Toul
[* ] (spr. tul).
1) Arrondissement im franz. Depart. Meurthe-et-Moselle in Lothringen, hat auf 1168 qkm (1896) 66 902 E., 5 Kantone und 119 Gemeinden. - 2) Toul, Hauptstadt des Arrondissements Toul und Festung ersten Ranges, 22 km westlich von Nancy, zwischen Rhein-Marne-Kanal und linkem Moselufer, an den Linien Paris-Avricourt, Nancy-Neufchâteau und Toul-Pont-St. Vincent (24 km) der Ostbahn (s. den Situationsplan, S. 926), ist Sitz des Kommandos der 78. Infanteriebrigade, eines Gerichtshofs erster Instanz, einer Ackerbaukammer, Forstinspektion und früher eines Bischofs und hat (1896) 8942, als Gemeinde 12 201 E., in Garnison das 146. und Teile des 26., 153., 156. und 160. Infanterieregiments, das 39. Feldartillerieregiment, das 6. Fußartillerie- und das 6. Geniebataillon, ein Collège, Pensionate, Spital, Bibliothek, Gefängnis, Kathedrale St. Etienne mit zwei luftigen Türmen, Chor und Querschiff aus dem 13. Jahrh., und dem 70 m langen, 50 m breiten Kreuzgang, sowie got. Kirche St. Gengoult (13. und 15. Jahrh.), Stadthaus im ehemaligen Bischofspalast; ferner Brauerei, Ziegelei, Lohgerberei, Fabrikation von Spitzen, Kalk, Fayence und Handel mit Getreide, Leder, Wein, Essig und Branntwein.
Die Festung Toul ist als rechter Flügelstützpunkt der Linie Verdun-Toul von großer Bedeutung. Vor der alten Bastionumwallung legte man 1874 vier Werke an: St. Michel im N., La Justice im W., Dommartin im O. und Tillot im S., die bis auf das erste, auf hohem Bergkegel gelegene, nur noch Wert als Reduitposten haben. Die 15 km lange Westfront bilden jetzt, am steilen Ostrand der Côtes de Meuse gelegen, von N. nach S. Fort Lucey (6 Nebenwerke), Reduit Bruley mit 5 Batterien, Fort Ecrouves (2 Batterien), Domgermain, Charmes, Blenod. Im S. zwischen letzterm und der Mosel liegen in der Ebene Fort Gye und Chanot; im O. als innerer Moselbrückenkopf, vor dem als äußerer das Plateau von La Haye mit Fort Frouard und Pont Saint Vincent sich ausdehnt, liegen dem Walde von La Haye gegenüber die Werke Chaudenay, Villey-le-Sec und Gondreville; im N. die Werke Villey-St. Etienne (2), Francheville und Bouvron.
Zur Verstärkung der Intervalle sind endlich 13 Zwischenwerke und Batterien erbaut. Der Gesamtumfang mißt 46 km. Zum Schutze der zwischen Pont St. Vincent und Toul angelegten Eisenbahnlinie wurde am südl. Moselufer ein Fort St. Mansuy erbaut. Auf der südl. Fortsetzung der Côtes liegt 16 km von Toul. Fort La Blanche Côte, auf weitere 21 km Fort Bourlemont (westlich Neufchâteau). Toul, das alte Tullum Leucorum, wurde 410 Bischofssitz, der zum Erzbistum Trier gehörte. Toul war deutsche Reichsstadt, wenn auch die Herzöge von Lothringen die Schirmvogtei über sie besaßen. 1552 besetzte Heinrich II. von Frankreich im Bunde mit Moritz von Sachsen die Stadt nebst Metz und Verdun und behauptete die drei Bistümer, bis sie 1648 im Westfälischen Frieden an Frankreich abgetreten wurden. Am wurde die Festung eingeschlossen und ergab sich 23. Sept. mit 109 Offizieren, 2400 Mann und 490 Geschützen den Deutschen.