Truthuhn
(Meleagris L.), Gattung aus der Ordnung der Hühnervögel [* 2] (Rasores) und der Familie der Hokkovögel (Cracidae), große, hochbeinige, kurzflügelige und kurzschwänzige Vögel [* 3] mit unbefiedertem, warzigem Kopf und Oberhals, zapfenförmiger, ausdehnbarer Fleischklunker an der Oberschnabellade und schlaffer Haut [* 4] an der Gurgel, kurzem, starkem, oben gewölbtem und gebogenem Schnabel, ziemlich hohen, langzehigen Füßen, sehr gerundeten Flügeln und aufrichtbaren Schwanzfedern; einzelne Federn der Vorderbrust wandeln sich in borstenartige Gebilde um, welche das übrige Gefieder an Länge weit überragen.
Das Truthuhn
(Puter, kalikutisches
Huhn, M. Gallopavo L.), 100-110
cm lang, bis 150
cm breit, ist oberseits bräunlichgelb,
metallisch schimmernd, mit schwarz gesäumten
Federn, am Unterrücken und an den Schwanzdeckfedern dunkelbraun, grün und
schwarz gebändert, auf der
Brust gelblichbraun, am
Bauch
[* 5] und an den
Schenkeln bräunlichgrau, in der Steißgegend schwarz,
Schwingen und Steuerfedern schwarzbraun, letztere schwarz gewellt, an den nackten
Kopf- und Halsteilen
blau mit roten
Warzen; der
Schnabel ist hornfarben, das
Auge
[* 6] gelbblau, der
Fuß violett oder rot.
Das Truthuhn
lebt in
Ohio,
Kentucky,
Illinois,
Indiana,
Arkansas,
Tennessee und
Alabama in großen Waldungen, zeitweilig gesellig, macht
unregelmäßige
Wanderungen, geht im
Herbst in
Gesellschaften, die nur aus Männchen oder aus Weibchen mit
den
Jungen bestehen, in das Tiefland des
Ohio und
Mississippi, immer zu
Fuß wandernd und nur mit Überwindung größere
Ströme
überfliegend.
Nachts ruhen sie auf
Bäumen. Die
Henne legt in einer seichten Vertiefung 10-15 oder 20 bräunlichgelbe, rot
punktierte
Eier
[* 7] und bebrütet diese mit großer
Treue; namentlich gegen Ende der Brutzeit verläßt die
Henne das
Nest unter keiner
Bedingung.
Bisweilen benutzen mehrere
Hennen ein gemeinsames
Nest. Das Truthuhn
frißt
Gras und
Kräuter, besonders
Pekannüsse und die
Früchte
der Winterrebe,
Getreide,
[* 8]
Kerbtiere etc. Nicht selten mischen sich
abgemattete Truthühner gezähmten Hühnern bei,
gehen in die
Ställe, begatten sich auch mit zahmen Truthennen. Von letztern ausgebrütete
Eier der wilden
Hühner
[* 9] liefern
Junge,
welche fast vollständig zahm werden. Man jagt das Truthuhn
mit großem
Eifer, ähnlich wie den Auerhahn, fängt es aber auch ohne
Mühe in
Fallen.
[* 10]
Schon früh hat man angefangen, es zu züchten, und gegenwärtig ist es sehr verbreitet. Man findet es überall auf Hühnerhöfen, doch ist es seines jähzornigen, zanksüchtigen Wesens halber wenig beliebt; seine Dummheit ist erstaunlich, und namentlich wenn es Küchlein führt, gebärdet es sich oft lächerlich. Man hält auf einen Hahn [* 11] 4-10 Hennen und läßt sie ein-, auch zweimal im Jahr brüten. Die Zahl der Eier beträgt 12-24. Die Henne brütet sehr eifrig vier Wochen (man benutzt sie auch als zuverlässigste Brüterin in der Hühnerzucht), und man muß Futter und Wasser ganz in die Nähe stellen, den Hahn aber und andre Hennen entfernt halten.
Die jungen Hühnchen sind sehr weichlich, dumm und ungeschickt und müssen sehr sorgfältig vor Nässe, auch vor zu starker Hitze geschützt und mit gekochten Eiern, gemischt mit Brotkrume, Grütze, gequetschtem Hanfsamen und gehacktem Grünzeug gefüttert werden. Nach vier Monaten kann man sie auf Stoppelfelder und Wiesen treiben. Für den Markt werden sie gemästet. Zweijährige Truthühner wiegen oft 10-15 kg. Das Fleisch ist sehr geschätzt, und ein mit Trüffeln gefüllter Truthahn gilt namentlich in Frankreich als beliebtester Braten.
Das Truthuhn
kam ziemlich früh nach
Europa,
[* 12] Gyllius erwähnt es als Hausvogel der
Europäer; in
England soll es 1524, in
Deutschland
[* 13] zehn Jahre später, bald darauf auch in
Frankreich eingeführt worden sein. 1557 war es aber noch so kostbar,
daß der
Rat von
Venedig
[* 14] bestimmte, auf welche Tafel »indische
Hühner« kommen durften. Gegenwärtig ist es wohl am häufigsten
in
Spanien,
[* 15] wo man
Herden von mehreren hundert
Stück trifft.
Vgl. Rodiczky,
Monographie des Truthuhns
(Wien
[* 16] 1882);
Mariot-Didieux, Die Truthühnerzucht (2. Aufl., Weim. 1873);
Schuster, Das Truthuhn
(Kaisersl. 1879).