Tonkabohnen,
s. Dipteryx.
387 Wörter, 2'692 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
s. Dipteryx.
(Fabae de Tonka), ein aromatisches Produkt des heißen Südamerika, bestehen aus den Samen von Dipteryx odorata, einem 18-20 m hohen Waldbaum, der zu den Hülsenfrüchtlern gehört und dessen holzige Schoten nur einen einzelnen Samen enthalten.
Diese Kerne sind unähnlich einer Bohne, ziemlich schlank und etwas gekrümmt, bei 4-5 cm Länge 9-12 mm breit, mit einer dünnen, schwarzen, fettglänzenden, netzähnlich gerunzelten Samenhaut überzogen, indes das aus den beiden Samenlappen bestehende Innere hellbraun ist. Der Geruch ist sehr angenehm nach Waldmeister.
Diese Sorte ist die gewöhnliche in unserm Handel und wird als holländische bezeichnet; es gibt indes noch eine zweite Sorte, die englische genannt, welche von der Baumart Dipteryx oppositifolia kommt, aus kleinern Kernen besteht, die auf dem Bruche weiß, im übrigen aber nicht wesentlich von der vorigen verschieden ist. Früher kamen die Bohnen nur aus Guiana, und zwar die erste Sorte aus dem holländischen, die andre aus dem englischen Anteil; gegenwärtig aber bildet in den Preislisten Angostura die Prima-, Para die Sekundasorte. Von der guten Ware wird verlangt, daß sie recht schwarz, nicht braun aussieht und reich kristallisiert ist.
Es sondert sich nämlich wie bei den Vanilleschoten die riechende Substanz, wenn sie reichlich vorhanden ist, allmählich von der Kernmasse ab, hier aber nicht auf der Außenfläche, sondern zwischen den beiden Samenlappen, wo sie kleine weiße Schüppchen bildet. Diese Substanz ist das Cumarin oder der Tonkakampfer, das sich durch Weingeist den zerkleinerten Bohnen ganz entziehen läßt und aus der Lösung in harten, farblosen Säulchenkristallen anschießt, welche den Geruch der Bohnen so stark verbreiten, daß das Gehirn unangenehm davon affiziert wird. Derselbe Riechstoff findet sich in geringerer Menge noch mehrfach in der Natur vor, so im Waldmeister, der zur Würze des Maiweins dient, im Wiesenruchgras, hier als melilotsaures Cumarin, welches das frische Heu parfümiert, im Steinklee, in der Rinde der wohlriechenden Weichsel etc.
Für den praktischen Gebrauch wird das Cumarin nicht isoliert dargestellt, sondern man bedient sich je nach Umständen der gepulverten Bohnen oder weingeistiger Auszüge daraus. Mit dem Pulver parfümiert man Schnupftabak und nimmt es als einen Bestandteil zu Riechkissen; die Auszüge verwendet man zu Tabakssaucen und Taschentuchparfüm, zum Tränken von Pfeifenrohren aus Kirschholz, die als Weichsel gelten sollen, zu Maitrankessenz. Das Kilo Bohnen guter Qualität kostet gewöhnlich 6 Mk. - T., auch gepulvert, zollfrei, der weingeistige Extrakt daraus gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.