Trappe
(Otis L.),
Gattung aus der
Ordnung der
Stelzvögel und der
Familie der Trappen
(Otididae), große oder mittelgroße,
schwere
Vögel
[* 2] mit mittellangem, dickem
Hals, ziemlich großem
Kopf, mittellangem, kräftigem, an der
Wurzel
[* 3] niedergedrücktem, übrigens kegelförmigem, vorn am Oberkiefer etwas gewölbtem
Schnabel, großen, sanft muldenförmigen
Flügeln, mittellangem, breit abgerundetem
Schwanz, mittelhohen, starken
Beinen und dreizehigen
Füßen.
Sie fliegen schwerfällig, leben monogamisch in kleinen Trupps und nach der Brutzeit in
Herden auf großen
Ebenen der
Alten Welt,
am zahlreichsten in den
Steppen als
Stand- oder Strichvögel, nähren sich von
Körnern,
Knospen
[* 4] und
Blüten,
in der
Jugend auch von
Insekten,
[* 5] und nisten in seichten
Mulden. Das Weibchen brütet allein. Der große Trappe
(Trappgans,
Otis tarda
L., s. Tafel
»Watvögel
[* 6] I«),
[* 7]
der größte europäische Landvogel, über 1 m lang, 2,4 m breit, am Kopf, Hals und dem obern Teil der Flügel hell aschgrau, auf dem Rücken rostgelb, schwarz gebändert, im Nacken rostfarbig, unterseits schmutzig weiß, der Schwanz rostrot und vor der weißen Spitze mit schwarzem Bande; das Auge [* 8] ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß grau. Das Männchen ist durch etwa 30 lange, zerschlissene, grauweiße Kehlfedern ausgezeichnet, das Weibchen blässer gefärbt und um ein Drittel kleiner.
Der Großtrappe
lebt truppweise in den größern
Ebenen
Mittel- und Südeuropas und
Mittelasiens, besonders in
Ungarn,
[* 9]
Rumänien,
[* 10] Südrußland und
Asien,
[* 11] ist dagegen in
Deutschland
[* 12] ziemlich selten geworden. Hier lebt er als Standvogel, in
Rußland und
Asien wandert oder streicht er. Er bevorzugt getreidereiche, weite
Ebenen und meidet den
Busch und menschliche
Wohnungen.
Sein
Gang
[* 13] ist langsam und gemessen, doch läuft er auch sehr schnell und fliegt sehr ausdauernd. Er frißt am liebsten
Kraut und
Kohl, im
Winter
Raps und
Getreide.
[* 14]
Zur Brutzeit paaren sich die Trappen
, doch scheint der
Hahn
[* 15] noch ein zweites Weibchen zu suchen, so bald
das erste brütet. Er nistet gern im
Getreide, und das Gelege besteht aus zwei, selten vier matt graugrünen, dunkel gefleckten
und gewässerten
Eiern (s. Tafel
»Eier
[* 16] II«),
welche in etwa 30
Tagen ausgebrütet werden.
Jung eingefangene
oder von
Putern ausgebrütete Trappen
halten sich recht gut, schreiten aber nicht zur
Fortpflanzung; alt eingefangene gehen
zu
Grunde. Der Trappe
gehört zur hohen
Jagd; wo diese
Vögel in
Menge vorkommen, richten sie auf den
Getreide- und Rapsfeldern oft
beträchtlichen
Schaden an. Das
Fleisch der
Jungen ist schmackhaft. Der Zwergtrappe
(O. tetrax L.), 50
cm
lang und 95
cm breit, mit seitlich etwas verlängerten Oberhals-
und Hinterkopffedern, am
Halse schwarz, mit einem von den
Ohren nach der
Kehle herablaufenden weißen Ringband und einem breiten, über den
Kropf sich hinziehenden weißen Querband gezeichnet;
der Oberkopf ist hellgelblich, braun gefleckt, der Rücken hell rötlichgelb, in die Quere schwarz gefleckt und gewellt;
die Flügelränder, die Schwanzdeckfedern und die Unterseite sind weiß, die Schwingen dunkelbraun, die hinterste bis auf ein breites Band [* 17] vor der Spitze weiß, die Schwanzfedern weiß mit zwei Binden;
das Auge ist braungelb, der Schnabel grau, an der Spitze schwarz, der Fuß strohgelb.
Der Zwergtrappe
bewohnt das südöstliche
Europa,
[* 18] namentlich
Südungarn,
Sardinien,
[* 19] die russischen und sibirischen
Steppen, auch Südfrankreich und
Spanien,
[* 20]
Mittel- und Westasien und Nordwestafrika
und brütet seit 1870 auch in
Schlesien
[* 21] und
Thüringen, wo er vom April bis
November weilt. Auf seinem Zug
berührt er die Atlasländer.
In der Lebensweise gleicht er dem vorigen, er frißt besonders gern
Klee und
Esparsette, junges
Getreide
und
Löwenzahn und brütet im
Mai in Kleefeldern.
Das Gelege besteht aus 3-4 dunkel olivengrünen, braun gefleckten
Eiern (s. Tafel
»Eier II«).
Sein
Fleisch ist sehr schmackhaft;
in der Gefangenschaft hält er sich sehr gut. Man erlegt die Trappen
, indem man im Spätherbst und
Winter
dieselben auf eine in Löchern gedeckt stehende Schützenlinie zutreibt. Nebeliges
Wetter
[* 22] ist für diese Art der
Jagd besonders
günstig, weil die
Vögel dann nicht hoch streichen und das Anstellen der
Jäger bei ihrem scharfen
Gesicht
[* 23] nicht gewahren können.
Junge Trappen
schießt man auch wohl auf der
Suche mit dem
Vorstehhund in spät reifenden
Hafer- und Gerstenfeldern.
Bei
Glatteis werden sie von schnellen
Windhunden eingeholt, welche man möglichst nahe verdeckt in einem Bauernwagen oder
Schlitten
heranzubringen sucht, weil die Trappen
sich nur schwer erheben können und erst eine
Strecke laufen müssen,
ehe sie aufzufliegen vermögen. Nur schwer gelingt es, dem sehr scheuen
Vogel mit einem dem Ackerwagen ähnlichen
Gefährt
so weit nahezukommen, daß man darauf einen
Schuß aus der
Büchse anzubringen vermag.