Toldy
(ursprünglich Schedel), Franz, bedeutendster ungar. Litterarhistoriker, geb. zu Ofen, studierte Medizin, praktizierte dann einige Zeit als Bezirksarzt in Pest, wandte sich aber bald ganz der Litteratur zu, in der er schon früh (namentlich mit Übersetzungen) zu wirken begonnen hatte. Von einer größern Reise, die ihn nach Berlin, [* 2] London [* 3] und Paris [* 4] führte, 1830 zurückgekehrt, wurde er Mitglied der ungarischen Akademie und 1835 Sekretär [* 5] derselben, welches Amt er bis 1861 führte.
Von 1833 bis 1844 lehrte er als außerordentlicher Professor der Diätetik an der Pester Universität; 1836 gründete er die Kisfaludy-Gesellschaft; 1861 erhielt er die Professur der ungarischen Litteratur an der Hochschule zu Pest. Er starb daselbst Seine Hauptwerke sind: »Handbuch der ungarischen Poesie« (Pest 1828, 2 Bde.),
durch welches die ungarische Dichtung zum erstenmal in umfassenderer Weise in die deutsche Litteratur eingeführt wurde;
dann in ungarischer Sprache [* 6] die unvollendete »Geschichte der ungarischen Nationallitteratur« (das. 1851-53, 3 Bde.) und »Geschichte der ungarischen Poesie« (das. 1854, 3. Aufl. 1875; deutsch von Steinacker, 1863). -
Sein Sohn Stephan, Publizist und dramatischer Dichter, geb. zu Pest, studierte daselbst Jurisprudenz, wirkte einige Zeit als Ministerialbeamter und schrieb politische Broschüren, einen Roman und mehrere Bände Novellen in französischer Richtung, auch Dramen, von denen die Lustspiele: »A jó hajafiak« (»Die guten Patrioten«) und »Az uj emberek« (»Neue Menschen«) mit Erfolg aufgeführt wurden. Seit 1875 Redakteur des Journals »Nemzeti Hirlap«, starb er in Budapest. [* 7]