Touristenv
ereine
(Gebirgsvereine) sind solche, deren Arbeitsfeld vorwiegend sich auf
Mittelgebirge oder Vorberge der
Hochalpen erstreckt, während
Alpenklubs (vgl.
Alpenvereine) sich ausschließlich mit Hochgebirgen befassen; strenge
Grenzen
[* 2] lassen sich jedoch nicht ziehen. Die meisten Touristenv
ereine sind in Zweigvereine
(Sektionen) gegliedert, die über ein Vereinsgebiet
zerstreut sind, und die durch eine
Zentralgewalt zusammengehalten werden. Jede
Sektion arbeitet selbständig;
alle aber erstreben gemeinsam für ihr Gebiet das gleiche Ziel: Verkehrserleichterungen, Erschließung und Verschönerung von Aussichtspunkten und neuen Partien, Hebung [* 3] der Regsamkeit und Wohlfahrt der Gebirgsbewohner;
ferner pflegen sie kleinere populärwissenschaftliche
Forschungen und gemeinsame
Touren etc.
Fast jeder Touristenv
erein gibt eigne Jahresberichte heraus;
mehrere lassen vierteljährlich, monatlich oder halbmonatlich Zeitschriften, außerdem Karten, Panoramen, Jahrbücher, Spezialführer u. dgl. erscheinen.
Die
Summe, welche durch die
Kassen aller Touristen- und
Alpenvereine zusammengenommen ins Land fließt,
beläuft sich pro Jahr auf
ca. 400,000 Mk., ungerechnet die großen
Umsätze, welche sie indirekt hervorrufen.
Im
Deutschen
Reich bestehen zur Zeit über 40 Touristenv
ereine mit
ca 27,000 Mitgliedern (ohne die
Sektionen des
Deutschen und Österreichischen
Alpenvereins mit
ca. 8000 Mitgliedern) und zwar: Schwarzwaldverein (Freiburg
[* 4] i. Br., seit 1864, reorganisiert
1882, 2000 Mitglieder), Taunusklub
(Frankfurt
[* 5] a. M., seit 1868, reorganisiert 1882, 1000 Mitgl.),
Vogesenklub
(Straßburg
[* 6]
i. E., 1876, 3000 Mitgl.), Rhönklub
(Fulda,
[* 7] 1876, 2000 Mitgl.), Freigerichtenbund
(Maisenhaus, 1876),
Gebirgsverein für die
Sächsisch-Böhmische
Schweiz
[* 8]
(Dresden,
[* 9] 1877, 1500 Mitgl.), Vaterländischer
Gebirgsverein
Saxonia
(Dresden 1879), Spessarttouristenv
erein
(Hanau,
[* 10] 1879),
Gebirgsverein Rathewalde (1879),
Gebirgsverein
Lusatia
(Zittau,
[* 11] 1880, 1200 Mitgl.), Thüringerwaldverein
(Eisenach,
[* 12] 1880, 2600 Mitgl.),
Verein der Spessartfreunde
(Aschaffenburg,
[* 13] 1880, 500 Mitgl.),
Gebirgsverein
Oybin (1880), Schlesischer
Gebirgsverein für das
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Riesengebirge (Hirschberg,
[* 15] 1880, 4000 Mitgl.), Heideklub (Dresden, 1880), Gebirgsverein für die Grafschaft Glatz
[* 16] (Glatz, 1881, 950 Mitgl.),
Taunusklub Wetterau (Nauheim-Friedberg, 1881), Gebirgsverein für Öderan im Erzgebirge (1881), Verband
[* 17] vogtländischer Touristenv
ereine
(Plauen,
[* 18] 1881, 1000 Mitgl.), Vogelsberger Höhenklub (Schotten, 1881, 1000 Mitgl.), Verschönerungsverein für das Siebengebirge
(Bonn
[* 19] etc., 1881), Touristenv
erein Annaberg-Buchholz (1881), Rheinischer Touristenklub (Mainz,
[* 20] 1882), Odenwaldklub
(Erbach, 1882, 1200 Mitgl.), Rhein- und Taunusklub (Wiesbaden,
[* 21] 1882), Im Spreegebiet (Bautzen,
[* 22] 1882), Oberes Spreethal (Neusalza,
1882), Verband der Gebirgsvereine des Eulen- und Waldenburger Gebirges (Reichenbach
[* 23] i. Schl., 1882/83, 500 Mitgl.), Gebirgsverein
Charlottenbrunn in den Sudeten (1882), Bayrischer Waldverein (Bodenmais, 1883, 500 Mitgl.), Verschönerungsverein Naturfreund
(Meißen,
[* 24] 1881, 400 Mitgl.), Verein Wendelsteinhaus (München,
[* 25] 1881), Schweidnitzer Gebirgsverein (1883),
Württembergischer Schwarzwaldverein (Stuttgart,
[* 26] 1884), der Harzklub (Goslar,
[* 27] 1887, mit 2400 Mitgl. in 23 Zweigvereinen), Westerwaldklub
(Selters), Eifelverein (Trier);
[* 28] ferner Touristenv
ereine in Offenbach,
[* 29] Stettin,
[* 30] Köln,
[* 31] Kassel,
[* 32] Potsdam,
[* 33] Bingen,
[* 34] Hannover
[* 35] etc. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie
zählt über 25 Touristenv
ereine mit ca. 20,000 Mitgliedern ohne folgende 3 alpine Vereine: Sektionen des Deutschen und
Österreichischen Alpenvereins (ca. 7000 Mitgl.), Österreichischer Alpenklub (ca. 600 Mitgl.), Società degli Alpinisti Tridentini
(ca. 500 Mitgl.) und zwar: Österreichischer Touristenklub (Wien,
[* 36] 1869, ca. 10,000 Mitgl.), Steirischer Gebirgsverein (Graz,
[* 37] 1869, 2000 Mitgl.),
Ungarischer Karpathenverein (Käsmark, 1873, 3000 Mitgl.), Kroatischer Gebirgsverein (Agram,
[* 38] 1874, 450 Mitgl.),
Lehrer-Touristenklub (Wien, 1874), Galizischer Tatraverein (Krakau,
[* 39] 1874, 2200 Mitgl.), Verein der Naturfreunde (Mödling, 1877, 400 Mitgl.),
Nordböhmischer Exkursionsklub (Böhmisch-Leipa, 1878, 1350 Mitgl.), Gebirgsverein für die Böhmische Schweiz (Tetschen, 1878, 350 Mitgl.),
Böhmische Erzgebirgsvereine (Karlsbad, Görkau, Oberleutensdorf, Brüx, Komotau, Joachimsthal, Teplitz, Eger,
[* 40] Marienberg etc., seit
1879, ca. 2000 Mitgl.), Böhmischer Riesengebirgsverein (Hohenelbe, 1880, 600 Mitgl.), Siebenbürgischer
Karpathenverein (Hermannstadt,
[* 41] 1880, 1500 Mitgl.), Sannthaler Alpenklub (Cilli, 1880), Gebirgsverein in Gmünd
[* 42] in Kärnten (1880),
Gebirgsverein der mährisch-schlesischen Sudeten (Gräfenberg, 1881, 1600 Mitgl.), Alpenklub Salzburg
[* 43] (1881), Verein zur Förderung
des Fremdenverkehrs (Graz, 1881), Touristenverein Hermagor in Kärnten (1882), Plattenseeverein (1883), Società degli
Alpinisti Triestini (Triest,
[* 44] 1883), Mittelgebirgsverein in Aussig in Böhmen
[* 45] (1883), Deutscher Böhmerwald-Bund (1884), Deutscher
Gebirgsverein für das Jeschken- und Isergebirge (Reichenberg
[* 46] in Böhmen, 1884, 600 Mitgl.); ferner kleinere alpintouristische
Privatkreise in Graz und Wien.
In der Schweiz besteht außer dem Schweizer Alpenklub nur der Club jurassien (Neuchâtel, 1868). In Frankreich
außer dem Club Alpin Français, der sich auch mit den Pyrenäen und dem Atlas
[* 47] Algeriens beschäftigt, und der Société Ramond
in Bagnères de Bigorre (Oberpyrenäen, seit 1865): Société des Touristes du Dauphiné (Grenoble,
[* 48] 1875, 650 Mitgl.), Club Alpin
International (Nizza,
[* 49] 1879, mehr ein Cercle für Kurgäste). In Italien
[* 50] außer dem Club Alpino Italiano und
der Società Alpina Friulana (Udine, 1874); Circulo Alpino dei Sette Comuni
(Asiago), Club dei Monti Berici, Club Alpino di Garafagnana
^[richtig: Garfagnana]. In andern Ländern: Club Alpin Belge (Brüssel,
[* 51] 1883), Norske Turistforening (Christiania,
[* 52] 1868, 2000 Mitgl.),
Associacio d'excursions Catalana (Barcelona,
[* 53] 1878, 500 Mitgl.), Himalaya-Club (Kalkutta,
[* 54] 1880), Appalachian
Mountain-Club (Boston,
[* 55] 1876, 700 Mitgl.), Rocky Mountain-Club (Philadelphia,
[* 56] 1876), Alpine Club of Massachusetts (Williamstown, 1863),
Krimscher Gebirgsklub (Odessa,
[* 57] 1889). Für das Deutsche Reich
[* 58] besteht seit 1883 ein Verband deutscher Touristenvereine
(Zentralsitz in Frankfurt
a. M.), dem etwa 27 Vereine mit ca. 24,000 Mitgliedern angehören.
Organ des Verbandes ist die Zeitschrift »Der Tourist« (Berl., seit 1887).
Man kann auch in gewissem Sinn die lokalen Verschönerungsvereine unter die Gebirgsvereine, bez. Touristenvereine
rechnen, zumal sie, wie
z. B. der seit 1843 bestehende Verein zu Wiesbaden, neben dem Londoner Alpine Club (von 1857 bis 1861 unter dem Namen The Englishmen's
Playground) zu den Vorläufern unsrer gesamten touristischen Vereinsbewegung zu zählen sind.
Vgl. Köhler, Die touristischen Vereine der Gegenwart (Eisen. [* 59] 1884);
Nicol, Das touristische Vereinswesen (Wiesb. 1886).