Hier wurde im März 1526 das TorgauerBündnis zwischen Sachsen
[* 11] und Hessen
[* 12] gegen die katholischen Reichsstände
geschlossen. Auch verfaßten hier Luther und seine Freunde 1530 die TorgauerArtikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession,
und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauische Buch (s. Konkordienformel) veröffentlicht.
In der Nähe von Torgau, bei Süptitz, wurden die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen
(Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt Ende 1813 eine dreimonatliche Belagerung durch Tauenzien
aus und kapitulierte erst Torgau fiel 1815 an Preußen.
[* 13] 1889 wurden die Rayongesetze aufgehoben.
1) Kreis
[* 15] im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat 986,64 qkm und (1895) 56715 (29244
männl., 27471 weibl.) E., 5 Städte, 87 Landgemeinden und 45 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im KreisTorgau, am linken Ufer der
Elbe, über die hier zwei Brücken führen, an der Linie Halle-Sorau-Guben und der NebenlinieTorgau-Wittenberg
(45,4 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 16] Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Naumburg
[* 17] a. S.) mit 16 Amtsgerichten
(Belgern, Dommitzsch, Düben, Eilenburg, Elsterwerda, Herzberg, Jessena. d. Elbe, Kemberg, Liebenwerda, Mühlberg a. d. Elbe, Prettin,
Schlieben, Schmiedeberg, Schweinitz, Torgau, Wittenberg), eines Amtsgerichts, der 16. Infanteriebrigade
und eines Bezirkskommandos, hat ^[Abb:
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(1895) 11 780 (7122 männl., 4658 weibl.) E., darunter 809 Katholiken und 15 Israeliten, in Garnison
das 2. Bataillon des magdeburgischen Füsilierregiments Nr. 36, das 4. thüring. Infanterieregiment
Nr. 72 und die 3. Abteilung des thüring. Feldartillerieregiments Nr. 19, Postamt erster Klasse, Telegraph,
[* 19] evang. Stadtkirche
mit Gemälden von Cranach, kath. Kirche, ein großes Schloß Hartenfels, zum größten Teil von Kurfürst
JohannFriedrich von Sachsen erbaut, bis ins 17. Jahrh. kurfürstl.
Residenz, unter August III. Zucht- und Irrenhaus, jetzt Kaserne, mit einer 1544 von Luther geweihten Kirche, altertümliches
Rathaus mit einer 1873 gegründeten Sammlung sächs. Altertümer, ehemaliges Franziskanerkloster, jetzt Militärlazarett,
Landgerichtsgebäude (1820), Kasinogebäude, Artilleriekaserne (1879) und
Zeughaus, ferner ein sehr altes Gymnasium, eine Knabenmittel- und höhere Mädchenschule, Krankenhaus,
[* 20] Wasserleitung,
[* 21] Gasanstalt,
Schlachthof, städtische und Kreissparkasse, Vorschußverein, Festungsgefängnis; Zündschnurenfabrik, Spiritusbrennerei
und Ziegeleien. In Torgau, wo früher häufig die sächs. Kurfürsten residierten, wurde 1526 ein
Bündnis zwischen Johann dem Beständigen von Sachsen und Philipp von Hessen abgeschlossen.
Hier wurden 1530 die Torgauer Artikel (s. Augsburgische Konfession) und 1576 das Torgauische Buch (s. Konkordienformel) entworfen.
Im Dreißigjährigen Kriege hatte die Stadt viel zu leiden. Im Siebenjährigen Kriege war sie Sitz des preuß. Feldkriegsdirektoriums
und wurde durch die Schlacht bei (s. Süptitz) in der die Österreicher unter Daun von Friedrich II.
geschlagen wurden, bekannt. Auf Napoleons I. Befehl wurde Torgau 1810 in eine starke Festung umgewandelt. Ende 1813 wurde die
Stadt von Tauenzin belagert; sie ergab sich Im J. 1815 fiel an Preußen. Die Festung ist 1891 aufgelassen, und
die Werke sind größtenteils in den Besitz der Stadt übergegangen. -
Residenz
aus der Zeit der Reformation (Dess. 1834; 2. Aufl., von Bürger, Torg. 1855); Knabe, Geschichte der Stadt Torgau bis zur Zeit der
Reformation (Torg. 1880).