Die gleichnamige Hauptstadt liegt malerisch auf einem zum Tajo schroff abfallenden Berg, von doppelten, getürmten Mauern umgeben,
ist durch eine Zweigbahn nach Castillejo mit der BahnMadrid-Alicante verbunden und gewährt mit ihren 26 Kirchen, zahlreichen
Klostergebäuden, ihren alten Thoren, Brücken
[* 8] und einer Unzahl von Türmen einen imposanten Anblick. Das Innere
bildet ein Gewirr krummer und ungleich hoch liegender, aber reinlicher Gassen. Das ansehnlichste Gebäude ist die Kathedrale,
eine der großartigsten gotischen Kirchen, 113 m lang, 57 m breit, mit einem großen, 90 m hohen Turm,
[* 9] fünf von 88 Pfeilern
getragenen Schiffen, 40 Seitenkapellen, prachtvollen Grabmälern, zahlreichen Kostbarkeiten und Kunstschätzen.
Die Bibliothek des Domkapitels besitzt viele seltene Handschriften. Der im höchsten Teil der Stadt gelegene
Alkazar ist 1887 abgebrannt. Bemerkenswert sind noch: die schöne gotische KircheSan Juande los Reyes (von 1477) und das anstoßende
ehemalige Franziskanerkloster mit herrlichem Kreuzgang, der ehemalige Inquisitionspalast (jetzt Regierungsgebäude), der Palast
der Vargas, das Stadthaus, das Hospital mit dem Grabmal seines Gründers, Kardinals Tavera, 2 Thore von arabischer
Bauart, 2 hoch gespannte Brücken. Im Mittelalter hatte Toledo gegen 200,000, jetzt hat die tote, verlassene Stadt nur noch (1886)
19,775 Einw. Nahe am Tajo liegt die große königliche Waffenfabrik, in welcher die berühmten Toledoklingen, jetzt
meist die Waffen
[* 10] für die Armee, verfertigt werden.
Außerdem liefert ToledoSeiden-, Gold- und Silberstoffe (Kirchenparamente) und führt berühmten Marzipan aus. Toledo hat eine Zentralschießschule
und ist Sitz des Gouverneurs und eines Erzbischofs, der den Titel eines Primas von Spanien
[* 11] führt. Hier spricht man das reinste
Spanisch (Castellano). Die 1498 gestiftete Universität ist eingegangen. Toledo hieß zur Römerzeit Toletum,
war ein befestigter Ort derKarpetaner im tarrakonensischen Spanien, wurde später römische Kolonie, war schon frühzeitig durch
seine Stahlwarenfabrikation berühmt und zu der Zeit Cäsars ein starker Waffenplatz. Unter den Westgoten war es eine Zeitlang
(576-711) Residenz der Könige und wurde bedeutend vergrößert. Unter der Herrschaft der Mauren (seit 714)
bildete es längere Zeit ein eignes Reich. 1085 eroberte Alfons VI. von Kastilien die Stadt und das Reich und machte erstere
zu seiner Residenz. In der Folge war Toledo der Hauptsitz der Inquisition.
1) Span. Provinz in Neucastilien, die Mitte der Iberischen Halbinsel, liegt zwischen den ProvinzenAvila im NW.,
Madrid im NO., Cuenca im O., Ciudad-Real (La Mancha) im S. und Caceres im W., ist wenig gebirgig, nur im NW. ist die 1366 m aufsteigende
Sierra de San Vicente (eine kürzere Vorkette der Sierra de Gredos) und im SW. sind die Montes de Toledo, im Tejadillas 1400 m hoch,
meist kahle, verzweigte Kalk-, Granit- und Schieferberge, zum größten Teil baumarm, mit Ausnahme des Südostens, wo der
Giguela mit Rianzares zum Guadiana geht, nur vom Tajo und seinen Nebenflüssen Algodor, Guadarrama und Alberche bewässerte
Hochebene mit kontinentalem Klima
[* 13] und fruchtbarem, ungenügend angebautem Boden, der Getreide, Hülsenfrüchte, Wein, Öl und
Safran trägt, sowie mit wenig benutzten Weiden zur Zucht der Haustiere. Toledo hat auf 15257 qkm (1887) 359562
(181720 männl., 177
842 weibl.) E., 24524 mehr als 1877, und zerfällt in 12 Bezirke mit 206 Gemeinden. - 2) Toledo, lat. Toletum,
Hauptstadt der ProvinzToledo, rechts am Tajo, der die an schroff abfallendem, 529 m hohem Berge liegende Stadt
auf drei Seiten umgiebt, an der Seitenlinie Castillejo-Toledo (26 km) der Eisenbahn Madrid-Alicante und 13 km südlich der Station
Bargas der Bahn Madrid-Lissabon, ist ein von starken Mauern geschütztes Gewirr enger, oft steiler, finsterer Gassen und Plätze
mit vielen großartigen Bauten aus frühern Jahrhunderten, ein alter berühmter Sitz des Kardinal-Erzbischofs
und Primas von Spanien und hat (1887) 20837 E., während im 14. Jahrh, an 200000 E. daselbst gewesen sein
sollen.
Auf dem Gipfel des Berges liegt an Stelle des alten maurischen ein von Alfons X. im 13. Jahrh, erbautes Schloß (Alcazar),
das durch Feuer zerstört wurde. Von maur. Bauart sind noch die Puerta del Sol (d. i. Sonnenthor, s. Tafel: Kunst
des Islam II,
[* 3]
Fig. 2), zwei Thore an der Flußseite (Alcantara und San Martin) sowie eine der beiden hohen Tajobrücken (Puente
de Alcantara, s. Tafel: Steinbrücken I,
[* 3]
Fig. 1) und das jenseits neben dieser liegende Kastell
San Servando, während die andere Brücke
[* 14] (de San Martin) den schönsten Blick auf die wilde Schlucht des Tajo bietet.
Das großartigste Bauwerk ist die 1227 von Pedro Perez begonnene Kathedrale. Sie ist 120,4 m lang, 59,13 m breit, 30,5 m hoch,
hat eine prächtige, skulpturenreiche Westfaçade in drei Stilarten, fünf Schiffe
[* 15] mit 88 Pfeilern, Kostbarkeiten und Kunstschätzen
(auch deutsche Gemälde) und unter den 22 Seitenkapellen die des Kardinals Ximenes, die Capilla mozárabe mit achteckiger
Kuppel und die herrliche Capilla de los Reyes Nuevos (1531-46 erbaut) mit Königsgräbern, sowie den prächtigen Kapitelsaal
und einen 90 m hohen Turm mit 14 Glocken. (S. Tafel: Spanische Kunst
[* 16] II,
[* 3]
Fig. 1.) Im erzbischöfl.
Palast befindet sich die 1771 gegründete Provinzialbibliothek mit 70000 Bänden und 678 Handschriften. Neben dem Dom ist der
frühere Inquisitionspalast, jetzt Provinzialregierung. Am dreieckigen Domplatz (Plaza de Ayuntamiento) steht das von Juan de
Herrera, dem Erbauer des Escorial, im Renaissancestil errichtete zweitürmige Stadthaus. Toledo hat außer dem Dom 25 Kirchen, darunter
El Cristo de la Luz, ursprünglich eine Moschee, die Alfons VI. beim Siegeseinzug zur Kirche weihte, und Sta. Maria la Blanca
in maur.
Toledo (in Nordamerika
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Stil, bis 1405 Synagoge (s. Tafel: Arabische Kunst I,
[* 3]
Fig. 3); ferner in dem von Ferdinand und Isabella 1476 gegründeten
KlosterSanJuan de los Reyes (mit Provinzialmuseum) einen prächtigen got. Kreuzgang. Sodann besitzt
Toledo 19 Nonnenklöster (früher auch 37 Mönchsklöster), 9 Hospitäler, ein Barmherzigenhaus (Casa de Caridad), 3 Erziehungsanstalten
für adlige Fräulein, ein Instituto, Priester- und Lehrerseminare, Kunstakademie, Kunstgewerbeschule
und Kadettenschule. Die 1498 gegründete Universität ist 1845 eingegangen, ebenso die allgemeine Kriegsschule. Am rechten
Ufer des Tajo, 1 ½ km stromab, liegt eine königl. Waffenfabrik, die vortreffliche Degenklingen
(Toledoklingen), Säbel, Bajonette, Dolche und Messer
[* 17] liefert, auch wird im Kleingewerbe die noch immer bemerkenswerte Tauschierarbeit
auf blanke Waffen¶
mehr
hergestellt. Von der übrigen, ehemals berühmten Industrie, die Seiden-, Gold- und Silberstoffe fertigte, ist nur ein Rest
geblieben, bloß die Marzipanbäckerei erfreut sich noch guten Rufs.
Toledo wurde 192 v. Chr. von den Römern erobert und war Hauptstadt der Carpetaner, sehr fest und durch Stahl- und Waffenarbeiten
berühmt. Nur Reste eines Cirkus
[* 19] sind aus röm. Zeit übrig. Im 5. Jahrh. kam es nacheinander
in den Besitz der Alanen, Sueven und der Westgoten, deren Hauptstadt es 567 wurde, während es zugleich Mittelpunkt der span.
Hierarchie war, die Kirchen- und Priesterstadt, in der von 400 bis 701 allein 18 Kirchenkonzile abgehalten wurden. Die
Blütezeit T.s war jedoch unter der Herrschaft der Mauren (712‒1085), wo es als Tolaitela in der Landschaft Esch-Scharran
den Sitz eines Emirs und seit 1036 eines Königs der Dhulnuniden sowie arab. Gelehrsamkeit bildete,
obwohl es sich zuerst oft im Aufstand gegen den Chalifen von Cordoba
[* 20] befand und wiederholt unterworfen wurde.
Alfons Ⅵ. von Castilien eroberte Toledo 1085 nach vierjähriger Belagerung mit Hilfe des Cid, worauf es sechsmal den Angriffen
der Mauren widerstand. Bis auf Karl Ⅴ. blieb nun Toledo Residenz der Könige von Castilien, büßte aber seinen Wohlstand in
den Bürgerkriegen von 1467, 1520‒22 (als Hauptort der Communeros gegen Karl Ⅴ.) und 1641 ein. –
Vgl. Gamero, Historia de la ciudad de Toledo (Toledo 1863).
(spr. -lihdo), Hauptstadt des County Lucas im nordamerik. StaateOhio, am Maumee-River, 11 km vom Eriesee, Endpunkt
des Miami-Erie-Kanals, zählte 1880: 50137, 1890: 81434 E., darunter viele Deutsche.
[* 21] Die Stadt ist für den Handel
sehr günstig gelegen, hat beträchtliche Schiffahrt auf den Seen, auch Fischerei,
[* 22] und ist Knotenpunkt von 14 Bahnlinien.
Haupthandelsartikel ist Getreide, ferner Holz,
[* 23] Kohlen, Eisenerz u. s. w. Die Industrie erstreckt sich namentlich auf Eisengießerei,
[* 24] Maschinen- und Eisenwalzwerke, Brauerei, Fabrikation von Wagen und Fahrrädern, von Möbeln, Strickwaren und andern Bekleidungsgegenständen,
Ackerbaugeräten, ferner Sägemühlen, Glaswerke und Ölraffinerie. Die Stadt hat ein ausgezeichnetes
Wasserwerk, mehrere Parks, darunter der von dem DeutschenPeter Lenk gegründete Citypark, eine öffentliche Bibliothek (35000
Bände), Toledo Club House und ein Kriegerdenkmal. In der Nähe die schöne Insel Put-in-Bay im Eriesee.