Tripper
(Gonorrhöa), eine mit Eiterabsonderung verbundene virulente
Entzündung der Harnröhrenschleimhaut
und die häufigste durch einen unreinen
Beischlaf entstehende
Krankheit. Der Tripper
ist zwar nicht eine im engern
Sinn venerische,
d. h. syphilitische, aber doch eine in hohem
Grad ansteckende
Krankheit; der Ansteckungsstoff, ein Mikrokokkus (Gonococcus),
als dessen
Träger
[* 2] der von der
Harnröhren- und Scheidenschleimhaut abgesonderte
Eiter anzusehen ist, haftet indes
nur auf der Schleimhaut der
Harnröhre, der weiblichen
Scheide und der
Bindehaut des
Auges
(Augentripper).
Der Tripper
kommt sowohl beim männlichen als beim weiblichen
Geschlecht vor und verläuft bald akut, bald chronisch. Der Tripper
des
männlichen
Geschlechts kündigt sich gewöhnlich durch ein
Kitzeln in der
Eichel an, deren Mündung leicht
verklebt.
Bald rötet sich letztere, schwillt etwas an, und es treten schneidend-stechende
Schmerzen, namentlich beim Urinlassen,
auf. Es stellt sich dann ein mißfarbiger, später rein eiteriger Ausfluß
[* 3] aus der
Harnröhre ein. Die genannten
Erscheinungen
erreichen in der
Regel den höchsten
Grad am Ende der ersten acht
Tage.
In der
Nacht stören sehr schmerzhafte
Erektionen den
Schlaf. Die
Schmerzen verbreiten sich in den
Hodensack,
machen sogar den Stuhlgang und das Sitzen lästig.
Beim Urinlassen sind sie ganz besonders heftig. In der zweiten
Woche lassen
die Entzündungserscheinungen in der
Regel etwas nach, aber der Ausfluß bleibt
noch bestehen; doch ändert sich später
sein Aussehen, er wird mehr schleimig, hört entweder ganz auf, oder wird chronisch: Nachtripper
(gonorrhoea chronica, goutte
militaire).
Dieser Verlauf ist der gewöhnliche. Zuweilen aber schreitet die Entzündung der Harnröhrenschleimhaut auf das Zellgewebe, das unter ihr liegt, fort, und es entstehen dann schmerzhafte Verdickungen, wodurch das Glied [* 4] bei den Erektionen eine Krümmung macht, die sehr schmerzhaft ist und, wenn sie auszugleichen versucht wird, kleine Blutungen veranlaßt, welche von Einrissen der Schleimhaut herrühren. Schreitet die Entzündung bis zum Blasenhals fort, so entsteht ein heftiger Urinzwang, ja unter Umständen Harnverhaltung.
Entzündet sich die
Vorsteherdrüse, so klagen die Kranken über heftige
Schmerzen am
Damm; die geschwollene
Drüse ist vom
Mastdarm aus fühlbar,
Harnlassen und Stuhlgang sind beschwert und äußerst schmerzhaft. Die Kranken können
weder gehen, noch sitzen, sondern sind zu liegen genötigt. Auch die
Lymphdrüsen in der
Leistengegend sind angeschwollen,
können sich entzünden und vereitern. Bei dem Nachtripper
sind die
Erscheinungen weniger heftig, die
Schmerzen fehlen oder sind ganz unbedeutend; aber der schleimige Ausfluß kann wochen- und monatelang fortbestehen.
Die Mündung der
Harnröhre verklebt, namentlich gern über
Nacht. Als
Folgen des Trippers
sind vornehmlich
Verengerungen der
Harnröhre, die meist tief nach hinten sitzen, hervorzuheben (s.
Striktur). Die Behandlung des Trippers
erfordert vor allem
Ruhe und gleichmäßige
Wärme,
[* 5] gegen heftige Entzündungserscheinungen und Hodenschwellung
Kälte,
Blutegel
[* 6] oder feucht-warme
Bähungen, innerlich kühlende
Salze und
beruhigende Mittel, fleißiges Wassertrinken und schmale, reizlose
Diät.
Vor allen
Dingen hat sich der Kranke des Biergenusses gänzlich zu enthalten, beim
Gehen ein
Suspensorium zu tragen. Als spezifische
Mittel gelten der
Kopaivabalsam und der Kubebenpfeffer, doch kommt
man in den allermeisten
Fällen bei richtigem
Allgemeinverhalten auch ohne sie ans
Ziel.
Später, wenn die
Schmerzen nachlassen, wende man leicht zusammenziehende
Einspritzungen
(schwache
Lösungen von Zinksulfat) in die
Harnröhre an, gegen die schmerzhaften
Erektionen
Opium,
Lupulin. Der Tripper
beim weiblichen
Geschlecht beschränkt sich fast niemals auf die
Harnröhre, er ist vielmehr nur eine Teilerscheinung des
bösartigen weißen
Flusses (s. d.). Bei beiden Geschlechtern kann der Tripper
mit
Syphilis kompliziert sein (s.
Syphilis). - Über
Eicheltripper s.
Eichelentzündung.