oderLeichenhühnchen, Bezeichnung für mehrere kleinere Eulenarten,
namentlich für
den
Steinkauz
(Strixnoctua Scop.),
die nach abergläubischer
Anschauung durch ihr Schreien in der Nähe der Wohnung eines
Kranken dessen baldiges Ableben verkünden
sollen. In manchen Gegenden wird dasselbe von gewissen Nachtschwalben gefabelt.
Familie aus der Ordnung der Raubvögel,
[* 4] Vögel
[* 5] mit kurzem, gedrungenem, wenig
fleischigem Leib, relativ sehr großem, dicht befiedertem Kopf, oft mit Ohrbüscheln, kurzem, kräftigem, von der Wurzel
[* 6] an
abwärts gebogenem, kurzhakigem, zahnlosem, häufig fast ganz von Federn verdecktem Schnabel, kurzer Wachshaut,
großer, meist von einem häutigen Ohrdeckel geschützter Ohröffnung, umgeben von einem Kranz steifer Federn (Schleier), der
sich häufig auf das ganze Gesicht
[* 7] und die Kehle ausbreitet.
Die Augen sind auffallend groß, nach vorn gerichtet, die Flügel meist lang, breit und muldenförmig und die Außenfahnen
der Handschwingen gefranst; der Schwanz ist kurz, klein, die Beine mittel- oder ziemlich hoch und gewöhnlich
bis zu den Krallen herab befiedert, die Zehen verhältnismäßig kurz, die äußere Zehe ist Wendezehe; die Klauen sind groß,
lang, stark gebogen, äußerst spitzig. Das Gefieder ist sehr reich, die einzelnen Federn sind groß, am Ende zugerundet,
höchst fein gefasert, weich und biegsam, bei der Berührung knisternd; die Färbung ist meist düster, die Zeichnung oft
zierlich und mannigfaltig.
Die Eulen finden sich weit verbreitet in allen Zonen,
leben meist in Wäldern, aber auch in Steppen, Wüsten und bei den Wohnstätten
des Menschen; sehr viele sind Nachtraubvögel und durch ihr weiches Gefieder, den lautlosen Flug, das für
kürzere Entfernungen sehr scharfe Auge
[* 8] und das feine Gehör
[* 9] dazu besonders befähigt. Gegen Tageslicht ist das Auge empfindlich,
und einzelne Arten verschließen es am Tag zur Hälfte und mehr. Die Stimme ist gewöhnlich laut; einzelne kreischen, andre
geben ganz eigentümliche Töne zu hören und haben dadurch und durch ihr nächtliches Wesen viel Aberglauben
genährt.
Sie sind sehr beweglich, auf der Erde aber meist ungeschickt; der Flug ist verhältnismäßig langsam, und nur bei größern
Wanderungen erheben sie sich zu bedeutender Höhe. Sie sind scheu, aber nicht vorsichtig, wenig gelehrig, meist jähzornig
und grausam, untereinander friedfertig, fressen aber die verunglückten oder kranken Genossen auf. Sie
leben meist von kleinen Säugetieren (hauptsächlich von Mäusen und Spitzmäusen), jagen Vögel und suchen Kerbtiere, einzelne
fischen auch; Aas verschmähen sie.
Sie verschlingen die Beute in großen Bissen und speien Knochen,
[* 10] Haare
[* 11] und Federn, zu Kugeln geballt (Gewölle),
meist an einem bestimmten Ort wieder aus. Viele nisten in Höhlen, Spalten, andre in den Bauen von Säugetieren, in verlassenen
Falken- und Krähennestern. Sie legen 2-10 weiße Eier,
[* 12] welche vielleicht von beiden Geschlechtern bebrütet werden. Die Jungen
sitzen lange im Nest und werden treulich gepflegt und mutig verteidigt. Alle Tagvögel sind den Eulen abhold,
und wo sich eine solche zeigt, wird sie mit lautem Geschrei befehdet, von den stärkern Arten auch angegriffen.
Zu den Tageulen (SurninaeGray), mit relativ kleinem Kopf, schlankem Körper, langen Flügeln und Schwanz und anliegendem Gefieder,
ohne deutlichen Schleier, gehört die Sperbereule (Surniaulula Bp., s.
Tafel), 39-42 cm lang, 76-81 cm breit, mit breitem Kopf, platter Stirn, schmalem Gesicht, ohne Federkreis um das Auge, ziemlich
langen Flügeln, langem, keilförmigem Schwanz. Das Gesicht ist weißgrau mit schwarzem Streifen vor und hinter dem Ohr,
[* 13] der Scheitel
und die Oberseite sind braunschwarz, weiß gefleckt, Nacken und Kehle weiß, Unterseite weiß, schwarzbraun
gestreift oder gesperbert; Schwingen und Schwanz sind grau, weiß gebändert, der Schnabel ist wachsgelb, an der Spitze schwarz,
das Auge dunkel schwefelgelb.
Sie bewohnt die Polargegenden der Alten Welt, hauptsächlich Birkenwaldungen, erscheint im Winter bei uns, erinnert in ihrem
Auftreten an die Falken, jagt am Tag, fliegt wie ein Weih, nährt sich hauptsächlich von Lemmingen und nistet
(selten in Deutschland)
[* 14] auf hohen Bäumen. In Nordamerika
[* 15] wird sie durch die ähnliche Falkeneule (S. funerea aut.)
vertreten. Die Schneeeule (NycteaniveaGray), 68-71 cm lang, 146-156 cm breit, mit kleinem, schmalem Kopf, mittellangen Flügeln,
ziemlich langem, breitem, abgerundetem Schwanz, unvollkommenem Schleier, dicht befiederten Läufen und Zehen,
ist im Alter oft ganz weiß, in der Jugend mehr oder weniger braun gefleckt.
Flügeln, kurzem, gerade abgeschnittenem Schwanz, relativ hohen, sparsam befiederten Läufen und borstigen Federn an den Zehen.
Der Steinkauz (Leichen-, Toteneule, Totenvogel, Leichenhühnchen, Klagemutter, Scheunen-, Sperlings-, Lerchenkauz, Wichtl, A. noctuaGray, s. Tafel) wird 22 cm lang, 55 cm breit, oben tief mäusegraubraun, weiß gefleckt, im Gesicht grauweiß, am Unterkörper
weißlich, braun gefleckt, mit rostgelblichen, weiß gefleckten Schwung- und Schwanzfedern, schwefelgelben
Augen, grünlichgelbem Schnabel, gelblich grauen Füßen. Er findet sich in Mitteleuropa (in Südeuropa, Nordafrika und Nordasien
vertritt ihn die kleinere, matter gefärbte, undeutlich gefleckte A. indigenaGray) und Mittelasien, in Feldgehölzen, Obstgärten,
in Städten auf Türmen, Dachböden, in Gewölben, hat durch seine nächtliche Stimme den Aberglauben vielfach
beschäftigt, jagt erst nach Sonnenuntergang und zwar hauptsächlich Mäuse, auch Fledermäuse, Spitzmäuse, Sperlinge, Lerchen,
Insekten,
[* 21] nistet in Höhlungen, auch in Gebäuden und legt im April oder Mai 1-7 Eier, welche das Weibchen in 14-16 Tagen ausbrütet,
wobei es sehr fest auf dem Nest sitzt. Er ist eine der verständigsten Eulen, benimmt sich in der Gefangenschaft
sehr gefällig und ist daher in Südeuropa sehr beliebt. In Italien
[* 22] benutzt man ihn zum Vogelfang, da ihn alle kleinen Vögel
verfolgen und sich auf Leimruten in seiner Nähe leicht fangen lassen; auch wird er in Gärten und im Haus
häufig gehalten.
Zu den Ohreulen oder Uhus(BuboninaeGray), mit großem, breitem, flachem Kopf, starkem, fast bauchigem Schnabel, großen, erektilen
Ohrbüscheln, unvollständigem Schleier, mittellangen, stumpfen Flügeln und kurzem, fast gerade abgeschnittenem
Schwanz, gehört der Uhu (Schuhu, Buhu, Gauf, Bubomaximus Sibb.,
s. Tafel). Er wird 77 cm lang und 176 cm breit, ist auf der Oberseite dunkel rostgelb, schwarz geflammt, an der Kehle gelblichweiß,
auf der Unterseite rostgelb mit schwarzen Längsstreifen; die Ohrbüschel sind schwarz, Schwung- und
Schwanzfedern braun und gelb gezeichnet, das Auge ist goldgelb, rötlich gerandet, der Schnabel dunkel blaugrau.
Der Uhu findet sich in Europa,
[* 24] Nord- und Mittelasien, Nordafrika, in großen Waldungen und Gebirgen, in Deutschland besonders im
Nordosten und im bayrischen Hochgebirge, bisweilen auch in der Nähe des Menschen, ist sehr wütend und
scheu, sitzt bei Tag regungslos in Höhlungen oder auf hohen Bäumen, jagt nachts Hasen, Enten,
[* 25] Hühnervögel,
[* 26] Gänse, Raben, Krähen,
auch Bussarde und Igel, meist aber Ratten, Mäuse sowie Reptilien und Insekten. Sein dumpfes, weithin hörbares »Buhu« läßt er
namentlich in Frühjahrsnächten ertönen. Er nistet im März in Höhlungen, Gebäuden, auf dem flachen
Boden,
auch im Röhricht, legt 2-3 Eier. (s. Tafel »Eier I«,
[* 20]
Fig. 6) und pflegt die Jungen mit größter Anhänglichkeit selbst
noch in der Gefangenschaft. Er wird von allen Vögeln verfolgt; in der Gefangenschaft hält er mehrere Jahre aus, pflanzt
sich auch fort, ist aber sehr schwer zähmbar; man benutzt ihn als Lockvogel auf der Jagd.
Die Waldohreule (Ohr-, Horn-, Fuchs-, Ranzeule, OtusverusCuv.), 35 cm lang, 98 cm breit, schlanker als der Uhu, mit längern Flügeln
und Ohrbüscheln, sehr ausgebildetem Schleier und kürzern Füßen, ist ähnlich, aber heller gefärbt als der Uhu, mit gelbem
Auge und schwärzlichem Schnabel, findet sich in ganz Europa und Mittelasien, nur im Wald, lebt gesellig,
jagt wie der Uhu, fängt Mäuse, selten Vögel, streicht im Herbst weit umher und legt im März in verlassene Nester andrer Vögel 4 Eier
(s. Tafel »Eier I«,
[* 20]
Fig. 7). Nur in Australien
[* 27] fehlt die Sumpfeule (Rohr-, Moor-, Brand-, Kohleule, OtusbrachyotusL., s. Tafel), welche der vorigen sehr ähnlich, aber durch einen kleinern Kopf, kurze Ohrbüschel, die verhältnismäßig
langen Flügel und die blaßgelbe Grundfarbe von ihr unterschieden ist.
Sie wird 36 cm lang, 98 cm breit, der Schleier ist weißlichgrau, die Kopf- und Rumpffedern sind mit schwarzen
Schaftstrichen gezeichnet, die Schwingen und Schwanzfedern graubraun gebändert, der Schnabel schwarz, das Auge lichtgelb; sie
ist in der Tundra sehr häufig, zieht im Winter sehr weit südlich, durch Deutschland im September, Oktober und im März, nistet
auch nicht selten bei uns, sitzt am Tag zwischen Gras und Schilf, jagt nachts Mäuse, Maulwürfe, Lemminge,
auch wohl Vögel und legt auf den Boden im Mai 3-4 Eier.
Die Zwergohreule (Ohrkauz, EphialtesscopsGray), 15-18 cm lang, 46-51 cm breit, auf der Oberseite rotbräunlich, schwärzlich
gewässert und längsgestreift, auf dem Flügel weiß, in der Schultergegend rötlich geschuppt, auf der Unterseite braunrostgelb
und grauweiß, mit undeutlichem Schleier, mittellangen Federohren, blaugrauem Schnabel, dunkelgrauem Fuß und hellgelbem Auge,
lebt in Südeuropa, Mittelasien, noch in Süddeutschland, verirrt sich nach Mittel- und Norddeutschland und weilt in Europa
von April bis Oktober. Sie siedelt sich oft in unmittelbarer Nähe des Menschen an, jagt kleine Wirbeltiere und Vögel,
nistet in Baumhöhlen, legt kleine, rundliche, weiße Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* 20]
Fig. 8) und hält sich gut in der Gefangenschaft.
Zu den Nachtkäuzen(SyrniinaeGray), mit großem, rundem Kopf ohne Federohren, großer Ohröffnung, deutlichem Schleier, verhältnismäßig
langem Schnabel und meist abgerundeten Flügeln, gehört der Waldkauz (Baumkauz, Brand-, Katzeneule, SyrniumalucoBoie, s. Tafel), bis 48 cm lang, 100 cm breit, tief grau oder leicht rostbraun, auf dem Flügel licht gezeichnet, am Bauch
[* 28] mit sägeartigen Strichen; der Schnabel ist bleigrau, das Auge dunkelbraun. Er bewohnt Mitteleuropa, Nordasien, lebt in Wäldern,
verbirgt sich im Winter am Tag, wohnt auch gern in Gebäuden und Baumhöhlungen, ist äußerst lichtscheu,
jagt fast ausschließlich Mäuse und frißt viele Raupen. SeinGewölle speit er an einer bestimmten Stelle aus. Im März oder
April nistet er in Baumhöhlungen, im Gemäuer, unter Dächern etc. und legt 2-3 Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* 20]
Fig. 10). Kaum eine
andre Eule wird vom Kleingeflügel eifriger verfolgt als der Waldkauz; in der Gefangenschaft wird er sehr
zahm. Zu den Schleierkäuzen(StriginaeGray), mit ziemlich langem Hals, großem, breitem Kopf ohne Ohrbüschel, vollständigem,
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mehr
dreieckig-herzförmigem Schleier, relativ langem, an der Spitze des Unterkiefers leicht ausgekerbtem Schnabel, kleinen Augen,
sehr großen Flügeln, mittellangem Schwanz, hohen, schwachen, spärlich befiederten, unten nur mit feinen Borstenfedern bekleideten
Füßen und langen, dünnen Krallen, gehört die Schleiereule (Flammen-, Turm-, Kirchen-, Klag-, Schnarcheule, StrixflammeaL.,
s. Tafel), 32 cm lang, 90 cm breit, auf der Oberseite dunkel aschgrau, mit sehr kleinen, schwarzen und
weißen Längsflecken, auf der Unterseite dunkel rostgelb, braun und weiß gefleckt; der Schleier ist rostfarben, die Schwingen
sind rostfarben, auf der Innenfahne weißlich, dunkler gebändert, auf der Außenfahne dunkel gefleckt, die Schwanzfedern
rostgelb, schwärzlich gebändert, an den Spitzen weißlich; das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel rötlichweiß,
der Fuß schmutzig blaugrau.
Sie lebt in Mittel- und Südeuropa, Kleinasien und Nordafrika in altem Gemäuer, hält sich am Tag verborgen, jagt in der Nacht
auf Mäuse, Spitzmäuse, kleine Vögel, Insekten, trägt oft bedeutende Vorräte zusammen, nimmt in der Not auch
Aas an, hat eine widerliche, heiser kreischende Stimme und nistet im April und Mai, aber auch noch im Oktober und November in
einem passenden Winkel
[* 30] des Gemäuers, in Holstein in der Giebelspitze großer Scheuern, wo sie vom Landmann geschützt wird.
In der Gefangenschaft wird sie sehr zahm und ergötzt durch ihre merkwürdigen Bewegungen und Grimassen.
Bei den alten Griechen, namentlich in Athen,
[* 31] galt die Eule als ein der Athene heiliger Vogel und demnach als Verkünderin des
Glückes. Sie wurde hier stets neben dieser Schutzgöttin der Stadt abgebildet, und sowohl auf den athenischen als auf
den Kolonialmünzen nahm sie ihren Platz neben dem Kopf der Pallas ein (s. Tafel »Münzen
[* 32] des Altertums«,
[* 29]
Fig. 2). Wegen ihres Aufenthalts an einsamen Orten und ihres nächtlichen Umherschweifens galt sie zugleich als Symbol des
tiefen, unermüdeten Studiums.
Die Mythe läßt bei den Griechen die Eule aus einer Verwandlung der Nyktimene entstanden sein. Da man in
Athen sehr viele Eulen hielt, so hieß das Sprichwort »Eulen nach
Athen tragen« s. v. w. etwas Unnötiges verrichten. Wegen ihres nächtlichen Treibens erhielt die Eule aber auch eine dämonische,
infernale Bedeutung, sie verkündet Unheil und den Tod; verwünschte Seelen müssen in Gestalt von Eulen umherirren. In der christlichen
Kunst ward die Eule zum Symbol der falschen Weisheit und irdischen Thorheit; ein Kreuz
[* 33] auf dem Kopf einer Eule
bedeutet daher den Sieg des Kreuzes über die Feinde Christi. Die Stimme der Eulen hat zu vielen Sagen von der wilden Jagd Veranlassung
gegeben. Die Nachteulen saugen den Kindern das Blut aus (die Nacht nimmt der Sonne
[* 34] die Farbe) oder ersticken
sie (daher strix von stringere). Wegen seiner sonderbaren Gebärden ist der »närrische
Kauz« bekannt, und an das Komische reiht sich das Neckische (Eulenspiegel).
[* 3] (Eulenfalter, Nachtfalter, Noctuina), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge,
[* 35] Falter von gewöhnlich kaum mittlerer
Größe und trüber, meist grauer oder brauner Färbung, mit langen, dünnen, borstenförmigen, beim
Männchen zuweilen gekämmten Fühlern, großen Augen, stets deutlichen Nebenaugen, stark entwickelter Rollzunge und Tastern,
langen Beinen, starken Sporen an den Schienen, in der Regel glattem, anliegend behaartem Körper und mäßig großen, in der Ruhe
dachförmigen Flügeln, von denen die vordern meist schmal und mit zwei deutlichen Flecken versehen sind.
Sie halten sich am Tag zwischen Baumrinde,
in Mauerspalten, an der Erde unter Blättern etc. versteckt und gehen bei einbrechender
Nacht ihrer Blütennahrung nach. Das Weibchen setzt während des lebhaften, schwirrenden Flugs seine Eier ab, und die meist
16füßigen und nackten Raupen leben daher fast nie gesellschaftlich. Sie nähren sich meist von Kräutern
und verpuppen sich unter der Erde, seltener zwischen Blättern. Die überall verbreitete Familie umfaßt bis jetzt 2500 Arten. 1. Gruppe:
Spinnenartige Eulen (Bombycoidea), meist pelzig oder wollig behaarte, träge Falter und spinnerartige, haarige Raupen.
Die Aprikoseneule (kleine Pfeilmotte, AcronyctatridensL.), 37 mm breit, mit bräunlichgrauen, schwarz
gezeichneten Vorderflügeln und weißgrauen Hinterflügeln, durch deren Mitte eine verwischte dunklere Bogenlinie geht, legt
im Juni, Juli ihre Eier an Obstbäume, welche von der schwarzen, mäßig dicht behaarten, gelb, weiß und rot gezeichneten, 35 mm
langen Raupe bisweilen entblättert werden. Die braune Puppe überwintert in dichtem Gewebe
[* 36] an Baumstämmen.
Der Blaukopf (Brillenvogel, DilobacoeruleocephalaL.), 40 mm breit, graubraun mit drei weißgrünen, zusammenfließenden Flecken
auf den Vorderflügeln und grauen, am Innenwinkel fleckig braunen Hinterflügeln, legt im Herbst seine überwinternden Eier
einzeln an Obstbäume. Die Raupen befressen die Knospen
[* 37] und richten oft großen Schaden an; sie sind gelbgrün,
blaßgelb gestreift, warzig, einzeln behaart, mit bläulichem, schwarz geflecktem Kopf, und spinnen sich im Juni an Mauern,
Zäunen, Baumstämmen ein. Der Schmetterling
[* 38] erscheint Ende September u. später.
2. Gruppe: Eigentliche Eulen (Noctuae genuinae), glatt behaarte, lebhafte und scheue Falter, meist ganz nackte Raupen. Die Ackereule
(Wintersaateule, AgrotissegetumFab.), 48 mm breit, mit licht gelbbraunen, grau gefleckten Vorderflügeln
und weißen, bestäubten Hinterflügeln, findet sich in ganz Europa, einem großen Teil Asiens, in Südafrika
[* 39] und Nordamerika,
fliegt bei uns vom Mai bis November und legt ihre Eier an Pflanzenabfälle oder am Boden liegende Blätter; die kahle, erdfahle,
reichlich mit Grau und etwas Grün gemischte, stark glänzende Raupe findet sich vom Juli bis April, überwintert ziemlich erwachsen,
thut des Nachts auf Samenbeeten aller Art und auf den Feldern (Getreide,
[* 40] Ölsaaten, Rüben, Kartoffeln, Fichtensaaten) großen
Schaden, hält sich am Tag an oder in der Erde verborgen (daher Erdraupe, Wurzelraupe) und verpuppt sich im
April in einem zerfallenden Erdkokon.
Neben diesen werden noch mehrere andre Ackereulen den Saaten in ähnlicher Weise verderblich, indem sie nicht die feinen Wurzeln
fressen, sondern die jungen Pflanzen über der Wurzel teils von unten, teils von oben angreifen und in Rüben u. KartoffelnLöcher,
wie der Engerling, machen. Die Hausmutter (Sauerampfereule, TriphaenapronubaL.), 60 mm breit, auf den Vorderflügeln
graubraun, lichtgrau gefleckt, mit hellgrauer innerer Makel, auf den Hinterflügeln orangegelb mit schwarzbrauner Randbinde,
fliegt im Juni, Juli, sitzt oft in Häusern verborgen, legt ihre Eier an Sauerampfer, Salat, Aurikeln, Veilchen, Levkojen, Kohl.
Die oberseits graubraune, unterseits hellere, mit hellern und dunklern Linien gezeichnete Raupe richtet
besonders in Gemüsegärten und an AurikelnSchaden an und verpuppt sich im Mai in einem zerbrechlichen Kokon in der Erde. Die
Kohleule (Herzwurm, MamestrabrassicaeL.), 40 mm breit, mit dunkelbraunen, gelb und schwarz gescheckten Vorderflügeln und
weißlichem Nierenfleck auf denselben,
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