Tschenstochow
,
s. Czenstochowa.
Tschenstochow
8 Wörter, 76 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Tschenstochow,
s. Czenstochowa.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Tschenstochow,
russ. Stadt, s. Czenstochau. ^[= (spr. tschen-; poln. Częstochówa, russ. Tschenstochow). 1) Kreis im südwestl. Teil des russ.-poln ...]
(Tschenstochow), Kreishauptstadt im polnisch-russ. Gouvernement Piotrkow, links an der Warthe (Warta) und an der Warschau-Wiener Eisenbahn, besteht aus zwei früher gesonderten Teilen, der Alt- und Neustadt, [* 4] die jetzt durch eine schöne Straße miteinander verbunden sind. Alt-Czenstochowa, von der Warthe bespült, hat 2 Kirchen und 12 sehr besuchte Kram- und Viehmärkte mit besonders starkem Absatz an Tuch, Hüten, Leinwand und leinenen Zeugen, die bis Warschau, [* 5] Petersburg, [* 6] Moskau [* 7] und Nishnij Nowgorod verführt werden.
Neu-Czenstochowa (Czenstochowka) liegt am Fuß des Klarenbergs und hat 3 Kirchen. Die Bevölkerung [* 8] von Czenstochowa (1879: 15,522 Seelen) nährt sich teilweise durch die Verfertigung von Heiligenbildern, Amuletten, Rosenkränzen, Glaskorallen, Skapulieren etc. Auf der entgegengesetzten Seite des Klarenbergs liegt die Vorstadt Sta. Barbara; auf der Höhe des Bergs selbst aber befindet sich ein Kloster vom Orden [* 9] des heil. Paul des Eremiten mit einem wunderthätigen Marienbild (einem schwarzbraunen, sehr unscheinbaren Bild byzantinischen Ursprungs), welches der berühmteste Wallfahrtsort für die Katholiken ¶
Rußlands ist und selbst von Schlesien, [* 11] Posen [* 12] und Westpreußen [* 13] sowie von Galizien her besucht wird. Die Zahl der Wallfahrer beträgt im Jahresdurchschnitt 50-60,000. Das Kloster ist überreich an Schätzen, war in früherer Zeit stark befestigt und stand bis 1765 unter dem militärischen Kommando eines Ordensgeistlichen. 1770 wurde fast die ganze Altstadt von Czenstochowa durch eine Feuersbrunst zerstört. Das Kloster, schlechthin das »Eremitenkloster« genannt, wurde schon vom König Wladislaw Jagello gestiftet, der auch das heilige Marienbild aus Belcz in Galizien nach Czenstochowa schaffte, und war ehedem so reich, daß ihm der 15. Teil sämtlicher Güter in Polen gehörte oder verpfändet war. 1430 überfielen und plünderten es die Hussiten;
1500 wurde der Anfang mit der Befestigung desselben gemacht;
1655, 1657, wo König Johann Kasimir sich hinter seine Mauern flüchtete, und 1704 wurde es von den Schweden [* 14] hartnäckig, aber erfolglos belagert;
1772 erlag es dagegen den Russen und 1793 den Preußen. [* 15]
Auch 1809 wurde das Kloster arg mitgenommen, und vier Jahre später wurden seine Wälle geschleift.