Tschernyschew
,
russ.
Grafen- und Fürstengeschlecht, das in einer ältern und einer jüngern
Linie blüht. Zur letztern
gehörte Grigorij Tschernyschew
, einer der tüchtigsten
Generale
Peters d. Gr., geb. 1672. Er ward 1742 durch die
Kaiserin
Elisabeth in
den Grafenstand erhoben und starb
Sein ältester Sohn,
Graf Sachar Tschernyschew
, geb. 1705, Kriegsminister
unter
Katharina II., befehligte im Siebenjährigen
Krieg ein russisches
Korps von etwa 20,000 Mann. Nach der Thronbesteigung
des
Kaisers
Peter III. erhielt im Mai 1762 den Befehl, sein
Korps den
Preußen
[* 2] zuzuführen, worauf er, mit
Friedrich d. Gr. vereinigt,
bei
Burkersdorf auf
Daun stieß, der
Schweidnitz
[* 3] decken sollte.
Der König hatte bereits beschlossen, den Feind anzugreifen, als die
Order eintraf, daß Tschernyschew
sich sofort von der preußischen
Armee trennen solle. Auf
Friedrichs Bitten verheimlichte jedoch Tschernyschew
den erhaltenen Befehl und blieb mit seinem
Heer bei den
Preußen,
die nun die
Österreicher zurückwarfen.
Später ward Tschernyschew
Präsident des Kriegskollegiums und Reichsfeldmarschall;
starb 1775.
Sein
Bruder,
Graf
Iwan, war russischer Marineminister unter
Katharina II. und
Paul I., ein dritter
Bruder,
Graf
Peter,
russischer
bevollmächtigter Minister am preußischen
Hof
[* 4] bei
Friedrich II. und in
Frankreich bei
Ludwig XV.
Graf Sachar, Enkel
des
Grafen
Iwan, beteiligte sich an der
Verschwörung vom weshalb er nach
Sibirien verbannt wurde.
-
Der namhafteste Sprößling des ältern
Zweigs ist
Fürst
Alexander Iwanowitsch Tschernyschew
, geb. 1779. Er nahm teil an der
Schlacht bei
Austerlitz
[* 5] sowie an dem
Feldzug vom Jahr 1807, wo er insbesondere bei
Friedland sehr wesentliche
Dienste
[* 6] leistete. Wiederholt
erschien er hierauf als
Diplomat in
Paris.
[* 7]
In den
Schlachten
[* 8] bei
Wagram
[* 9] und
Aspern
[* 10] befand sich an der Seite
Napoleons. Mit einer
Mission nach
Paris
¶
mehr
betraut, wußte er dort durch Bestechung den französischen Operationsplan gegen Rußland in Erfahrung zu bringen. Im Feldzug von 1812 führte er den kühnen Zug im Rücken der französischen Armee aus, durch welchen er den General Wintzingerode aus der Gefangenschaft befreite. 1813 zum Divisionsgeneral avanciert, bedrohte er im März den französischen General Augereau in Berlin, [* 12] unternahm im September 1813 einen Streifzug ins Königreich Westfalen, [* 13] zu dessen Sturz er wesentlich beitrug, und erstürmte 1814 Soissons. Zum Generalleutnant befördert, begleitete er den Kaiser Alexander I. auf den Kongreß zu Wien, [* 14] später nach Aachen [* 15] und Verona. [* 16] Bei der Krönung des Kaisers Nikolaus ward er in den Grafenstand erhoben und 1832 zum Kriegsminister und Chef des kaiserlichen Generalstabs ernannt. 1841 wurde er in den Fürstenstand erhoben und 1848 zum Präsidenten des Reichsrats und des Ministerkonseils ernannt. Er starb in Castellammare.