vorsprüngen und kleinen Halbinseln in hohem Maß gegliedert; so besonders auf der Strecke von Hainan bis zur Mündung des Jantsekiang. Von da bis nördlich von Liaotung hin ist das Ufer bedeutend flacher und wegen seiner Untiefen für die Schiffer gefährlich. Das Lotsenwesen ist von den unter der Leitung des fremden Zolldienstes stehenden Hafenbehörden geordnet. Für die Beleuchtung [* 27] der Meeresküste sowie des Jantseflusses ist durch (1885) 75 Leuchtstationen und eine große Zahl von Bojen und andern Warnungszeichen gesorgt (s. »List of Chinese Lighthouses, Buoys and Beacons«, Schanghai, jährlich erscheinend).
Zwischen den Mündungen der beiden großen Ströme gibt es nur wenige gute Häfen, dagegen bietet die aus lehmfarbigen Klippen [* 28] bestehende Küstenstrecke von Ningpo bis Hongkong gute und sichere Ankergründe. Große Gefahren bringen die Cyklone oder Taifuns (»Wirbelstürme«),
welche in ihrem Bereich alle Schiffe, [* 29] Häuser etc. vernichten. Größere Golfe sind der von Liaotung und von Petschili im N., der von Tschekiang an der Ostküste und die Busen von Kanton und Tongking an der Südseite. Unter den zahlreichen Inseln, welche die Küste umsäumen, sind außer Hainan und Formosa die Inselgruppen im Golf von Kanton und im Golf von Hangtschou (worunter die größte Tschouschan) hervorzuheben.
Das Klima [* 30] eines Landes von solcher Ausdehnung wie China ist begreiflicherweise sehr verschieden. Seine Jahrestemperatur wechselt zwischen der von Unteritalien oder des nördlichen Afrika [* 31] und jener von Stockholm; [* 32] die Wintertemperatur seines nördlichen Strichs kommt ungefähr jener der nördlichen Länder Österreichs gleich. Die jährliche Durchschnittstemperatur wechselt von 10° C. in Peking (40° nördl. Br.) bis 21° in Kanton (23° 12' nördl. Br.). Die Sommertemperatur ist fast in ganz China sehr hoch, so daß sie im Schatten [* 33] bis auf 38° steigt;
das Mittel ist für Peking 25,6,° in Kanton 34,8° C.;
am mittlern Jantsekiang wird die Wärme [* 34] schon im Mai drückend bei mittlern Tagestemperaturen von 27-30° C. Die Wintertemperatur wechselt in den nördlichen Provinzen im Mittel zwischen 2 und 14° C.;
der Winter beginnt hier im November und Dezember und endet im März und April. Im mittlern China dauert der Winter von Anfang Dezember bis Ende Februar. Im südlichen China beträgt die Wintertemperatur in den Niederungen meist 15°;
im Januar und Februar sinkt sie auf 10°, auch noch tiefer;
es fällt nur in den höchst gelegenen Orten Schnee, und es bildet sich selten eine Eiskruste von ½ cm Dicke.
Das Charakteristische im Klima Ostasiens ist die Herrschaft des Monsuns. Im Winter weht fast ausschließlich der Nordostmonsun, dabei klarer Himmel, [* 35] wenig Niederschlag, hoher Barometerstand;
im Sommer wird der südwestliche Seewind weit in das Land hineingezogen, Niederschläge finden periodisch statt und nicht in kleinen, unregelmäßigen Zwischenräumen, wie in Europa; [* 36]
die Regenzeiten wiegen im Sommer vor, dagegen ist in den innern Provinzen, wie Setschuan, die Verteilung des Regens auf die Jahreszeiten [* 37] fast genau umgekehrt;
auch hier ist das Klima aber noch mild, die kühlsten Sommer hat im S. die Provinz Jünnan.
Die mineralischen Schätze Chinas sind sehr bedeutend. Gold [* 38] kommt teils im Quarz, teils im Sande der Anschwemmungen des Jantsekiang, Schantung, Schengking, des Minflusses, auf der Insel Hainan, in Kuangtung, Jünnan und Kueitschou vor; von dort und aus den Bergwerken der Mandschurei stammt der größte Teil des auf die chinesischen Märkte und nach Indien gelangenden Goldes. Silber kommt aus Kuangtung, von Hainan, aus Kuangsi, Jünnan, Honan, Schensi und Kansu; die Verhüttung der reichen silberhaltigen Bleierze von Schantung ist aber ¶