Karl VII. und Ludwig XI. residierten oft und gern in der Umgegend, letzterer im Schloß Plessis lès Tours König
Heinrich III. verlegte 1583 das Parlament hierher, wodurch die Stadt außerordentlich wuchs. Auch wurden hier die französischen
Generalstaaten mehrmals zusammenberufen sowie mehrere Konzile abgehalten. 1870 war Tours vom 11. Sept. bis 10. Dez. Sitz der Delegation
der Regierung der Nationalverteidigung. Am ward es vom Generalleutnant v. Hartmann besetzt.
Vgl. Giraudet, Histoire
de la ville de Tours (Tours 1874, 2 Bde.);
466 m. Ganz von der Gemeinde Corcelles umschlossene Gruppe von 6 Häusern mit
einer Kirche, am rechten Ufer der Arbogne und 1,2 km nw. der Station Cousset der Linie Yverdon-Payerne-Freiburg. 37 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Tours-Montagny.
Mehlhandel. Der h. Jungfrau und dem h. Hilarius
geweihte Pfarrkirche, die schon 1156 genannt wird.
Ziemlich besuchter Wallfahrtsort.
Die Legende erzählt, dass man einst
die Kirche von Tours als solche aufheben wollte und zu diesem Zwecke das dort befindliche Marienbild
in die Kirche von Montagny hinübertrug.
Als man aber das Bild am folgenden Morgen wieder an seinem alten Platz stehen sah und
sich dieser selbe Vorgang verschiedene Male wiederholte, liess man die Kirche von Tours, die nun zum Wallfahrtsort ward, bestehen.
(Rochers des) (Kt. Freiburg
und Waadt).
2246 m. Abschnitt des langen begrasten Felskammes, der vom Vanil Noir
ostwärts abzweigt und sich dann zwischen dem Hochthälchen von Les Morteys und dem obern Abschnitt des Thälchens von Les
Siernes-Picat nach NO. erstreckt, um an die Dent des Bimis (oder Rocher de la Ginaz) sich anzuschliessen.
Einige Punkte
der steilwandigen Felsen können von Flendruz über die Alpweide Dorenaz in etwa 4 Stunden erklettert werden.
Der geologische
Aufbau entspricht demjenigen der Tours d'Aï. Es bilden die Rochers des Tours eine Malmkalkmauer, die dem Scheitel des S.-Gewölbes
der Vanil Noirkette aufsitzt.
Zwischen dem obern Malmkalk und dem den Gewölbekern bildenden Dogger erscheint
eine fortlaufende Zone von knolligem Oxfordkalk, der längs dem S.-Fuss der Malmwände entlang ansteht und so zur Entstehung
von einer Reihe von Höhlen Veranlassung gab, in denen die Schafe Schutz zu suchen pflegen. An der Stelle, wo der Kamm der Rochers des Tours
mit dem zum Vanil Noir hinziehenden Grat verwächst, liegt ein kleines Firnfeld, über welches man ins
oberste Thälchen von Les Morteys gelangen kann.
1) Arrondissement im franz. Depart. Indre-et-Loire, hat auf 2618 qkm
(1896) 192 977 E., 11 Kantone und 127 Gemeinden. - 2) Tours, lat. Turoni, Augusta Turonum, Caesarodunum, Hauptstadt des Depart.
Indre-et-Loire und früher der GrafschaftTouraine, links an der Loire, an den Linien Orléans-Poitiers,
Tours-Bourges (145 km), Tours-Châteauroux-Montlucon (223 km), Tours-Nantes (1931 cm), Tours-Le Mans
[* 11] (99 km), Châteaudun-Tours (100 km) der
Orléansbahn, Tours-Les Sables d'Olonne (251 km) und Tours-Sargé (81 km) der Staatsbahnen,
[* 12] besitzt mildes Klima,
[* 13] das viele Fremde,
besonders Engländer anzieht, ist Sitz des Präfekten, des Kommandos des 9. Armeekorps, der 35. Infanterie-
und der 3. Kürassierbrigade, eines Erzbischofs, eines Gerichtshofs erster Instanz, Handels-, Schiedsgerichts, einer Handels-
und Ackerbaukammer, Sparkasse, eines Forstamtes und einer Filiale der Bank von Frankreich sowie der Société Générale und
hat (1896) 56 706, als Gemeinde 63 267 E. (2932 mehr als 1891), in Garnison das 66. und Teile des 32. Infanterieregiments
und des 18. Jägerbataillons sowie das 3. und 6. Kürassierregiment und die 9. Gendarmeriebrigade, ein Krankenhaus,
[* 14] Spital
für Greise, Irrenversorg-, Vesserungs- und Waisenhaus und ein Zellengefängnis; Pferdebahn durchschneidet die Stadt von Norden
[* 15] nach Süden, eine Dampfstraßenbahn führt nach Vouvray.
Gebäude und Anlagen. Die eigentliche Stadt beginnt oben am Hafen der Cherkanalmündung in die Loire und
erstreckt sich 3 km flußab, im N. durch die mit Platanenalleen besetzten Quais, im S. durch breite Boulevards (Béranger und
Heurteloup) begrenzt und hier von der großen Südvorstadt geschieden. Sie wird von Süden (Place du Palais de
Justice) nach Norden von der schönsten Straße (Rue Nationale) geteilt und hat am Nordende derselben eine 434 m lange, 14,6
m breite steinerne Brücke von 15 Bogen
[* 16] (1765-77), Pont de Tours, die zur jenseitigen Vorstadt St. Symphorien führt.
Diese ist noch durch zwei Hängebrücken (oberhalb und unterhalb) mit Tours verbunden, von denen jede über
eine Loireinsel geht. Am Platz davor stehen, westlich der Straße, das Stadthaus und östlich das Museum mit Gemälden, Skulpturen,
Antiquitäten und Naturalien. Neben dem Museum ist die alte Abteikirche St. Julien (13. Jahrh.), deren roman.
Turm
[* 17] von einer ältern Kirche aus dem 10. Jahrh. stammt. Östlich davon ist die Kathedrale St. Gatien, dem
ersten Apostel der Touraine geweiht; sie steht auf der Stelle zweier durch den heil. Martin und Gregor von Tours berühmt gewesenen
Kirchen. Von 1170 bis Mitte des
¶
mehr
15. Jahrh. in franz. Gotik erbaut, besitzt sie zwei 66 und 68 m hohe Türme, reich geschmückte Façade, Chor aus dem 12. Jahrh.,
herrliche Glasmalereien, eine Kapelle mit dem Marmorgrabmal der SöhneKarls VIII. von Jean Juste (1506) u. s. w. Südlich von
der Kathedrale steht der große erzbischöfl. Palast mit ion. Portal, davor ein Monument der berühmten
Doktoren Velpeau, Trousseau und Bretonneau sowie eine Statue der Touraine von Sicard (1887). Auf der Westseite der Rue Nationale
sind zwei, Charlemagne und St. Martin genannte Türme, die von der in den Religionskriegen zerstörten Basilika
[* 19] von St. Martin
stammen.
Nahebei ist eine Ruine der schönen Kirche St. Clément (15. und 16. Jahrh.), die jetzt als Magazin dient,
und etwas weiter Notre-Dame la Riche aus dem 12. Jahrh., jetzt restauriert. Der Justizpalast am Südende
der Rue Nationale ist ein großer, 1840 errichteter Bau in dor. Stil, von wo nach Süden die Avenue du Grammont, nach
Westen der Boulevard Beranger und nach Osten Boulevard Heurteloup ausgehen. An letzterm liegen die Bahnhöfe.
[* 20] 1 km im Südwesten
sind die geringen Reste des Schlosses Ludwigs XI. Plessis lès Tours und auf dem rechten Ufer, 2½ km im Nordwesten der Steinbrücke,
diejenigen der berühmten Abtei Marmoutier (Majus Monasterium).
Geschichte. Tours, die alte Stadt der Turonen, wurde von den Römern vom rechtsseitigen Ufergelände auf die linksseitige Ebene
verpflanzt und war Hauptstadt von Galli Lugdunensis III. 1853 wurden Reste röm. Mauern und eines Amphitheaters aufgefunden,
das größer als das zu Nimes
[* 21] gewesen ist. Tours wurde 473 von den Westgoten, 507 von Chlodwig
erobert und 853 sowie 903 von den Normannen zerstört. 1154 kam es zu England, und im Mai 1163 fand hier ein Konzil unter Vorsitz
von Papst Alexander III. statt, 1206 kam Tours mit dem umliegenden Gebiet, der Touraine (s. d.), wieder an Frankreich, und 1468, 1470 und 1481 wurden
hier Reichstage abgehalten, denn unter Ludwig XI. begann Tours aufzublühen, bis die Religionskriege dem ein Ende machten. Vom 13. Sept. bis wurde
von aus die nationale Verteidigung geleitet und vom 9. Jan. bis war es von den Deutschen besetzt. -
Vgl.
Giraudet, Histoire de la ville de Tours (2 Bde., Par.
1874): Grandmaison, Tours archéologique (Tours 1879).