mehr
lebhaftes Interesse für diesen Gebirgsstock. Am gelang es drei Hirten aus
Linthal, Bernhard Vögeli, Gabriel Vögeli
und Thomas Thut zum erstenmal, von der
N.-Seite her über den
Bifertenfirn den Tödi
gipfel zu besteigen, und 8 Tage später
wiederholten sie die
Tour mit Friedrich von Dürler. Doch noch Jahrzehnte lang blieben die Tödi
besteigungen
vereinzelt (1853 Prof. M.
Ulrich aus Zürich
mit G. Studer aus Bern
und Antiquar Siegfried aus Zürich;
1859 Hallwyl aus Bern
mit Sprecher von
Chur; 1861 Dr.
Th.
Simler aus Bern
mit G.
Sand von St. Gallen).
Die Besteigungen mehrten sich rasch, als bei der Gründung des Schweizer
Alpenklub im Jahr 1863 das Tödi
-Claridengebiet als erstes Exkursionsgebiet des Vereins erklärt und im gleichen Jahr die
Grünhornhütte als erste Schirmhütte in den Schweizeralpen erbaut wurde. Jetzt wird der Gipfel alljährlich von zahlreichen
Partien besucht.
Die Mehrzahl der Tödi
besucher übernachtet in der
Grünhornhütte oder in der eine Stunde tiefer unten
liegenden
Fridolinshütte. Man betritt dicht südl. von der
Grünhornhütte den
Bifertenfirn und wird höher oben durch den
zerrissenen Eishang zwischen der mittleren und obern Terrasse des Gletschers gezwungen, in die
Schneerunse einzutreten, ein
Couloir in der
S.-Wand des Tödi
, durch welches häufig kleine Eislawinen niedergehen. Man traversiert
dann die
Gelbe
Wand, betritt die obere Terrasse des
Bifertenfirns und erreicht das Scheitelplateau des Tödi
in der flachen
Einsenkung zwischen
Piz Rusein und
Glarner Tödi.
Der Aufstieg erfordert von
Linthal bis zur
Grünhornhütte 6½ Stunden, von hier bis auf den Gipfel 4-5 Stunden. Er ist der
langen Firnwanderung wegen ziemlich mühsam, bietet jedoch, abgesehen von der Gefahr in der
Schneerunse,
meistens keine besondern Schwierigkeiten. Um den Marsch durch die durch Eisstürze gefährdete Stelle in der
Schneerunse abzukürzen,
hat die Sektion Tödi
des S. A. C. im Jahr 1907 in der Gelben
Wand eine Gallerie aussprengen lassen. Weniger häufig, doch
nicht selten, wird der Tödi
von S. her bestiegen, wobei man die Couloirs und
Scharten benutzt, die in den
Grat zwischen
Piz Rusein
und
Piz Urlaun eingeschnitten sind. Am meisten begangen werden die
Gliemspforte und die
Porta da Spescha, durch welche man aus
dem
Val Rusein auf den obern Teil des
Bifertenfirns und von dort auf den Scheitel des Tödi
gelangt. Die 1907 eröffnete,
von der Sektion
Winterthur des S. A. C. erbaute «Reinharthütte» am untern Rand des
Puntaiglasgletschers wird ohne Zweifel dem Besuch des südl. Tödi
gebietes neuen Aufschwung bringen.
Da weit in der Runde kein Berg den Tödi
an
Höhe überragt, - der nächste höhere Gipfel, der
Dammastock
(3633 m), ist 44 km entfernt - ist die Aussicht von diesem Gipfel eine der grossartigsten im ganzen östl. Teil der Schweizeralpen.
Nordwärts schweift der Blick über das
Mittelland hinweg bis weit nach S.-Deutschland hinein, nach W. überschaut man die
Urner-,
Berner- und Walliseralpen bis zum
Mont Blanc, und nach O. reicht die Aussicht über den Ortler
hinaus weit in die Tirolerberge hinein. Von besonderer Schönheit ist der Blick auf die Bündneralpen, deren ganzes Gipfelheer
vor den
Augen des Beschauers ausgebreitet liegt.
Bibliographie. Hegetschweiler.
Reisen in den Gebirgsstock zwischen Glarus
und Graubünden.
Zürich
1825. -
Ulrich, M. Der Tödi
(in:
Berg- und
Gletscherfahrten in den
Hochalpen der
Schweiz. Bd I). Zürich
1859. -
Simler, Th. Der Tödi
-Rusein. Bern
1863. - Berichte über
die offiziellen Exkursionen des S. A. C. im Jahrbuch des S. A. C. Bd I. - Naef-Blumer. Clubführer durch
die
Glarneralpen. 1902.