Trauer
,
die durch ein betrübendes Ereignis, namentlich durch den Verlust nahestehender oder verehrter
Personen, oder durch die
Erinnerung an solche Verluste (wie in den religiösen Trauer
festen um
Adonis,
Osiris
[* 3] etc.) verursachte
Gemütsstimmung und deren Kundgebung nach außen.
Letztere äußert sich beim weiblichen
Geschlecht, bei sanguinischen
Naturen,
südlichen Völkern etc. in mehr lauter, aber schneller vorübergehender
Klage, bei nordischen Völkern in länger nachwirkenden, aber stummen und gefaßten
Gemütsbewegungen.
Natürlich sind die Kundgebungen
vor der aufgebahrten
Leiche und am offenen
Grab am stärksten, und man hatte dazu bei
Natur-
und Kulturvölkern bestimmte Trauer
gesänge, wie die von
Schiller umgedichtete »Nadowessische Totenklage«, das
Adonis-,
Linos-
und
Maneros-Lied der Griechen, Syrer und Ägypter. Im
Orient wie bei den
Slawen und im südlichen
Italien
[* 4] werden besondere Klageweiber angenommen, die das mit
Cypressen und andern Trauer
symbolen geschmückte Sterbehaus mit ihrem
Geschrei erfüllen.
Religiöse
Vorstellungen und Herkommen bedingen für den äußern
Ausdruck mannigfache Verschiedenheiten. Bei den Naturvölkern
gilt die
Trauerverstümmelung (s. d.) als der natürliche
Ausdruck des beherrschenden
Gefühls, die Kulturvölker
deuten durch Unterlassen jedes
Putzes, Vernachlässigung der Haarpflege, Anlegen von Florstreifen etc. an, daß sie für
eine gewisse, nach der
Sitte bestimmte und für
Frauen länger als für
Männer dauernde Zeit allen
Freuden der
Welt abgestorben
sind, weshalb auch alle weltlichen Vergnügungen, wie
Theater,
[* 5]
Bälle,
Konzerte u. dgl., streng gemieden
werden. In
Attika dauerte die Privattrauer
30
Tage, in
Sparta mußte sie bereits am 12.
Tag mit einem
Opfer an
Demeter
[* 6] beendet
werden; in
Rom
[* 7] war nur den
Frauen (seit
Numas
Gesetzgebung) eine bestimmte Trauerzeit
geboten.
Bei den Griechen und
Orientalen, wo
Bart und Haupthaar den
Stolz des
Mannes bilden, wurden und werden vielfach
beide geschoren; doch galt anderwärts, z. B. in
Rom, eine gewisse Vernachlässigung durch Langwachsenlassen ebenfalls als
Trauer
zeichen. In der
Kleidung wurden überall bunte
Farben und kokette
Formen vermieden. Die
Juden verhüllten den
Körper mit
einem groben, sackartigen, in der Mitte gegürteten Gewand und bestreuten, wie auch die Griechen (und
katholischen
Christen zu
¶
mehr
Aschermittwoch), das Haupt mit Asche, woher die Redensart: »in Sack und Asche trauern«
. Als Trauer
farben galten vorwiegend, z. B.
den Griechen und Römern, die dunkeln, schwarzen, welche auch früh bei den Christen Eingang fanden, obwohl Cyprian, Chrysostomus
und andre Kirchenlehrer dieselbe tadelten, weil sie der Hoffnung auf die ewigen Freuden zu widersprechen
schienen. Dagegen trauerten
die alten Ägypter in gelben Kleidern, die Argiver weiß; bei den Chinesen sind noch heute weiße,
blaue und graue Trauer
kleider üblich.
Grau gilt auch bei uns als die Farbe der nach einer gewissen Zeit eintretenden sogen. Halbtrauer
, die besonders bei der
schon in alten Kulturländern gesetzlich oder durch bestimmte Erlasse (Trauer
ordnungen) geregelten Landes-
und Hoftrauer nach dem Tode des eignen oder befreundeter Landesfürsten streng beobachtet wird, wobei alle öffentlichen Lustbarkeiten
für eine bestimmte Zeit unterbleiben, die Flaggen
[* 9] in halber Höhe geheißt werden und Militär wie Hofbeamte in vorgeschriebener
Trauer
kleidung zu erscheinen haben. Das schon bei den Römern gesetzlich vorgeschriebene und auch bei
uns meist eingehaltene sogen. Trauerjahr der Witwen bezieht sich nur auf etwa noch zu erwartende Nachkommenschaft und kann
daher auf ärztliches Attest abgekürzt werden.