Torgau
,
[* 2] Kreisstadt und
Festung
[* 3] im preuß. Regierungsbezirk
Merseburg,
[* 4] liegt an der
Elbe, über welche zwei
Brücken
[* 5] (darunter
eine
Eisenbahnbrücke) führen, und an den
Linien
Halle-Guben und Torgau
-Pratau der Preußischen Staatsbahn.
Die
Festung (seit 1811) besteht aus acht
Bastionen, zwei
Lünetten, dem
Brückenkopf, dem
Fort
Zinna und dem sogen.
Neuen Werk (seit
1866). Das auf einem
Felsen an der
Elbe
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liegende Schloß Hartenfels (von Johann Friedrich dem Großmütigen erbaut) dient jetzt als Kaserne. Von den 3 Kirchen (2 evangelische
und eine katholische) ist die Stadtkirche mit Gemälden von Lukas Cranach und dem Grabstein der Katharina von Bora, von sonstigen
Gebäuden das altertümliche Rathaus und das Zeughaus bemerkenswert. Die Bevölkerung
[* 7] beträgt (1885) mit
der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 72, ein Pionierbataillon Nr. 3 und
eine Abteilung Feldartillerie Nr. 19) 10,988 Seelen, meist Evangelische, welche Wagen-, Handschuh-, Thonwaren-, Zündschnur-, Dungmittel-,
Zigarren-, Mostrich-, Biskuit- und Mineralwasserfabrikation, Bierbrauerei,
[* 8] Dampfschneidemüllerei, Kalk- und Ziegelbrennerei,
Schiffahrt und Getreidehandel betreiben. Torgau
hat ein Landgericht, ein Gymnasium und eine Sammlung sächsischer
Altertümer. In der Nähe das königliche Hauptgestüt Graditz (s. d.). Zum Landgerichtsbezirk Torgau
gehören die 16 Amtsgerichte
zu Belgern, Dommitzsch, Düben, Eilenburg,
[* 9] Elsterwerda, Herzberg, Jessen, Kemberg, Liebenwerda, Mühlberg, Prettin, Schlieben, Schmiedeberg,
Schweinitz, Torgau
und Wittenberg.
[* 10] - Torgau
war häufig Sitz der sächsischen Kurfürsten.
Hier wurde im März 1526 das Torgauer
Bündnis zwischen Sachsen
[* 11] und Hessen
[* 12] gegen die katholischen Reichsstände
geschlossen. Auch verfaßten hier Luther und seine Freunde 1530 die Torgauer
Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession,
und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgau
ische Buch (s. Konkordienformel) veröffentlicht.
In der Nähe von Torgau
, bei Süptitz, wurden die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen
(Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau
auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt Ende 1813 eine dreimonatliche Belagerung durch Tauenzien
aus und kapitulierte erst Torgau
fiel 1815 an Preußen.
[* 13] 1889 wurden die Rayongesetze aufgehoben.
Vgl. Grulich, Denkwürdigkeiten der altsächsischen Residenz aus der Zeit der Reformation (2. Aufl., Torg. 1855);
Knabe, Geschichte der
Stadt Torgau
bis zur Reformation (das. 1880).