Tripper
,
auch virulente Blennorrhöe
(Schleimfluß) der
Harnröhre, oder Gonorrhöe (eigentlich Samenfluß) genannt
(Gonorrhoea), eine durch einen unreinen Beischlaf entstehende ansteckende Geschlechtskrankheit, die mit
einem eiterigen oder schleimigen
Ausfluß
[* 3] der
Harnröhre einhergeht. Nicht jeder
Schleimfluß (Katarrh) der
Harnröhre kann als
Tripper
bezeichnet werden, sondern nur der durch
Ansteckung erzeugte und wieder ansteckende (virulente), der durch einen specifischen
Mikrokokkus (s. unten) erzeugt wird.
Bei den Frauen findet sich sowohl der gonorrhoische Katarrh der
Gebärmutter
[* 4] und der Scheide, als auch
der der
Harnröhre. In seinen Erscheinungen hat er vieles mit dem gewöhnlichen
Weißen
Flusse (s.
Leukorrhöe) gemein und wird
auch gewöhnlich so benannt. Der Tripper
zeigt sich beim
Manne einen oder einige
Tage nach dem ansteckenden Beischlafe durch
Kitzeln
und
Brennen in der
Harnröhre beim
Harnlassen an, das in den folgenden
Tagen immer mehr an Heftigkeit zunimmt.
Dazu gesellen sich entzündliche Rötung und Schwellung der Schleimhaut, tropfenweiser
Ausfluß einer eiterähnlichen Flüssigkeit
aus der
Harnröhre (daher der
Name Tripper
), sehr schmerzhafte
Erektionen, bisweilen selbst
Harnverhaltung,
Blasenkatarrh und
Hodenentzündung.
Nachdem diese Erscheinungen einige Wochen in gleicher Heftigkeit bestanden, nehmen sie wieder allmählich
ab und verlieren sich nach 5-6 Wochen ganz. Oft bleibt aber ein leichter Katarrh monate-, selbst jahrelang bestehen, der
noch immer ansteckend wirkt (chronischer Tripper
, Nachtripper, Gonorrhoea chronica, goutte militaire).
Das
Kontagium des Tripper
besteht aus specifischen, mikroskopisch kleinen
Pilzen aus der
Klasse der Mikrokokken (Gonococcus),
die sich, kaffeebohnenartig gestaltet und in Gruppen zu zwei oder vier Exemplaren zusammengehäuft, teils im Tripper
eiter,
teils in den Epithelzellen der Harnröhrenschleimhaut vorfinden.
Dieser von
Neißer und Bumm genauer studierte Gonokokkus ist eine Diplokokkenform von außerordentlicher Kleinheit und sehr
lebhaftem Teilungsvermögen, die vorwiegend
in den Zellen des
Eiters vegetiert. Die Reinkultur gelingt
nur sehr schwer (auf menschlichem Blutserum bei Körpertemperatur und mit besondern
Kautelen). Gegen antiseptische
Mittel sind
die Kokken ungemein empfindlich. - Überimpfung der Kokkenreinkultur auf menschliche
Harnröhren erzeugt Tripper
Bei den schwerern
Tripper
entzündungen und ihren
Komplikationen
(Gelenkentzündungen u. s. w.) findet sich fast immer noch ein Eiterkokkus.
Bei Übertragung des Tripper
schleims auf die
Augen entsteht eine äußerst heftige und gefährliche
Augenentzündung
(Augentripper), weshalb die
Kranken jede Berührung der
Augen mit dem Tripper
eiter ängstlich vermeiden sollen. Bisweilen entsteht
auch im Verlaufe eines Tripper
eine langwierige
Gelenkentzündung (Tripper
gicht, Tripperrheumatismus), die am häufigsten das Knie
(Tripperknie
), seltener das
Hand- und Fußgelenk befällt. Häufige Folge des Tripper
ist
Harnröhrenverengerung
(s.
Striktur). Ob die Diät einen wesentlichen Einfluß auf die
Heilung hat, ebenso möglichste Ruhe und
Anlegen eines
Suspensoriums
das Auftreten einer
Hodenentzündung hintanzuhalten vermag, ist mit voller Sicherheit nicht entschieden.
Bei geeigneter Behandlung scheint dem diätetischen Verhalten wenig Wert beizumessen sein. Die Behandlung hat
stets durch einen
Arzt zu erfolgen, und es kann nicht eindringlich genug davor gewarnt werden, sich an einen Kurpfuscher zu
wenden. Die besten Erfolge hat man neuerdings mittels organischer Silberverbindungen, dem Argonin, welches bis zu 2 bis 3 Proz.,
und dem Argentamin, welches 1:4000 und in allmählich steigender Konzentration bis 1:1000 in die
Harnröhre
eingespritzt wird.
In den spätern Stadien des Tripper
ist die Behandlung des Tripper eine sehr verschiedene je nach der Art
des Falles.
Über den
Eicheltripper s.
Eichelentzündung.
Vgl. Lesser, Lehrbuch der Geschlechtskrankheiten (8. Aufl., Lpz. 1895);
Noeggerath, Die latente Gonorrhöe im weiblichen Geschlecht (Bonn [* 5] 1872);
Sänger, Die Tripper
ansteckung
beim weiblichen Geschlecht (Lpz. 1889).