Trockenbagger
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s. Bagger [* 2] und Erdarbeiten.
Trockenbagger
5 Wörter, 42 Zeichen
Trockenbagger,
s. Bagger [* 2] und Erdarbeiten.
[* 2] (Baggermaschine), Maschine [* 4] zum Lösen, Heben und Ausschütten (Baggern) von Erdreich (Steine, Kies, Sand, Schlamm) unter oder über Wasser. Die gänzlich im Trocknen arbeitenden Bagger heißen Trockenbagger oder Exkavatoren [* 5] (s. Erdarbeiten), die unter Wasser Erdreich lösenden und über Wasser hebenden Bagger werden zuweilen zum Unterschied von erstern Naßbagger, gewöhnlich aber kurzweg Bagger genannt. Die durch letztere auszuführenden Arbeiten sind: a) Baggerungen zur Materialgewinnung (z. B. Kies aus Flußbetten), b) Baggerungen beim Grundbau [* 6] (Ausheben von Baugruben unter Wasser und Absenken von Fundamentbrunnen), c) Baggerungen zur Herstellung und Erhaltung von Fahrrinnen in Flußläufen, Kanälen, Häfen.
1) Für Baggerungen geringen Umfangs (meist nur bei Fundierungen) verwendet man die Handbagger (Stielbagger). Diese bestehen, je nachdem sie in gröbern Steinen, Kies, mittelfestem Boden oder Sand zu arbeiten haben, aus einer Stange mit einer daran befestigten Zange [* 7] (Zangenbagger), einem daran befestigten Rechen (Baggerrechen), mit einer eisernen durchlöcherten Schaufel (Baggerschaufel) oder einem an einen scharfrandigen, verstählten Ring angenähten Leinwandsack (Baggersack, Sackbohrer, s. d.). Diese Bagger werden meist direkt mit der Hand, [* 8] selten noch mit einer Winde [* 9] vom Schiff [* 10] aus bewegt.
2) Schaufelbagger oder Schaufelkettenbagger dienen nur dem unter c) genannten Zweck und zwar ausschließlich für weichen, schlammigen Boden. Sie werden auf einem eigens dazu gebauten Schiff aufgestellt [* 2] (Fig. 1) und bestehen aus einer mit Schau-
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Schaufelkettenbagger.] ¶
feln besetzten, schräg liegenden Kette ohne Ende s (Schaufelkunst, s. Paternosterwerke), deren unteres Trum das Erdreich in einem darunterliegenden Trog m zu Tage fördert. Je nach der Tiefe des Bodens läßt sich die Schräge der Schaufelkette mittels einer Winde mit Kette w einstellen. Diese Art der Bagger war schon im 17. Jahrh. in Holland unter dem Namen Modder-molen in Anwendung (für Hand- oder Pferdebetrieb) und ist in vollkommnerer Konstruktion in den Häfen von Geestemünde und Bremerhaven im Gebrauch.
3) Eimerbagger, jetzt nur als Eimerkettenbagger (statt der veralteten Eimerradbagger) konstruiert, gestatten die Anwendung für alle drei genannten Zwecke und sind von allen Baggern die bei weitem gebräuchlichsten. Wie bei einer Kastenkunst (s. Paternosterwerke), sind an einer Kette ohne Ende, die über zwei vier- oder sechsseitige Trommeln geht, Blechkasten mit scharfem Rand (Eimer) oder auch wohl für grobes Geschiebe Körbe aus zugespitzten Eisenstäben befestigt.
Die obere Trommel wird mit Menschen- oder Dampfkraft betrieben; dadurch entsteht ein Bewegen der Kette, deren Gefäße in der Nähe der am Flußboden etc. befindlichen untern Trommel mit der scharfen Kante Erdreich lösen, in sich aufnehmen, mit heraufholen und, an der obern Trommel angekommen, ausschütten. Man unterscheidet hier Eimerbagger mit senkrechter Kette und mit schräg liegender Kette. Die erstern werden meist nur für Gründungen verwendet und, wenn sie auf einem Schiff ausgestellt sind (bei Gründung von Brückenpfeilern etc.), gewöhnlich mit Menschenkraft, auf festem Gerüst (zur Ausbaggerung von Senkbrunnen) dagegen zweckmäßig mittels Lokomobile [* 12] angetrieben.
Von ausgezeichneter Konstruktion sind die senkrechten Bagger von Waltjen in Bremen. [* 13] Sie bestehen aus einem fahrbaren Gestell, welches einen pendelnd aufgehängten Rahmen (Gatter) trägt, zwischen dessen oberer und unterer Trommel die Eimerkette (mit nur kleinen Eimern) straff ausgespannt ist. Die obere Trommel wird von einer Lokomobile aus bewegt und setzt die Eimerkette in Bewegung. Während der Arbeit pendelt das Gatter, mittels Räderwerks und Kurbel [* 14] von Hand bewegt, in einer vertikalen Ebene und wird auch das Gestell senkrecht zu dieser Ebene verschoben, so daß die ganze Grundfläche des Brunnens um ein Geringes vertieft wird. Darauf wird das Gatter gesenkt und nun wieder eine Schicht Erdreich ausgebaggert u. s. f. - Eimerbagger mit geneigter Kette, für Fluß- und Hafenbau, werden stets vom Schiff aus und meist mit Dampf [* 15] betrieben.
Die Eimer sind groß (Inhalt bis 0,5 cbm). [* 11] Fig. 2 und 3 zeigen Eimerbagger mit Dampfbetrieb (sogen. Dampfbagger). A ist das Schiff, B der Dampfkessel, [* 16] C die Dampfmaschine, [* 17] D das Räderwerk zum Betrieb der Eimerkette E. Letztere befindet sich in einem Längsschlitz des Schiffs. Ihre obere Hälfte wird durch einen mit Leitrollen besetzten Rahmen F (die sogen. Leiter) geführt, welcher zugleich die obere und untere Trommel (G und H) trägt. Die Leiter ist um die Achse der obern Trommel drehbar, am untern Ende durch eine Winde K mittels der Kette J je nach der Tiefe des Flusses mehr oder weniger zu senken und zwar bei großen Baggern möglichst rasch von der Dampfmaschine aus nach Einrückung eines Zahnrades.
Die Leiter wird durch Gleitschienen L seitlich geführt und erhält am untern Ende einen bis über das Wasser reichenden Maßstab. [* 18] Die untere Kettenhälfte hängt lose in einer schwach gekrümmten Linie herab, so daß etwa 2-3 Eimer den Boden berühren. Unter der obern Trommel befindet sich eine um ca. 45° geneigte, seitlich bis über das Schiff hinausragende Schuttrinne, von welcher das Baggergut in daneben befindliche Schiffe [* 19] (Prahme) geleitet wird. Der hat fünf Anker, [* 20] gegen den Strom ist er verankert mit einer langen Kette N, die oben erst etwas angewunden wird, wenn der Bagger quer durch die zu durchbaggernde Rinne (Fahrwasser) gegangen ist; nach jeder Seite hin hat er zwei Querankerketten M, welche mittels einer von der Dampfmaschine aus getriebenen Welle O mit vier Trommeln abwechselnd auf- oder abgewunden werden, wodurch der Bagger eine langsame Seitenbewegung erhält. Auf diese Weise ist es möglich, eine Fahrrinne von vorgeschriebener Länge, Breite [* 21] und Tiefe auszubaggern.
4) Zentrifugalpumpenbagger (Kreisel-
[* 11] ^[Abb.: Fig. 2. Querschnitt.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 3. Grundriß.
Fig. 2 und 3. Eimerbagger mit Dampfbetrieb.] ¶
pumpenbagger) sind hauptsächlich für weichere Bodenarten (Schlamm, Sand, auch Thon) und wegen ihrer großen Leistungsfähigkeit bis jetzt ausschließlich zur Reinigung von Hafen und ähnlichen Arbeiten von großer Ausdehnung [* 23] im Gebrauch. Sie bestehen aus einer bis zum Boden einerseits und bis über das Schiff anderseits reichenden Rohrleitung, in welche eine Zentrifugalpumpe (Kreiselpumpe) eingeschaltet ist, welche das Wasser vom Boden des Hafens etc. mit bedeutender Geschwindigkeit in dem Rohr aufwärts bewegt; dabei werden die vom Boden durch ein besonderes, in der Nähe der Rohrmündung liegendes Rührwerk losgelösten Erdteile mit dem Wasser vermischt und mitgerissen. Das Mischungsverhältnis von Bodenmaterial und Wasser ist hier im günstigsten Fall wie 1:2. [* 22] Fig. 4 zeigt einen Zentrifugalpumpenbagger: S das Schiff, B das Saugrohr mit dem Saugkopf C, K Kette zum Senken und Heben des untern Saugrohrteils, D das Rührwerk, durch die Welle A gedreht, E Zentrifugalpumpe, H Druckrohr zur Weiterbeförderung des Wasser- und Schlammgemisches.
5) Kolbenpumpenbagger, ebenfalls für Hafenanlagen etc., sind den Zentrifugalpumpenbaggern ähnlich eingerichtet; jedoch ist der arbeitende Teil eine Kolbenpumpe.
Bei den Baggerungen, besonders zu dem unter 3) angeführten Zweck, bedarf man zur Fortschaffung der Baggererde besonderer Vorrichtungen. Es geschieht dieselbe gewöhnlich durch Prahme (Baggerprahme, Baggerpontons), d. h. Schiffe, die unter die Schuttrinne der Bagger gefahren und angefüllt, dann beiseite gefahren und entleert werden. Das Entleeren wird häufig mit Schaufeln oder Karren [* 24] vorgenommen, ist dann aber sehr kostspielig. Statt dessen kann man besondere Baggermaschinen zum Entleeren der Prahme anwenden, aber man verwendet auch Prahme mit Boden- oder Seitenklappen, wozu geneigte Seiten- oder Bodenflächen und besondere wasserdichte Lufträume für die Tragfähigkeit des Prahms vorhanden sein müssen; beim Öffnen der Klappen fällt das Baggergut heraus. Wenn seitliche Ablagerung gestattet ist, wird die Erde zur Vermeidung von Prahmen wohl mittels Kreiselpumpe durch ein gelenkiges Rohr oder mit einer als Kette ohne Ende konstruierten beweglichen Rinne oder mit langer, feststehender Schuttrinne direkt vom Bagger aus ans Land befördert.
Schon die ältesten Kulturvölker haben baggerartige Werkzeuge [* 25] zur Anwendung gebracht, doch traten Baggermaschinen erst auf, als sich das Bedürfnis geltend machte, im Interesse der Schiffahrt Fluß- und Hafenvertiefungen vorzunehmen, wozu die bis dahin gebrauchten Geräte nicht ausreichten. Die erste Baggermaschine soll von Varantius 1591 erbaut worden sein und zwar in Form eines Stielbaggers, der von einem durch Menschen bewegten Laufrad aus betrieben wurde. Im 17. Jahrh. fanden Modder-molen mit Pferdebetrieb (Schaufelkettenbagger) schon in Holland Anwendung, im 18. Jahrh. Eimerradbagger und Eimerkettenbagger.
Bedeutende konstruktive Verbesserungen erhielten die Bagger seit der Anwendung der Dampfkraft zu ihrem Betrieb. 1796 ist der erste durch Dampf betriebene Bagger (Stielbagger) in England erbaut worden. In Deutschland [* 26] und Frankreich kamen erst mit dem Jahr 1840 durch Dampf betriebene in Gebrauch. Kolbenpumpenbagger kamen zuerst 1859 (beim Hafen von St.-Nazaire) und Kreiselpumpenbagger zuerst in Amerika, [* 27] dann 1869 in England zur Anwendung.
Vgl. Malézieux, Travaux publics des États-Unis d'Amérique (Par. 1873);
Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 4 (Braunschw. 1875);
»Deutsches Bauhandbuch«, Bd. 3 (Berl. 1879);
Klasen, Handbuch der Fundierungsmethoden (Leipz. 1879);
Weißbach, Ingenieur- und Maschinenmechanik, 3. Teil, 2. Abt. (2. Aufl., Braunschw. 1880);
Hagen, [* 28] Sammlung ausgeführter Dampfbagger, Baggerprahme etc., Heft 1 (Berl. 1881).
[* 2] Carl, dän. Dichter, geb. studierte seit 1826 in Kopenhagen, [* 29] lebte dann daselbst, bis er 1836 nach Odense [* 30] kam, wo er die Zeitschrift »Fyens Stiftsavis« redigierte und schon starb. Seine trefflichen Anlagen, die infolge unglücklicher Lebensverhältnisse nicht zur vollen Entwickelung kamen, zeigen sich am glänzendsten in einigen seiner durch Originalität und Frische ausgezeichneten Jugendgedichte, wenn dieselben auch von einem gewissen rhetorischen Schwulst nicht immer freizusprechen sind. Sein Hauptwerk ist die nach französischen Vorbildern verfaßte Erzählung »Min Broders Levned« (»Meines Bruders Leben«, 1835; deutsch von Reuscher, Berl. 1847),
worin der Verfasser zum Teil sein eignes Leben schildert. Seine »Samlede Værker« erschienen in 2 Bänden (Kopenh. 1867).