Transkaspien
,
Transkaspisches
Gebiet, russ.
Sakaspijskaja (Zakaspijskaja) Oblastj, Gebiet im westl.
Teil von
Russisch-Centralasien
(s. d., nebst Karte), grenzt im N. an das Gebiet
Uralsk und an das Chanat Chiwa, im
NO. an
Buchara, im
SW.
und
S. an
Afghanistan
[* 2] und
Persien
[* 3] und im
W. an das
Kaspische
Meer, dessen
Inseln an der Ostküste
(Kulaly,
Tscheleken, Ogurtschinsk
u. a.) zu Transkaspien
gehören, und hat 554 860,5 qkm mit (1897) 382 327 E.,
d. i. 0,69 E. auf 1 qkm. In geogr.
Beziehung nimmt Transkaspien
den westl.
Teil des sog. Turkestanischen
Beckens ein.
Der Nordwesten bildet eine einförmige erhöhte
Steppe (das
Ust-Urtplateau), ohne fließende
Gewässer, mit Salzseen; der mittlere
Teil eine große
Senkung desselben Charakters, die im S. von den Vorbergen des Kopet-Dagh und seiner Fortsetzung bis zur afghan.
Grenze begrenzt wird, mit festem Sand und Flugsand und vertrockneten
Flußbetten; der südl.
Teil besteht aus dem
System des
Kopet-Dagh (bis 2980 m hoch) an der russ.-pers. Grenze, der vom
Fluß Tedschen durchbrochen wird und sich dann im Parapamisusgebirge
fortsetzt, das in einem welligen, vom
Murghab durchflossenen Plateau (bis 1200
m) in dem südlichsten
Teil
von Transkaspien
hineinreicht.
Von den Flüssen erreicht nur der Atrek an der pers. Grenze das Kaspische Meer; alle andern versiegen, sind aber wichtig für die Bewässerung der Umgegend, besonders der Murghab, an dem die größte Oase Merw (s. d.) liegt. Die Seen nehmen zusammen 989 qkm ein. Das Klima ist kontinental; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 19,37° C., im Sommer bis 55° im Schatten, [* 4] im Winter bis -32,5°, die Menge der Niederschläge 87,2 (Krasnowodsk) bis 194,7 mm (Kisil-Arwat).
Über die Fauna und Flora s. Turkestan. An Mineralien [* 5] sind Stein- und Solesalz, Steinkohlen, Halotrichit, Schwefel, Gips, [* 6] Salpeter, Glaubersalz, Naphtha, Ozokerit vorhanden, die nur zum Teil gewonnen werden (1893 Gips 69 230, Salz [* 7] 1 065 491, Naphtha 36 260, Ozokerit 6970 Pud). Die Bevölkerung ist nur dicht in den Oasen und an den Flußläufen und besteht aus Turkmenen verschiedener Stämme (212000), besonders den Teke-Turkmenen, und im Norden [* 8] Kirgisen (43000), ferner aus eingewanderten Persern (7600), Russen (6800), Armeniern, Tataren u. s. w. Die Hauptbeschäftigung der einheimischen nomadisierenden Bevölkerung [* 9] ist Viehzucht; [* 10] 1892 wurden gezählt: Schafe [* 11] und Ziegen 2 Mill., Kamele [* 12] 122 570, Pferde [* 13] 72 930, Rinder [* 14] 40 260, Esel 13 500 Stück. Im Winter fallen oft bis zu 40 Proz. der Bestände wegen Mangel an Futter.
Ackerbau findet nur statt, wo
Bewässerung möglich ist. Gebaut werden Weizen (1892: 2,2 Mill.), Gerste
[* 15] (2,8 Mill.
Tschetwert),
Mohrhirse, Sesam (zu Öl), etwas
Reis, an Grünfutter Luzerne, in den Gärten besonders Zucker- und Wassermelonen, außerdem
noch
Wein (meist zu Rosinen) und
Baumwolle.
[* 16] Die Seidenzucht wird zu heben gesucht. Beträchtlich ist eine
überall verbreitete Hausindustrie im Anfertigen von
Teppichen (die auch ausgeführt werden), Filzen, Gewebe
[* 17] u. a. aus
Wolle,
Baumwolle und
Seide.
[* 18] Hauptverkehrsmittel ist die
Transkaspische Eisenbahn, die Transkaspien
auf 1050 km schneidet; auf ihr wurden befördert
(1888-93) im Jahresdurchschnitt 10,64 Mill. Pud Waren. Nach Chiwa und
Persien gingen (1891) 326 Karawanen
und es trafen von dort sowie aus
Buchara und
Afghanistan ein 473. Ausgeführt werden besonders
Wolle und Wollprodukte (35 Proz.),
Getreide
[* 19] (30), Fische
[* 20] (12) am
¶
mehr
Kaspi-948 schen Meer, Felle und Häute (6). Es giebt 9 russ., 1 armenische und 140 mohammed.
Schulen. Das Gebiet wurde 1881 nach der Unterwerfung der Teke-Turkmenen gebildet, 1884 durch Merw und 1885 durch Penschdeh
erweitert. Es gehörte bis 1890 zum Generalgouvernement Kaukasien und hat seitdem seine eigene Verwaltung in Aschabad.
Transkaspien
zerfällt in 5 Kreise:
[* 22] Aschabad, Krasnowodsk, Mangyschlak, Merw und Tedschen. –
Vgl. Obrutschew, Die transkaspische Niederung (Petersb. 1890).