Truthuhn
(Meleagrinae), auch Puter oder kalikutisches Huhn, in Frankreich indisches (Indian) und in England türkisches Huhn genannt, eine aus einer Gattung und drei Arten bestehende Unterfamilie der Fasanvögel (s. d.), die das südl. Nordamerika, [* 3] von den mittlern Vereinigten Staaten [* 4] bis Guatemala [* 5] bewohnt (s. Karte: Tiergeographie I). Es sind sehr schöne Tiere, namentlich ¶
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1026 Meleagris ocellata Temm. von Guatemala; aber auch Meleagris mexicana Gould ist ein stolzer, prächtiger Vogel, dem sein
wahrscheinlicher, degenerierter Nachkomme, der domestizierte Truthahn (Meleagris gallopavo L.), nicht entfernt gleichkommt.
(S. Tafel: Geflügel,
[* 6]
Fig. 39.) Das Truthuhn
fanden die Europäer in Mittelamerika bereits
gezähmt vor und brachten es sehr bald danach nach Europa,
[* 7] zuerst nach Spanien
[* 8] (1520), wo es noch jetzt
in großen Herden gehalten wird, und nach England; nach Deutschland
[* 9] soll es um 1533 gelangt sein.
Hier hat die Truthühnerzucht niemals große Verbreitung gefunden, desto größere in England (besonders Norfolk), in Frankreich,
Mähren,
[* 10] Ungarn
[* 11] und Serbien;
[* 12] in Syrmien findet man selten einen Bauernhof, der nicht 70–100 Stück züchtet.
Das Truthuhn
ist als großes, vortreffliches Fleischhuhn wertvoll und als stets bereites, zuverlässiges Bruthuhn
sehr geschätzt. Man hält einen Truthahn für 4–6 Hennen. Das Gelege besteht aus 15–18, seltener 24–30 gelbgrauen, rot
punktierten Eiern.
Brutzeit 28–30 Tage. Das Truthuhn
ist gegen Naßkälte und starke Sonnenhitze empfindlich. Anderm Geflügel
gegenüber ist es unverträglich und bösartig. Die Ernährung ist leicht und billig ausführbar durch Weidegang und Fütterung
mit Kohl- und Runkelrübenblättern, zerkleinerten Runkelrüben, Möhren, Kartoffeln und nur zur Legezeit auch mit Fruchtkörnern;
auch liebt es Waldfrüchte (Eicheln u.s.w.) und ist sehr lüstern auf Würmer,
[* 13] Schnecken,
[* 14] Kerbtiere und
Eidechsen.
[* 15]
Die Mästung geht leicht von statten; sie geschieht durch Verfüttern von Maiskörnern und zerkleinerten Möhren, auch durch Einstopfen ganzer Walnüsse (Südfrankreich) bei Entziehung freier Bewegung. Das Gewicht des ausgewachsenen Hahnes beträgt 15–20 und darüber, das der Henne 8–10 kg. In neuerer Zeit hat man durch Einführung und Züchtung des nordamerik. Wildputers sowie des mexik. Puters zuerst in England, dann auch in Deutschland und Österreich-Ungarn [* 16] ein wertvolles Wild mit Erfolg zu gewinnen gesucht. –
Vgl. Mariot-Didieux, Guide de l'éleveur de dindons et de pintades (Par. 1854; deutsch u. d. T.: «Die Truthühnerzucht» von R. Öttel, 2. Aufl., Weim. 1873);
E. Säbel, Perlhuhn, Truthuhn
und Pfau (Lpz. 1893).