Tolletsches
System, s. Kaserne. ^[= # (vom ital. und span. casa, Haus), ein zur dauernden Unterbringung von Truppen bestimmtes Gebäude. ...]
Tolletsches System
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Tolletsches
System, s. Kaserne. ^[= # (vom ital. und span. casa, Haus), ein zur dauernden Unterbringung von Truppen bestimmtes Gebäude. ...]
(ital. caserma, daher veraltet Casarme), entweder Gebäude, welches zur Unterbringung von Truppen besonders erbaut ist, oder Festungswerke, deren Kasematten als Kaserne eingerichtet sind. Die Einrichtung und Ausstattung der Kasernen ist durch Vorschriften geregelt. In Deutschland [* 4] soll von jeder Kompanie, Batterie, Eskadron ein Offizier, alle Unteroffiziere (darunter können drei verheiratete sein) und alle Gemeine in der Kaserne wohnen. Der Offizier (Leutnant) erhält eine Wohnstube, eine Kammer, eine Burschenstube und ein Reitzeuggelaß, die Feldwebel, Oberfeuerwerker sowie zwei Vizefeldwebel, Feuerwerker, Fähnriche je eine Wohnstube und eine Schlafkammer; die Gemeinenstuben sind für 10-12 Mann eingerichtet und für jeden 4,5 qm oder bei 3,5 m Zimmerhöhe 15-16 cbm gerechnet.
Für einen Unteroffizier wird etwas mehr Raum gerechnet, jedoch wohnen die ältern in besondern Unteroffizierstuben. Zur Offizierspeiseanstalt gehört ein Speisesaal, eine Küche, eine Wohnung für den Ökonomen. Für die Unteroffiziere eines Bataillons, eines Kavallerieregiments oder einer Artillerieabteilung (etwa 40) ist ein Speisesaal eingerichtet, der außer Essenszeit als Lese- und Unterhaltungssaal für dieselben dient. Die Mannschaftsküchen mit Speisesaal sind für je zwei Kompanien, Batterien oder Eskadrons berechnet.
Die Kasernen sollen gesunde Lage haben, aus Steinen massiv in drei Stockwerken mit gut ventilierten Korridoren und Treppenaufgängen und im Grundriß so erbaut sein, daß der Luftzutritt nicht gehindert ist. Alle Wohnräume sind gedielt, niemals, auch in Festungswerken nicht, wie es in Frankreich vielfach der Fall ist, mit einem Fußboden aus zementierter Steinlage versehen. Sie werden nie größer als für ein Regiment erbaut. Werden Festungswerke als Kasernements eingerichtet, so wird nach Möglichkeit den obigen Vorschriften Rechnung getragen; beim Neubau von Festungswerken wird, soweit es sich mit den fortifikatorischen Interessen verträgt und sonst in der Absicht liegt, von vornherein auf die kasernementsmäßige Bewohnbarkeit Rücksicht genommen.
Die großen Vorzüge der Kasernen hinsichtlich der militärischen Erziehung und Erhaltung der Disziplin in der Truppe gegenüber
den Bürgerquartieren sind überall erkannt worden, wo stehende Heere bestanden. Die Römer
[* 5] hatten zahlreiche Kasernen, von
denen die bekannteste, die Kaserne der Prätorianer vor der porta Viminalis in Rom,
[* 6] von Tiberius erbaut ist. In
Pompeji
[* 7] sind nach Art unsers heutigen Korridorsystems
eingerichtete Kasernen aufgedeckt worden. Das Mittelalter hatte, weil
keine stehende Heere, auch keine Kasernen.
Erst unter Ludwig XIV. wurden durch Vauban Kasernen erbaut. Zuerst und am meisten ist in England für den Kasernenbau geschehen. Auch in Frankreich ist man seit 1874 mit der Kasernierung der Truppen in großartigem Maßstab [* 8] vorgegangen. Die großartigste Kasernenanlage der Gegenwart ist wohl die in Dresden. [* 9] Sie ist bestimmt für 2 Infanterieregimenter, ein Kavallerie-, ein Artillerieregiment, ein Pionnier-, ein Trainbataillon, hat ein Arsenal, in welchem allein 1200 Fahrzeuge Platz finden, eine Reitschule, ein Hospital, ein Kadettenhaus, Montierungsdepot, Magazine etc. Die Kasernierung sämtlicher Truppen des deutschen Reichsheers wird seit Jahren angestrebt.