Titel
Tobler
,
1) Titus, schweizer. Sprachforscher und Palästinaforscher, geb. zu Stein im Kanton Appenzell, [* 2] studierte zu Wien, [* 3] Würzburg [* 4] und Paris [* 5] und ließ sich dann in seiner Heimat als Arzt nieder, widmete sich aber nebenbei mundartlichen Studien und publizistischen Arbeiten. Die Frucht der erstern war sein »Appenzellerischer Sprachschatz« (Zürich [* 6] 1837),
dem sich später die »Alten Dialektproben der deutschen Schweiz« [* 7] (St. Gallen 1869) anschlossen. 1840 nahm er seinen Wohnsitz zu Horn im Kanton Thurgau, wo er 1853 zum Mitglied des ¶
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eidgenössischen Nationalrats gewählt ward. Als Früchte seiner vier Reisen nach dem Orient (die erste 1835, die letzte 1865 unternommen) erschienen: »Lustreise ins Morgenland« (Zürich 1839, 2 Bde.);
»Golgatha, seine Kirchen und Klöster« (St. Gallen 1851);
»Topographie von Jerusalem [* 9] und seinen Umgebungen« (Berl. 1853-54, 2 Bde.);
»Denkblätter aus Jerusalem« (Konst. 1853);
»Dritte Wanderung nach Palästina« [* 10] (Gotha [* 11] 1858);
»Nazareth in Palästina« (Berl. 1868) u. a. Außerdem veröffentlichte er noch: »Bibliographia geographica Palaestinae« (Leipz. 1867);
»Itinera et descriptiones terrae sanctae ex saeculo VIII., IX., XII. et XV.« (das. 1874) u. a. Seit 1871 in München [* 12] wohnhaft, starb er daselbst
Vgl. Heim, Titus Tobler
(Zürich
1879).
2) Adolf, roman. Philolog, geb. zu Hirzel im Kanton Zürich,
Sohn des dortigen Pfarrers Salomon Tobler
(gest. 1875 in Zürich),
der sich durch die
epischen Dichtungen: »Die Enkel Winkelrieds« (Zürich
1837) und »Kolumbus« (das. 1846) einen litterarischen Namen gemacht hat, studierte
in Bonn,
[* 13] wo er 1857 promovierte, lebte dann in Rom,
[* 14] in Toscana und Paris, bis er 1861 eine Stelle an der Kantonschule
zu Solothurn
[* 15] erhielt. Im J. 1867 habilitierte er sich an der Universität zu Bern,
[* 16] folgte aber noch in demselben Jahr einem Ruf als Professor
der romanischen Sprachen nach Berlin,
[* 17] welche Stelle er, seit 1881 auch Mitglied der dortigen Akademie der
Wissenschaften, noch jetzt bekleidet. Er veröffentlichte: »Bruchstücke aus dem Chevalier au Lyon«
[* 18] (Soloth. 1862);
»Italienisches Lesebuch« (2. Aufl., das. 1868);
eine Ausgabe des altfranzösischen Dichters Jehan de Condet (Stuttg. 1860);
»Mitteilungen aus altfranzösischen Handschriften« (Leipz. 1870);
»Die Parabel [* 19] von dem echten Ring« (2. Aufl., das. 1884);
»Vom französischen Versbau alter und neuer Zeit« (2. Aufl., das. 1883);
»Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik« (das. 1886) und zahlreiche Abhandlungen in Zeitschriften etc. -
Sein Bruder Ludwig Tobler
, geb. 1827, seit 1872 Professor der germanischen Philologie an der Universität zu Zürich,
schrieb außer Abhandlungen
in Zeitschriften: »Über die Wortzusammensetzung« (Berl.
1868) und gab »Schweizerische Volkslieder« (Frauenf. 1882-84, 2 Bde.)
sowie mit F. Staub das »Schweizerische Idiotikon« (das. 1885 ff.) heraus.