Wie groß seine Sorgfalt für die
Verwaltung des
Reichs, seine
Milde, seine Einsicht und seine
Gerechtigkeit waren, geht am deutlichsten
aus dem Briefwechsel mit dem jüngern
Plinius hervor, als dieser 111-113 in besonderm Auftrag die
Verwaltung
von
Bithynien führte; nur den
Christen gegenüber, die er mit Strenge verfolgt wissen wollte, da er in ihrer Ausbreitung eine
Gefahr für das
Reich sah, kann man diese
Milde vermissen. Zu seinen wohlthätigen Einrichtungen gehören namentlich auch
die Anstalten, die er in
Rom und
[* 5] in
Italien
[* 6] für die
Erziehung mittelloser
Kinder durch die Verwilligung reicher
Mittel und die
Bestellung geeigneter Aufsichtsbehörden traf.
Eine besondere Hervorhebung verdienen unter seinen Friedenswerken noch die großartigen Bauten, die auf seine Veranlassung
ausgeführt wurden, namentlich der
Bau derBrücke,
[* 7] die 104 über die
Donau unterhalb der
Stromschnellen
derselben geschlagen wurde, die Herstellung eines neuen nach ihm benannten
Forums, die Errichtung der noch jetzt vorhandenen, 39 m
hohen, mit den
Reliefs von Kriegsszenen aus den dacischen
Kriegen gezierten
Trajanssäule, die Erweiterung des
CircusMaximus,
der
Bau eines
Odeums, eines
Gymnasiums in
Rom und viele andre Bauten.
Seine friedliche Thätigkeit wurde zuerst durch die beiden dacischen
Kriege, 101-102 und 105-106, unterbrochen, durch die
der dacische König
Decebalus völlig besiegt und
Dacien zur römischen
Provinz gemacht wurde. Hierauf unternahm Trajanus 113 noch
einen großen
Feldzug nach dem
Osten, der hauptsächlich gegen die
Parther gerichtet war, und auf
dem erArmenien und
Mesopotamien zu römischen
Provinzen machte und über den
Tigris bis nach
Ktesiphon vordrang. Während er aber im
fernen
Osten weilte, erhoben sich in seinem
Rücken mehrfache
Aufstände, namentlich auch unter den
Juden in
Ägypten
[* 8] und
Kyrene,
und ehe er dieselben völlig unterdrücken konnte, wurde er 117 zu
Selinus in
Kilikien vom
Tod ereilt. Wie
sehr seine
Verdienste anerkannt wurden, geht auch daraus hervor, daß ihm der
Senat den Beinamen des
Besten
(Optimus) beilegte
und spätere
Kaiser mit dem Zuruf begrüßt wurden:
»Sei glücklicher als
Augustus und besser als Trajanus«.
Vgl.
Francke, Zur Geschichte
Trajans (2. Ausg., Quedlinb. 1840);
Dierauer, Beiträge zu einer kritischen Geschichte Trajans (Leipz.
1868);
de LaBerge, Essai sur le règne de Trajan (Par. 1877).
Marcus Ulpius, röm. Kaiser, der erste Provinziale, der den Kaiserthron bestieg, regierte
98-117 n. Chr. Er war 18. Sept. 53 zu Italica (bei Sevilla) in Spanien geboren und zeichnete sich schon in früher Jugend unter
seinem Vater, der es bis zur Statthalterschaft in Syrien und Asien
[* 9] und den Triumphalinsignien gebracht hatte, in einem Feldzug
gegen die Parther aus. Nachdem er noch in Germanien
[* 10] als Kriegstribun gedient hatte, durchlief er die gewöhnliche
senatorische Laufbahn bis zur Prätur (86). Als Proprätor in Hispania Terraconensis führte er auf Domitians Befehl seine
Legion rasch gegen den aufständischen Saturninus nach Germanien (89), wurde 91 Konsul und dann Statthalter in Öbergermanien.
Im Okt. 97 wurde er von Nerva adoptiert und zum Mitregenten und Thronfolger gemacht.
Nach NervasTode, Jan. 98, wurde TrajanusKaiser. Seine Regierung gehört zu den besten und glänzendsten, sie bezeichnet den Gipfelpunkt
des röm. Kaisertums. Der klare, praktische, wohlwollende Sinn des Kaisers, sein vorurteilsloser, staatsmännischer Blick offenbaren
sich am deutlichsten in dem uns erhaltenen Briefwechsel mit dem jüngern Plinius, dem Statthalter von Bithynien.
Mtt besonderer Energie ging an den Bau neuer Straßen, Kanäle, Brücken,
[* 11] ebenso wurden alte wiederhergestellt, in Italien namentlich
an der Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe gearbeitet, endlich neue Kolonien in den verschiedensten Teilen des Reichs angelegt.
Von besonderer Wichtigkeit war das von Nerva begonnene, aber erst von Trajanus emporgebrachte Institut der Alimentationen,
d. h. die Stiftung von Kapitalien zur Erziehung von freigeborenen Kindern. Die berühmten zwei Briefe, 96 und 97 in seinem Briefwechsel
mit Plinius, welche die gegen die Christen zu befolgenden Grundsätze besprechen, zeigen den Kaiser zwar
als Gegner der neuen Religion, aber als gerechten Richter. Neben der sorgfältigen, thatkräftigen innern Verwaltung ging eine
glückliche äußere Politik her.
Hier leitete den Kaiser der Grundsatz der offensiven Defensive. Auf Trajanus geht wahrscheinlich die Hauptanlage des german.-rhätischen
Limes (s. Pfahlgraben) zurück. Außerdem wurde auf zwei Seiten das Reichsgebiet beträchtlich erweitert,
durch die dacischen Kriege 101-102 und 105-107 um das Land jenseit der untern Donau (s. Dacien), und nachdem schon 106 ein
Strich von Arabien dem Reich einverleibt war, durch den Partherkrieg 114-116 um die Gebiete jenseit des Euphrat. Die Anlage von
Städten, darunter der an der Stelle¶
mehr
der Dacierresidenz Sarmizegetusa errichteten Colonia Ulpia Trajana (bei Varhely), förderte rasch die Romanisierung des Landes.
Der dacische Sieg hat ein bedeutungsvolles Denkmal gefunden in der Trajanssäule (s. d. und Tafel: Rom I,
[* 12]
Fig. 4). Der Sieg im
Orient wurde leichter errungen als der an der Donau und trug Trajanus zu den früher vom Senat
erteilten TitelnOptimus und Dacicus den Titel Parthicus ein; im Sommer 116 zog der Kaiser in der Partherhauptstadt Ktesiphon ein;
aber die Raschheit des Erfolges, der Zauber des Orients riß den sonst so ruhigen und bedächtigen Mann fort und ließ ihn
die Eroberungen nicht genügend sichern. Während er in Parthien war, brach in Mesopotamien, in den Gebieten
am obern Euphrat und Tigris ein gefährlicher Aufstand aus, und dazu kam ein solcher der Juden in Mesopotamien, Judäa, Ägypten,
Kyrene u. s. w., der erst nach entsetzlichem Blutvergießen niedergeworfen werden konnte.
Auf der Rückkehr nach Antiochia erkrankte Trajanus und starb Anfang Aug. 117 zu Selinus in Cilicien. -
Vgl.
Dierauer, Beiträge zu einer kritischen Geschichte Trajans (in Büdingers «Untersuchungen zur röm. Kaisergeschichte»,
Bd. 1, Lpz. 1868);
de La Berge, Essai sur le règne de Trajan (Par. 1877).