Treiben
,
das Jagen der Tiere und Ricken durch die Hirsche [* 2] und Böcke in der Brunftzeit, um sie zu beschlagen;
auch ein Revierteil, aus welchem das Wild dem vorstehenden Schützen zugetrieben wird.
Treiben
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Land- und Forstwirtschaft — Gärtnerei — Das Specielle über Gartenpflanzen etc. ist unter Bot
Treiben,
das Jagen der Tiere und Ricken durch die Hirsche [* 2] und Böcke in der Brunftzeit, um sie zu beschlagen;
auch ein Revierteil, aus welchem das Wild dem vorstehenden Schützen zugetrieben wird.
Treiben,
dehnbare Metalle mit Hammer [* 3] (Treibhammer) und Amboß (Treibstock) bearbeiten, namentlich Gefäße etc. aus Blech herstellen, indem man durch Ausdehnung [* 4] der mittlern Teile eines Blechstücks eine Vertiefung erzeugt (Auftiefen) oder den Rand aufbiegt (Aufziehen) und die Wandung ¶
verengert (einzieht) oder erweitert (schweift). Hierbei kommen auch die übrigen Blecharbeiten, wie Bördeln, Sieken etc.,
zur Anwendung und bei kunstindustriellen Gegenständen namentlich das Treiben
mit Bunzen. Vgl. Getriebene Arbeit. In der Metallurgie
s. v. w. abtreiben. - In der Gärtnerei heißt Treiben
, gewisse Pflanzen durch Anwendung künstlicher Wärme
[* 6] und andrer Bedingungen
früher als naturgemäß zur Ausbildung von Blättern, Blüten und Früchten bringen.
Die Treiberei bezieht sich besonders auf feinere Gemüse, Blütenpflanzen u. Obst. Zur Wärmeerzeugung benutzt man, um gleichzeitig
feuchte Luft zu erhalten, Mist, Laub, Lohe, Baumwollabfälle, Wasser- und Dampfheizung in Treibkasten oder Gewächshäusern (s. d.).
Das Treiben
beginnt, je nach Bedürfnis und Treibfähigkeit der Pflanzen, früher oder später vom Oktober bis
März, z. B. bei Hyazinthen im November, bei Tulpen, Roman-Hyazinthen, Maiblumen noch früher.
Von Blumen werden getrieben: Blumenzwiebeln, Stauden, schön blühende Gesträuche, vorzugsweise Rosen;
von Früchten: Wein, Pfirsiche, Himbeeren, Ananas, Erdbeeren, Aprikosen, Pflaumen und Kirschen;
von Gemüsen in Mistbeeten und Treibhäusern: Blumenkohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Gurken, Bohnen, Melonen, Karotten, Radieschen etc. Alle getriebenen Blumen sind empfindlich gegen Luftwechsel und müssen weit von Öfen [* 7] aufgestellt, auch sorgfältig verwahrt transportiert werden.
Blütensträucher, Blumenzwiebeln u. a. bedürfen einiger Zeit der Ruhe, ehe sie zu ungewöhnlicher Zeit in Blüte [* 8] gebracht, d. h. getrieben, werden können. Letztere, Hyazinthen, Tulpen, Krokus u. a., pflanzt man, nachdem sie bereits mehrere Wochen außerhalb der Erde zugebracht, in Töpfe mit leichter Erde und gutem Wasserabzug, gräbt sie dann sortenweise 50 cm tief im Erdboden ein oder stellt sie im kühlen, dunkeln Keller auf, bis sie genügend Wurzeln gebildelt ^[richtig: gebildet] haben, was man bemerkt, wenn man den Topf mit der Zwiebel zwischen den Fingern der linken Hand [* 9] umkippt; dann kann man sie sofort warm stellen, gibt ihnen aber eine Papierhaube, um durch Abschluß des Lichts den Blütenschaft zu verlängern; Krokus müssen aber im Keller angetrieben werden.
Blütensträucher werden erst kalt und nach und nach wärmer gestellt, auch öfters durch Spritzen angefeuchtet;
Staudenblumen dürfen nicht vor Sichtbarwerden der Blüte warm stehen. Gemüsepflanzen zieht man zuerst im besondern Kasten
an und bringt sie genügend entwickelt in einen andern, inzwischen warm angelegten Kasten. Gurken u. a. treibt man auch im
Gewächshaus. Für das Treiben
von Obst, auch Erdbeeren, hat man besondere Häuser, in denen die Sträucher, Bäumchen
und Pflanzen nach und nach wärmer und feuchter gehalten werden. Ananasfruchtpflanzen kommen sofort ins warme Haus, am besten
mit Unterwärme von Mist, Baumwollabfällen und ausgekochtem Hopfen,
[* 10] die wie beim Mistbeet (s. d.) vorbereitet werden.
Vgl. Jäger, Winterflora (4. Aufl., Weim. 1880);
Derselbe, Gemüsetreiberei (2. Aufl., das. 1863);
Lucas, Gemüsebau (4. Aufl., Stuttg. 1882);
Tatter, Anleitung zur Obsttreiberei (das. 1878).