Bibliographie: DieGrafenvon Toggenburg. (Neujahrsblatt des histor. Vereins inSt. Gallen.
1865). - Das Toggenburg unter äbtischenHerrschaft.
(Neujahrsblatt des histor. Vereins inSt. Gallen.
1875). - Wegelin, Karl. Geschichte der Landschaft Toggenburg. 2 Bde. St. Gallen 1857. -
Hungerbühler, M. Industriegeschichtliches aus der Landschaft Toggenburg.St. Gallen
und Bern
1852. -
Hungerbühler, M. Der Toggenburger Fabrikantaus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dargestellt aus dem Leben des Mathias Näf von Niederuzwil.St. Gallen
1855. - Schweizer,
Arn. Das Toggenburg und die Eisenbahn.St. Gallen
1865. - Schweizer,
Arn. DasWerdender Toggenburgerbahn.St. Gallen
1870. -
Hungerbühler, Math. Kulturgeschichtliches über die Landschaft Toggenburg.St. Gallen
1846. - Senn-Haselbach. Die ToggenburgischeBaumwollen-Industrie (in den
Alpenrosen. 1867). - Das Toggenburg; neuestes Reise-Handbuch von J. J. Hagmann, herausgeg. von
der Sektion Toggenburg des S. A. C. (mit Karte und Panorama).
Lichtensteig 1877. - Dierauer, Joh.
Bilderaus der Geschichte vonLichtensteig.
Lichtensteig 1895. Senn, Nikol. Toggenburger Archiv 1393-1487.Zürich
1868. - Osenbrüggen, Ed.
Das Toggenburg. (Wanderstudien aus derSchweiz. I). Schaffhausen
1871. - Senn, Walter.Das Toggenburg. (Charakterbilder schweizer. Landes,Lebens und Strebens. I). Glarus
1870. -
Isenring, J. B. Thurgegenden; eine Sammlung malerischer Landschaften.Lütisburg 1825. - Franz, J. Friedr.
Wildhaus, Zwinglis Geburtsort.St. Gallen
1818. - Franz, J. Friedr. Kirchliche Nachrichten überdie evangel. Gemeinden Toggenburgs.Ebnat 1824. - Kurlandschaft Toggenburg; herausgeg. vom Verkehrsverein des Toggenburgs.
- Panorama der Kurlandschaft Toggenburg.
(Alt).Bezirk desKantons St. Gallen.
Umfasst den nordwestl. Abschnitt der Landschaft Toggenburg
und die westl. Hälfte des 1803-1831 bestandenen grossen Bezirks Unter Toggenburg, der auch das «Unteramt»
geheissen wurde. Der Bezirk liegt zum grössten Teil westl. der
Thur und greift einzig mit der Gemeinde
Lütisburg auf das
östl. Flussufer hinüber. Er grenzt: im W. an die Kantone Thurgau
und Zürich,
im
S. an den st. gallischen Bezirk
See, im O.
an die Bezirke
Neu und Unter Toggenburg, im N. an die Bezirke Unter Toggenburg und
Wil und an den Thurgau.
Der Bezirk umfasst die 4 politischen
Gemeinden
Kirchberg,
Lütisburg,
Bütswil und
Mosnang, sowie die katholischen Kirchgemeinden
Bazenheid,
Bütswil,
Gähwil,
Libingen,
Lütisburg,
Mosnang und
Mühlrüti.
Bütswil und
Lütisburg haben auch je eine reformierte Pfarrei. Bezirkshauptort ist
Bütswil. Der Bezirk gehört dem Bergland
an, erreicht aber nirgends eine
Höhe von über 1300 m. In den Thalsohlen wird Land- und Obstbau getrieben, während an den
Thalgehängen
Weiden und Waldungen liegen. Stellenweise trifft man auch vereinzelte Torfmoore
(Ober Rindal).
Die Waldungen sind fast ausschliesslich Privatwald und umfassen im ganzen 2135 ha. Eigentliche Alpweiden (im Umfang von 513 ha)
besitzt einzig die Gemeinde
Mosnang. Der Ackerbau hat fast überall dem Wiesenbau weichen müssen. Viehzucht und Viehhandel.
GrosseMärkte in
Mosnang. 23 Käsereien. Holzhandel. Die eidg. Viehzählungen haben folgende Resultate
ergeben:
1886
1896
1906
Rindvieh
5523
7881
8608
Pferde
151
169
256
Schweine
753
1862
2561
Schafe
127
181
193
Ziegen
1620
1814
1151
Bienenstöcke
1131
1430
-
Der Bezirk umfasst eine Fläche von 12473 ha und zählt 11834 (1860: 10699) Ew., so dass also auf 1 km2 94 Ew.
entfallen. 10143 Katholiken und 1688 Reformierte. 2472 Haushaltungen in 2118
Häusern.
Starke industrielle Tätigkeit besonders in den
DörfernBütswil,
Dietfurt,
Bazenheid,
Kirchberg und
Lütisburg: Baumwollspinnereien,
Appreturgeschäfte, Färbereien, Buntwebereien etc. In
Lütisburg ein Kupferhammerwerk. Köhlerei und Giesserei von Kuhglocken
in
Libingen. Hauptindustrie ist aber allerorts die mechanische Stickerei. Die eidg. Betriebszählung
ergab das Vorhandensein
von 159 Betrieben mit Motoren. Zwei Buchdruckereien mit je einer Zeitung.
(Alt) (Kt. St. Gallen,
Bez. Alt Toggenburg,
Gem.
Kirchberg). 977 m. Burgruine auf einer steil zum
Murgthal abfallenden, bewaldeten Bergkuppe
an der Grenze gegen den Kanton Thurgau;
3 km sw. vom Pfarrdorf
Gähwil und mit diesem durch eine Fahrstrasse verbunden. Prachtvolle Aussichtüber
das Toggenburg, das
Murg- und das Tössgebiet. Neben den wenigen Leberresten der Stammburg der
Grafen von
Toggenburg erheben sich das Wallfahrtskirchlein St. Idaberg und ein Gasthaus.
St. Idaberg wird sowohl von Wallfahrern als von Touristen viel besucht. Die Burg war 1229 durch eine Schenkung des
GrafenDiethelm IV. an die Abtei St. Gallen
übergegangen, wurde aber schon im Frühjahr 1289 unter Anführung Rudolfs
von
Habsburg zerstört und seither nicht wieder aufgebaut. Traditionen des
KlostersFischingen berichten von einem frühern
Besitzer der Toggenburg, der aus Eifersucht und Jähzorn seine tugendhafte Gattin Ida von der
Zinne des
Schlosses in den Abgrund
gestürzt habe.
Vom Sturze unbeschädigt geblieben, lebte die Gräfin eine Zeit lang als Klausnerin in einer
Höhle der dortigen Gegend. Als
dann ihre Unschuld an den Tag gekommen und sie von ihrem Gatten gesucht und aufgefunden worden war, verzieh sie dem Reuigen,
wollte aber hinfür ihr Leben in einer
Klause des ehemaligen Klösterleins
Au zubringen. Nachdem sie hier
gestorben, wurde sie
im KlosterFischingen begraben. Dieses liess im Jahr 1496 über der Gruft der h. Ida eine besondere
Kapelle
errichten, die 1625 erweitert und 1704 durch eine neue
Kapelle mit mehreren Altären ersetzt worden ist. Auch entstand in
Fischingen 1580 eine eigene St. Ida-Bruderschaft. Von diesem Heiligenleben mag Schiller den
Stoff zu seiner
Ballade vom Ritter von Toggenburg geschöpft haben. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts liess der Pfarrer Wäspe in
Mühlrüti
aus gesammelten Beiträgen auf der Anhöhe der alten Toggenburg eine
Kapelle mit Wohnung erstellen, der seither noch ein Wirtschaftsgebäude
gefolgt ist.
(Neu)Bezirk des Kantons St. Gallen.
Er umfasst das Mittelstück der Landschaft Toggenburg zu beiden
Seiten der
Thur und bildete
1803-1831 die untere Hälfte des grossen damaligen Bezirkes Ober Toggenburg oder der sog.
Obern Amtes der Landvogtei Toggenburg.
Der Bezirke grenzt: im
S. an den Bezirk Ober Toggenburg, im SW. an den Seebezirk, im NW. an den Bezirk
Alt Toggenburg,
im N. und NO. an den Bezirk Unter Toggenburg und im O. an den Kanton Appenzell
I. R. Er umfasst die 7 politischen Gemeinden
Lichtensteig
(Bezirkshauptort),
Oberhelfentswil,
Brunnadern,
St. Peterzell,
Hemberg,
Wattwil und
Krinau, von denen alle reformierte Kirchgemeinden,
sowie
Wattwil,
Lichtensteig,
Oberhelfentswil,
Hemberg und
St. Peterzell auch katholische Pfarreien sind. Der Bezirk umfasst eine
Fläche von 10503 ha und zählt 11148 (1860: 12156) Ew., sodass auf 1 km2 106 Ew. kommen. 8114 Reformierte und 3027 Katholiken. 2759 Haushaltungen
in 1965
Häusern. Der Bezirk wird von der
Thur in zwei Abschnitte geschieden:
Thälchen des Ricken- und des vom SchlossIberg beherrschten Steinthalbaches, sowie dem Krinauerthälchen mit dem idyllischen
Pfarrdörfchen dieses Namens, und 2) einen östl., der den Mittel- und Unterlauf des Necker, sowie das Bergland zwischen diesem
und dem Thal der Thur umfasst. Nennenswerte Gipfelpunkte sind Regelstein und Kreuzegg, Köbelisberg und Wilketshöhe.
Die Höhen bedecken Bergwiesen und Tannenwaldungen, während in den Thalsohlen üppige Gärten, Wiesen und Obstbäume sich
finden. Die Bewohner beschäftigen
sich mit Land-, Forst- und Alpwirtschaft, sowie mit Viehzucht und Viehhandel. Die eidg.
Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:
1886
1896
1906
Rindvieh
5703
6731
7141
Pferde
154
157
248
Schweine
1127
2797
2592
Schafe
403
276
204
Ziegen
800
1204
998
Bienenstöcke
974
1210
-
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mehr
Die Ziege bildet in neuerer Zeit einen gesuchten Exportartikel. Der Bezirk zählt 9 Käsereien und 4 ansehnliche Viehmärkte.
Hauptmarktort ist Lichtensteig, das auch einen Wochenmarkt hat. 4 Fischbrutanstalten. Neu Toggenburg
ist aber auch noch eine eigentliche
Industrielandschaft, in der sich namentlich Baumwollenindustrie und Stickerei angesiedelt haben. Daneben kommen Fremdenverkehr
und Hotelwesen wesentlich in Betracht. 76 industrielle Betriebe sind mit Motoren ausgerüstet.
Man zählt: 5 Bierbrauereien, 2 Gerbereien, 4 Sägen, 5 Mühlen, 3 Gärtnereien, 2 Buchdruckereien mit je einer Zeitung, eine
Bank und 3 Sparkassen. In Wattwil ein Frauenkloster vom Orden des h. Franciscus. 5 Sekundarschulen. Zwei Privatheilanstalten
und eine Rettungsanstalt. Zahlreiche gesellige, gemeinnützige, wohltätige, politische, religiöse und
berufliche Vereine, Lesegesellschaften. Kur- und Fremdenorte sind Lichtensteig, Bundt, Rosengarten und Wattwil im Thurthal, sowie
Auboden, Hemberg, Oberhelfentswil, Spitzbad, Köbelisberg, Rondelle, Eggli, Gruben, Höhg und Krinau auf den Höhen.
1087 m. Burgruine auf einer steilwandigen Anhöhe über der Wasserfluh
und hoch über dem Städtchen Lichtensteig.
Prachtvolle und umfassende Aussicht aufs mittlere Toggenburg.
Von der einst mächtigen
Burg sind nur noch die Grundmauern, die drei Wälle und der jetzt verstopfte Ziehbrunnen erhalten geblieben.
Die Burg ist vom Grafen Kraft I. zwischen 1240 und 1250 zum Ersatz für die verloren gegangene Alt Toggenburg erbaut worden.
1270: castrum novum Toggenburc.
(Ober) Bezirk des Kantons St. Gallen,
oberster und grösster der vier Bezirke, in welche sich
die Landschaft Toggenburg gliedert. Umfasst das Quellgebiet und den Oberlauf der Thur und bildete 1803-1831 den obern Abschnitt
des Bezirkes Ober Toggenburg oder des sog. Obern Amtes der Landvogtei Toggenburg. Der Bezirk grenzt: im S. an die Bezirke Sargans
und Gaster, im SW. an Gaster
und den Seebezirk, im NW. und N. an den Bezirk Neu Toggenburg
und den Kanton Appenzell,
im O. an den Bezirk Werdenberg.
Der
im N. und S. von hohen Bergen eingefasste Bezirk öffnet sich im O. mit der Thalwasserscheide von Wildhaus durch das Simmitobel
zum st. gallischen Rheinthal.
Reformierte Kirchgemeinden Wildhaus, AltSt. Johann, Stein,
Nesslau, Ennetbühl, Krummenau, Ebnat und Kappel; katholische Pfarreien Wildhaus,
AltSt. Johann, Stein,
NeuSt. Johann und Kappel. Bezirkshauptort ist Krummenau. Der Bezirk umfasst 22898 ha Fläche
und zählt 11612 (1860: 11297) Ew., sodass also auf 1 km2 51 Ew. entfallen. 8612 Reformierte und 2997 Katholiken. 2923 Haushaltungen
in 2282 Häusern. Ober Toggenburg ist der nach Sargans
umfangreichste Bezirk des Kantons. Er hat viele Alpweiden und grosse Waldungen
und weist nur in seinem untern Abschnitt Wiesen-, Obst- und Gartenbau auf. Dank der Thurkorrektion verschwinden
in den breitern Thalsohlen die Riet-, Sumpf- und Kiesflächen. Grössere Rietstücke findet man noch im Hochthal von Wildhaus,
um die Schwendiseen, am Wildersee und am Gräppelensee, sowie im hintern Luternthal. Die eidg.
Viehzählungen haben folgende
Resultate ergeben:
1886
1896
1906
Rindvieh
8961
9630
9896
Pferde
121
137
179
Schweine
962
2349
2785
Schafe
2802
1961
1092
Ziegen
1973
3363
3179
Bienenstöcke
617
1108
-
Früher war die Pferdezucht, besonders in Wildhaus, nicht unbeträchtlich. Grosse Aufmerksamkeit wird der Ziegenzucht geschenkt.
Die Toggenburgerziege bildet seit einiger Zeit einen guten Exportartikel. Einige Fischzuchtanstalten
(so besonders im Steinthal). Die Churfirsten bilden einen Jagdbannbezirk. Alle Ortschaften haben besuchte Märkte, Sidwald bei
NeuSt. Johann einen bedeutenden Viehmarkt. Die grossen und schmucken Dörfer sind alle Sitz einer bedeutenden Industrie (Baumwollspinnereien,
Webereien und Stickereien).
Daneben blühen Fremdenverkehr und Hotelwesen. Der Bezirk zählt 82 Betriebe mit Motoren. 5 Käsereien,
mehrere Bierbrauereien, Sägen und Mühlen, eine Teigwarenfabrik. Zahlreiche gemeinnützige, politische und gesellige Vereine.
Sekundarschulen in den grössern Ortschaften. Im ehemaligen Kloster NeuSt. Johann eine Pflegeanstalt für schwachsinnige Kinder.
Lesevereine und Fortbildungsschulen. In Wildhaus das Geburtshaus des Reformators Ulrich Zwingli und die etwa 1000 Bände starke
Bibliothek der 1824 gegründeten Zwingligesellschaft.
Sparkassen in Ebnat-Kappel, Krummenau und Nesslau. Von Kurgästen stark besuchte Ortschaften sind im Thal besonders Wildhaus,
Unterwasser, Stein, AltSt. Johann und NeuSt. Johann. Landschaft, Siedelungsweise und Bevölkerung weisen grosse Aehnlichkeit
mit dem benachbarten Appenzellerland auf. Berühmt sind die Kilbe auf dem vielbesuchten Aussichtspunkt Tanzboden und
das Sennen- und Aelplerfest in Rietbad. Den Bezirk durchzieht seiner ganzen Länge nach die der Sohle des Thurthales folgende
prächtige Haupt- und Poststrasse, von der wohlangelegte Seitenstrassen in die Nebenthäler hinein und an die stark besiedelten
Berghänge hinauf auszweigen. Bis zu dem stattlichen Doppelflecken Ebnat-Kappel reicht die Toggenburgerbahn hinauf. Eine
hübsche Strasse verbindet Neu St. Johann-Sidwald mit dem Pfarrdörfchen Ennetbühl und der Kuranstalt Rietbad, von wo ein Fahrsträsschen
über den Krätzernpass nach Urnäsch im Appenzell
hinüberführt. Ein guter Bergpass führt von Wildhaus über die Hohe Niedere nach
Walenstadt.
(Unter) Bezirk des Kantons St. Gallen;
bildet den nordöstl. Abschnitt der Landschaft Toggenburg
und gehörte 18034831 zum ehemaligen grossen Bezirk Unter Toggenburg, dem «Untern
Amt» der früheren Landvogtei. Er grenzt: im O. mit der Glatt an den Bezirk Gossau
und den Kanton Appenzell
A. R., im S. an den Bezirk Neu Toggenburg,
im W. mit der Thur an den Bezirk Alt Toggenburg,
im N. ebenfalls mit der Thur an den Kanton Thurgau
und den Bezirk Wil.
Der Boden ist im
ganzen ein fruchtbares, mit Wiesen, Obstbäumen und Wald bedecktes Molassehügelland, das im N. ins ebene Gelände der Thur
ausstreicht und mit der Wilketshöhe im S. bis zu 1174 m ansteigt.
Bezirkshauptort ist Flawil. Im Gebiet des Bezirks liegt in der Gemeinde Mogelsberg noch eine Enklave der neutoggenburgischen
Gemeinde Oberhelfentswil. 10976 ha Fläche und 21430 (1860: 14666) Ew., so dass auf 1 km2 195 Ew. entfallen. 12114 Reformierte, 9292 Katholiken
und 14 Juden. 5003 Haushaltungen in 3485 Häusern. Der Ackerbau ist beinahe ganz zurückgegangen, bis auf
den Gemüsebau für das Bedürfnis der Ortschaften. Kartoffeln werden nicht ausreichend angebaut. Um Flawil baute man in früherer
Zeit noch viel
¶