Die Ziege bildet in neuerer Zeit einen gesuchten Exportartikel. Der Bezirk zählt 9 Käsereien und 4 ansehnliche Viehmärkte.
Hauptmarktort ist
Lichtensteig, das auch einen Wochenmarkt hat. 4 Fischbrutanstalten. Neu Toggenburg
ist aber auch noch eine eigentliche
Industrielandschaft, in der sich namentlich Baumwollenindustrie und Stickerei angesiedelt haben. Daneben kommen Fremdenverkehr
und Hotelwesen wesentlich in Betracht. 76 industrielle Betriebe sind mit Motoren ausgerüstet.
Man zählt: 5 Bierbrauereien, 2 Gerbereien, 4
Sägen, 5
Mühlen, 3 Gärtnereien, 2 Buchdruckereien mit je einer Zeitung, eine
Bank und 3 Sparkassen. In
Wattwil ein
Frauenkloster vom Orden des h. Franciscus. 5 Sekundarschulen. Zwei Privatheilanstalten
und eine Rettungsanstalt. Zahlreiche gesellige, gemeinnützige, wohltätige, politische, religiöse und
berufliche Vereine, Lesegesellschaften. Kur- und Fremdenorte sind
Lichtensteig,
Bundt,
Rosengarten und
Wattwil im
Thurthal, sowie
Auboden,
Hemberg,
Oberhelfentswil, Spitzbad,
Köbelisberg, Rondelle,
Eggli,
Gruben, Höhg und
Krinau auf den Höhen.
1087 m. Burgruine auf einer steilwandigen Anhöhe über der
Wasserfluh
und hoch über dem Städtchen
Lichtensteig.
Prachtvolle und umfassende Aussicht aufs mittlere Toggenburg.
Von der einst mächtigen
Burg sind nur noch die Grundmauern, die drei Wälle und der jetzt verstopfte Ziehbrunnen erhalten geblieben.
Die Burg ist vom
Grafen Kraft I. zwischen 1240 und 1250 zum Ersatz für die verloren gegangene
Alt Toggenburg erbaut worden.
1270: castrum novum Toggenburc.
(Ober)Bezirk des Kantons St. Gallen,
oberster und grösster der vier Bezirke, in welche sich
die Landschaft Toggenburg gliedert. Umfasst das Quellgebiet und den Oberlauf der
Thur und bildete 1803-1831 den obern Abschnitt
des Bezirkes Ober Toggenburg oder des sog.
Obern Amtes der Landvogtei Toggenburg. Der Bezirk grenzt: im
S. an die Bezirke
Sargans
und
Gaster, im SW. an Gaster
und den Seebezirk, im NW. und N. an den Bezirk Neu Toggenburg
und den Kanton Appenzell,
im O. an den Bezirk Werdenberg.
Der
im N. und S. von hohen
Bergen eingefasste Bezirk öffnet sich im O. mit der Thalwasserscheide von
Wildhaus durch das Simmitobel
zum st. gallischen
Rheinthal.
Reformierte Kirchgemeinden
Wildhaus,
AltSt. Johann, Stein,
Nesslau,
Ennetbühl,
Krummenau,
Ebnat und
Kappel; katholische Pfarreien
Wildhaus,
AltSt. Johann, Stein,
NeuSt. Johann und
Kappel. Bezirkshauptort ist
Krummenau. Der Bezirk umfasst 22898 ha Fläche
und zählt 11612 (1860: 11297) Ew., sodass also auf 1 km2 51 Ew. entfallen. 8612 Reformierte und 2997 Katholiken. 2923 Haushaltungen
in 2282
Häusern. Ober Toggenburg ist der nach Sargans
umfangreichste Bezirk des Kantons. Er hat viele Alpweiden und grosse Waldungen
und weist nur in seinem untern Abschnitt
Wiesen-, Obst- und Gartenbau auf. Dank der Thurkorrektion verschwinden
in den breitern Thalsohlen die
Riet-,
Sumpf- und Kiesflächen. Grössere Rietstücke findet man noch im Hochthal von
Wildhaus,
um die
Schwendiseen, am Wildersee und am
Gräppelensee, sowie im hintern Luternthal. Die eidg.
Viehzählungen haben folgende
Resultate ergeben:
1886
1896
1906
Rindvieh
8961
9630
9896
Pferde
121
137
179
Schweine
962
2349
2785
Schafe
2802
1961
1092
Ziegen
1973
3363
3179
Bienenstöcke
617
1108
-
Früher war die Pferdezucht, besonders in
Wildhaus, nicht unbeträchtlich. Grosse Aufmerksamkeit wird der Ziegenzucht geschenkt.
Die Toggenburgerziege bildet seit einiger Zeit einen guten Exportartikel. Einige Fischzuchtanstalten
(so besonders im
Steinthal). Die
Churfirsten bilden einen Jagdbannbezirk. Alle Ortschaften haben besuchte
Märkte,
Sidwald bei
NeuSt. Johann einen bedeutenden Viehmarkt. Die grossen und schmucken
Dörfer sind alle Sitz einer bedeutenden Industrie (Baumwollspinnereien,
Webereien und Stickereien).
Daneben blühen Fremdenverkehr und Hotelwesen. Der Bezirk zählt 82 Betriebe mit Motoren. 5 Käsereien,
mehrere Bierbrauereien,
Sägen und
Mühlen, eine Teigwarenfabrik. Zahlreiche gemeinnützige, politische und gesellige Vereine.
Sekundarschulen in den grössern Ortschaften. Im ehemaligen Kloster
NeuSt. Johann eine Pflegeanstalt für schwachsinnige Kinder.
Lesevereine und Fortbildungsschulen. In
Wildhaus das Geburtshaus des Reformators
Ulrich Zwingli und die etwa 1000 Bände starke
Bibliothek der 1824 gegründeten Zwingligesellschaft.
Sparkassen in
Ebnat-Kappel,
Krummenau und
Nesslau. Von Kurgästen stark besuchte Ortschaften sind
im Thal besonders
Wildhaus,
Unterwasser,
Stein,
AltSt. Johann und
NeuSt. Johann. Landschaft, Siedelungsweise und Bevölkerung weisen grosse Aehnlichkeit
mit dem benachbarten Appenzellerland auf. Berühmt sind die Kilbe auf dem vielbesuchten Aussichtspunkt
Tanzboden und
das Sennen- und Aelplerfest in
Rietbad. Den Bezirk durchzieht seiner ganzen Länge nach die der
Sohle des
Thurthales folgende
prächtige
Haupt- und Poststrasse, von der wohlangelegte Seitenstrassen in die Nebenthäler hinein und an die stark besiedelten
Berghänge hinauf auszweigen. Bis zu dem stattlichen Doppelflecken
Ebnat-Kappel reicht die Toggenburgerbahn hinauf. Eine
hübsche Strasse verbindet
Neu St.
Johann-Sidwald mit dem Pfarrdörfchen
Ennetbühl und der Kuranstalt
Rietbad, von wo ein Fahrsträsschen
über den Krätzernpass nach
Urnäsch im Appenzell
hinüberführt. Ein guter Bergpass führt von
Wildhaus über die
Hohe Niedere nach
Walenstadt.
(Unter)Bezirk des Kantons St. Gallen;
bildet den nordöstl. Abschnitt der Landschaft Toggenburg
und gehörte 18034831 zum ehemaligen grossen Bezirk Unter Toggenburg, dem «Untern
Amt» der früheren Landvogtei. Er grenzt: im O. mit der
Glatt an den Bezirk Gossau
und den Kanton Appenzell
A. R., im
S. an den Bezirk
Neu Toggenburg,
im W. mit der
Thur an den BezirkAlt Toggenburg,
im N. ebenfalls mit der
Thur an den Kanton Thurgau
und den Bezirk Wil.
Der Boden ist im
ganzen ein fruchtbares, mit
Wiesen, Obstbäumen und
Wald bedecktes Molassehügelland, das im N. ins ebene Gelände der
Thur
ausstreicht und mit der Wilketshöhe im S. bis zu 1174 m ansteigt.
Bezirkshauptort ist
Flawil. Im Gebiet des Bezirks liegt in der Gemeinde
Mogelsberg noch eine Enklave der neutoggenburgischen
Gemeinde
Oberhelfentswil. 10976 ha Fläche und 21430 (1860: 14666) Ew., so dass auf 1 km2 195 Ew. entfallen. 12114 Reformierte, 9292 Katholiken
und 14
Juden. 5003 Haushaltungen in 3485
Häusern. Der Ackerbau ist beinahe ganz zurückgegangen, bis auf
den Gemüsebau für das Bedürfnis der Ortschaften. Kartoffeln werden nicht ausreichend angebaut. Um
Flawil baute man in früherer
Zeit noch viel
¶
mehr
Flachs. Die eidg. Viehzählungen ergeben folgende Resultate:
1886
1896
1906
Rindvieh
6271
7913
8596
Pferde
329
350
589
Schweine
962
2349
3164
Schafe
121
148
33
Ziegen
880
1051
683
Bienenstöcke
1465
1919
-
8 Käserein, 5 Mühlen und 4 Sägen. Marmorbruch im Wolfhag bei Degersheim und Tuffsteinfabrik in Ganterswil.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Industrie, und zwar Maschinenstickerei und Weberei. Hauptsitze der industriellen
Tätigkeit sind Flawil, Ober und Nieder Uzwil, Degersheim. Hausindustrie in einzelnen Stickmaschinen und Webstühlen geht bis
in die Einzelgehöfte hinauf. Bedeutend ist auch die Weisswarenfabrikation in Flawil und Degersheim.
Der Bezirk zählt 132 Betriebe mit Motoren. 5 Bierbrauereiein, Maschinenfabriken in Niederuzwil, Giesserei
und Eisenhammer in Ganterswil. Grosse Gärtnerei. 3 Buchdruckereien mit je einer Zeitung. 4 Sparkassen und eine Filiale der
Toggenburgerbank. 4 Sekundarschulen. Zahlreiche gemeinnützige, wohltätige, berufliche, politische und religiöse Vereine.
Lesegesellschaften und Volksbibliotheken. Ein Frauenkloster (Magdenau). Eine Rettungsanstalt. Armen- und Waisenhäuser. Je
eine schöne Brücke über die Thur und die Glatt; alte gedeckte Holzbrücke über die Thur bei Henau. Den
Bezirk durchziehen die Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen mit den Stationen Flawil, Uzwil und Schwarzenbach, sowie die Bodensee-Toggenburg-Zürichseebahn
mit den Stationen Degersheim und Mogelsberg. Zahlreiche schöne Strassen und Postwagenverbindungen. Im obern Teil des Bezirks
sieht man noch neun Burgruinen (Landegg, Gielsberg, Eppenberg, Krähenberg etc.).